Die Corona-Lage hat das Ausstellungsprogramm im Marktheidenfelder Franck-Haus durcheinander gewirbelt. Nun ist aufgrund der aktuellen Inzidenzwerte rechtzeitig vor Pfingsten ein Neustart möglich. Der aktuelle Besuch der beiden Kunst-Ausstellungen ist zunächst noch etwas zögerlich. Die Menschen sind verunsichert. Aber diejenigen, die in das städtische Kulturzentrum kommen, freuen sich sehr darüber, dass es nach längerer Durststrecke endlich wieder etwas zu sehen gibt.
Im Galeriebereich des Vorderhauses bietet die Ausstellung „Surreale Landschaften“ des Malers Wolfgang Kohlhepp aus Oberwerrn ein farblich opulentes Angebot für das schon leicht entwöhnte Auge des Betrachters. Der gelernte Raumausstatter, der seit Jahren selbstständig im Wohnungsbau tätig ist, hat sich seit der Kindheit intensiv mit Zeichnung und Malerei beschäftigt, wie er im Gespräch vor Ort berichtete. Inzwischen kann er täglich vier bis fünf Stunden an seinen surrealen Dekonstruktionen der Landschaft arbeiten und hat dabei zu einem recht eigenwilligen Stil gefunden.
Gebäude und Menschen als Staffage
Mit seinen gut 20 ausgestellten Gemälden will er Menschen ansprechen. „Man arbeitet als Künstler doch für den Betrachter“, meint der 1948 Geborene. Deshalb scheut er sich auch nicht vor dem Dekorativen mit farbkräftigen Gestaltungen. In seinen verzerrten, bisweilen schwerelos wirkenden Landschaften greift er manchmal auf gängige Symbole wie einen Apfel zurück, ohne deren Bedeutung genauer zu charakterisieren.
Wie in klassischen Landschafts-Veduten nutzt er Gebäude und Menschen als Staffage. „Das weckt Interesse“, ist er sich sicher. Die Darstellung des Menschen sei schwierig, deswegen zeigt er sie im Miniaturformat, bringt durch ihre Haltung deren Rolle oder deren Charakter zum Ausdruck. Freilich wirkt dies manchmal ein wenig wie bei einer Modelleisenbahn.
„Langweilig darf es halt nicht werden, wenn ich an vier bis fünf Bildern gleichzeitig“ arbeite, bekennt der Oberwerrner Maler. Deshalb sind Entwicklungen erkennbar. „Jüngst habe ich mich bei meinen Farben etwas von der Pop-Art beeinflussen lassen“, sagt Kohlhepp. Eine stärkere Abstraktion sei auch erkennbar. Aber das bleibe letztlich ein Hin und Her wie zugleich auch ein Ausprobieren. Der eine oder andere Entwurf müsse zwischendurch schon einmal als misslungen vernichtet werden.
Seidenmatter Latexhintergrund
Der Künstler malt mit hochwertigen Acrylfarben auf Leinwand und legt einem seidenmatten Latex-Hintergrund unter viele Schichten. Grundlegend sind dabei Skizzen und Erinnerungen an Landschaften, die zunächst mit Bleistift vorgezeichnet wurden. Seine Landschaften versteht Kohlhepp als zeitgemäße Interpretation von Landschaftsmalerei: „eben keine Fotografie mit dem Pinsel“.
Und eines wird dem Betrachter auf den zweiten Blick dann auch deutlich, seit langen Jahren hat sich der Maler mit der traditionellen fernöstlichen Gartenkunst befasst. Zum Thema Bonsai hat er schon zwei Bücher geschrieben und veröffentlicht.
Surreale Landschaften
Aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen ist eine Anmeldung erforderlich unter Tel.: (09391) 81785; meist auch vor Ort als Sofort-Termin möglich.