Das Bamberger Diözesanmuseum hat seine Ausstellung um ein besonders märchenhaftes Exponat erweitert. Ab sofort ist der Grabstein von Sophia Maria von Erthal dort zu sehen, wie die Pressestelle des Erzbistums Bamberg mitteilt. Als historisches Vorbild für die Hauptgestalt im Grimm'schen Märchen Schneewittchen gilt das im Lohrer Schloss geborene Freifräulein Maria Sophia seit den fabulologischen Forschungen des Lohrer Apothekers Karl-Heinz Bartels.
Die Schwester der bekannten Erthal-Brüder, Fürstbischof Franz Ludwig (Würzburg und Bamberg) sowie Kurfürst und Erzbischof Friedrich Karl Joseph (Mainz), wurde 1725 in Lohr geboren.
Erblindet im Kloster gelebt
Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Sophia erblindet im Kloster der Englischen Fräulein am Bamberger Holzmarkt. Sie starb 1796 und wurde auf dem Friedhof der alten Martinskirche begraben. Der Grabstein galt als verschollen, bis er vor kurzem in Privatbesitz wieder auftauchte und dem Diözesanmuseum übergeben wurde.
In Lohr, der Schneewittchenstadt, sind die vielen Parallelen zwischen dem Leben Sophias und dem Schneewittchen im Märchen längst bekannt. So ähnelt die Familienkonstellation mit der Stiefmutter der Geschichte. In der Lohrer Nachbarschaft gab es Bergwerke in Bieber, wo Kinder oder Kleinwüchsige in den Stollen arbeiteten, was auf die sieben Zwerge hindeuten könnte. Um zu diesen Bergwerken zu gelangen, muss man nach Lohrer Zählung tatsächlich sieben Hügel überqueren.
Sophias Vater Philipp Christoph von Erthal, der im Lohrer Schloss residierende Mainzer Amtmann hatte eine Spiegelfabrik, und noch heute ist im Spessartmuseum ein Spiegel mit der Inschrift "Amour Propre" zu sehen, was "Selbstliebe" bedeutet und die Frage nach der Schönsten im ganzen Land sein könnte.
Frau im edlen Männerzirkel
Der Bamberger Museumsleiter Holger Kempkens betont, dass es eine Besonderheit gewesen sei, dass in der damals von Männern dominierten Welt eine Frau einen eigenen Grabstein bekommen habe.
Noch bemerkenswerter ist laut Domkapitular Norbert Jung, dass die Grabmäler der in Alt Sankt Martin begrabenen Bamberger Weihbischöfe alle verschwunden seien. Sophias Stein aber sei nach dem Abriss des Gotteshauses Anfang des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen Krankenhaus am Regnitzufer aufbewahrt worden, das ihr Bruder Franz Ludwig gegründet habe. Danach habe sich die Spur verloren.