Für seine "herausragende und bleibende Arbeit" für seine Heimatstadt hat Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder auf einstimmigen Beschluss des Stadtrates dem Vorsitzenden des Historischen Vereins, Michael Deubert, den Ehrenring der Stadt Marktheidenfeld verliehen. Bemerkenswert am Montagabend im Sitzungssaal des Rathauses waren Deuberts Dankesworte, in der er über "Liebe zur Heimat" sprach und die er zu einem Appell an die Öffentlichkeit nutzte, nicht in Populismus zu verfallen.
Michael Deubert, 2011 mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet und beruflich Jurist am Landratsamt in Karlstadt, habe sich auf vielfältige Weise Verdienste um Marktheidenfeld erworben, begründete Bürgermeisterin Schmidt-Neder die Ehrenring-Verleihung. In zahlreichen Veröffentlichungen in Schriften des Historischen Vereins, in Chroniken und Tageszeitungen habe er die Geschichte Marktheidenfeld beleuchtet und dabei auch "mit großem Vergnügen und Wortwitz" Geschichten aus seinem Hädefeld erzählt. Nach akribischer Vorarbeit verfasse er seine Texte mit leichter Feder und dem Leser zugewandt, zuweilen sei aber auch – bei entsprechendem Anlass – besonders spitz.
Konstruktive Kritik an städtischen Verlautbarungen
Die Bürgermeisterin erinnerte an eine Fülle von Veranstaltungen und Ausstellungen, die der Historische Verein und Deubert, der diesen seit fast 25 Jahren führt, in Marktheidenfeld ausgerichtet haben. Oberster Grundsatz sei stets gewesen, die Menschen mitzunehmen. Geschätzt seien die Ideen und Anregungen des neuen Ehrenring-Trägers, der beispielsweise dafür sorgte, dass Marktheidenfelds Kirchenglocken im weltweiten Netz zu hören sind, oder dass heute Themen- und Kostümführungen in der Stadt ganz selbstverständlich sind.
Von Schmidt-Neder gewürdigt wurden auch Deuberts Engagement in der katholischen Kirchenverwaltung, als Stifter und Schriftführer in der Bürgerkulturstiftung, als fachkundiger Referent am Gesundheitszentrum Marktheidenfeld und an der Forstschule in Lohr. Willkommen sei seine konstruktive Kritik an städtischen Verlautbarungen und sein Mitwirken an Broschüren und Flyern der Stadt.
In seiner Dankesrede bewertete Michael Deubert die Ehrung auch als Dank für die Arbeit des Historischen Vereins seit seiner Gründung 1978. Deubert sieht sich von zwei Leitgedanken geführt. Der eine, er stammt von August Bebel, lautet: "Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten". Der andere ist Titel einer Buches von Eberhard Schellenberger : "In kritischer Liebe zur Heimat".
Appell für fairen Umgang in der Politik
Deubert wörtlich: "Heimat ist für mich dieses Land an Main und Spessart, diese kleine Stadt Marktheidenfeld. Keine Heimattümelei, keine Reduzierung auf Folklore, keine kitschige Idylle, keine Insel der Seligen, kein ,Marktheidenfeld über alles'. Bitte das Eigenschaftswort ,kritisch' vor der ,Liebe zur Heimat' nicht überhören. Wenn ich hier ,kritisch' verwende, dann ist damit unausgesprochen verbunden das Wort konstruktiv. Konstruktiv kritisch."
Und hier sei er an einem Punkt, der ihm Sorge bereite, sagte Deubert. Demokratie in einer immer komplexeren Welt könne anstregend sein. Doch sollte man sich stets anstrengen, Sachverhalte zu verstehen. Deubert: "Wir sollten nicht in Populismus verfallen. Wir sollten auf die, die anderer Meinung sind, nicht einfach ,eindreschen', ob mündlich oder schriftlich. Bitte, liebe Mitmenschen, lasst das ,Politiker-Bashing', lasst billige Politiker-Beschimpfungen– auch auf der gemeindlichen Ebene! Wir sollten fair miteinander umgehen."
Die Stadt Marktheidenfeld habe in der Vergangenheit manche Rückschläge, gar Brüche gemeistert. Nicht einmal der nach der Kreisreform befürchtete Weltuntergang sei eingetreten, merkte Deubert schmunzelnd an. Und er schloss mit einem Hinweis des Länderrat-Bevollmächtigten Hans Wutzlhofer zur Stadtgründung vor 71 Jahren: "Je stärker das gegenseitige Vertrauen und die Zusammenarbeit ist, umso mehr wird Marktheidenfeld eine günstige Entwicklung nehmen."