Mehrere Hundert Zuschauer, darunter viele ehemalige Obersinner, standen dicht gedrängt rund um den Marktplatz, als die Blooburschen das Symbol der Kirchweih, den 19 Meter langen Kirbbaum ausschließlich mit Muskelkraft in die Höhe wuchteten. Wettergott Petrus schien den Obersinnern wohlgesonnen: Während drei Stunden vorher der erste Regen seit mehreren Monaten niederging, sorgte strahlender Sonnenschein für den besten Rahmen des Spektakels. Jahrelang hatte der Sportverein die Pflege der alten Bräuche und Traditionen der Kirb übernommen, in diesem Jahr traten die Akteure des Feuerrädchens an ihre Stelle und kümmerten sich um die Rituale.
Es begann mit dem Abholen und Aufstellen des Kirbbaumes. Die Akteure des Feuerrädchens schlüpften wie in den Vorjahren in die Rollen der Blooburschen und holten bereits am Vormittag die stattliche Fichte aus dem Wald, die in diesem Jahr von Rainer Müller spendiert wurde. Feuerrädchen-Chef Alexander Prasch hatte alle Hände voll zu tun, dass die Mannschaft die richtigen Handgriffe setzte. Die Musikkapelle Obersinn-Mittelsinn unter Leitung von Volker Gärtner führte den kleinen Festzug an und holte den bunt geschmückten Baum mit den 16 Blooburschen ab. Ernst Diener steuerte den 100 PS-Traktor, auf dessen Wagenkonvoi der Baum und die Akteure Platz genommen hatten und lautstark den Beginn der Kirb skandierten.
Aus Sicherheitsgründen kein manuelles Lösen der Zugseile
Die elf Obersinner Kirbmädels begleiteten den Zug und trugen den mit bunten Bändern verzierten Kranz. Tage vorher hatte Bürgermeisterin Lioba Zieres es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit den jungen Damen den Kranz zu binden. Am Marktplatz warteten bereits die Gäste, um das Spektakel hautnah zu erleben. Routiniert brachten die Blooburschen den Baum in die passende Lage vor das Standloch, befestigten drei Lenkseile und im Rathausfenster stand eine "Zugabteilung" bereit. Die Protagonisten legten vier Stützenpaare am Stamm bereit und der Bänderkranz wurde befestigt.
Der erfahrene Altbloobursch Benedikt Weikinger hatte das Kommando übernommen. Professionell, souverän und auf Sicherheit bedacht, brachten die Burschen das Kirb-Symbol in die Senkrechte. Für den Kraftakt waren die flotten Märsche der Kapelle hilfreich. Auch wenn es die Tradition so will: Aus Sicherheitsgründen verzichtete man erstmals auf das manuelle Lösen der Zugseile in luftiger Höhe, sondern erledigt dies am Montag per Hebebühne.
Kirbplootz und andere Leckereien aus Küche und Keller
Nach getaner Arbeit rief Alexander Prasch seine Crew um den Baum zusammen, um das vom Rosenmontag bekannte Credo "Wir sind das Feuerrädchen in unserem Städtchen" zu intonieren. Tosender und dankbarer Applaus belohnte die Aufführung der alten Tradition. Anschließend spielte die Musikkapelle am Marktplatz zum Festbetrieb auf: Das "Caffe 3" hatte reichlich gedeckt und auf dem benachbarten Dorfplatz servierte die Crew des Kindergartens den traditionellen Kirbplootz und andere Kuchen.
Der Sonntag startete mit dem ökumenischen Festgottesdienst in der Pfarrkirche, den Pastoralreferent Thorsten Kapperer und Pfarrer Gunnar Zwing zelebrierten. An beiden Tagen hielten die drei Gasthäuser in Obersinn und im Ortsteil Emmerichsthal allerlei Leckereien aus Küche und Keller bereit – das Angebot nutzten die Gäste rege.