
Fachkompetenz ist ihre Stärke. Das Schuhgeschäft Isabell Schürr feiert 100-jähriges Bestehen. 1924 legten die Urgroßeltern der heutigen Inhaberin Isabell Schumm-Schürr mit dem Schuhgeschäft Schwind den Grundstein dafür. Heute führt Schumm-Schürr das Geschäft mit zwei gegenüberliegenden Filialen in vierter Generation.
Elf Mitarbeiter zählt der Betrieb heute, die Chefin eingerechnet. Gestartet ist das Schuhgeschäft vor 100 Jahren mit handgemachten Schuhen. Die Schuhmanufaktur gibt es nicht mehr. Die Fachkompetenz ist geblieben. Alle Mitarbeiterinnen sind Schuhfachverkäuferinnen. Fünf haben ihre Ausbildung bei Schuhmode Schürr absolviert und arbeiten bis heute in dem Betrieb. Schuhmode Schürr bietet auch aktuell Ausbildungsplätze zum Schuhfachverkäufer an.

Beraten von Experten
Allerdings gibt es so gut wie keine Bewerbungen dafür, bedauert sie. Dabei sei das Wissen um den passenden Schuh wichtig. "Wir gucken auf die Füße und wissen, was die Kunden brauchen", fasst sie die Kernkompetenz des Berufs zusammen. Das unterscheide ein Fachgeschäft vom Onlinehandel. Viele Kunden haben Einlagen oder das Problem eines schmerzhaften Hallux Valgus, einer Fehlstellung des großen Fußzehs. Das passende Schuhwerk könne dabei Linderung verschaffen. "Das Wichtigste im Geschäft sind Beratung und Fachwissen", sagt Schürr. Aber auch der soziale Kontakt sei ein ganz wichtiger Punkt.

Zwei, direkt gegenüber liegende Ladengeschäfte betreibt sie. Den 1995 von ihr eröffneten "Schnürschuh" und auf der anderen Seite das Traditionshaus. Insgesamt habe sich die Branche gewandelt. Die größte Herausforderung der Schuhbranche im Einzelhandel sei das Lager, weiß sie aus Erfahrung. Denn zu jedem im Geschäft präsentierten Schuh braucht es im Lager eine entsprechende Größenauswahl. Früher gehörte zum Sortiment die ganze Bandbreite. Vom Gummistiefel bis zum Hausschuh. Vor allem von Letzteren gab es ein großes Sortiment, weiß Schumm-Schürr. Das Geschäft führte außerdem Kinder- und Herrenschuhe. Inzwischen konzentriert sie das Warenangebot auf Damenschuhe in aktueller Mode. Herrenschuhe werden derzeit abverkauft. "Damenschuhe, das ist das, worin wir gut sind", sagt sie.
In Italien gearbeitet
Der 54-Jährigen war immer klar, dass sie einmal das Geschäft fortführen wird. Vor ihrem Eintritt in den Familienbetrieb im Jahr 1995 arbeitete sie im Ausland in leitender Funktion in Schuhgeschäften, als Substitutin. Vorwiegend in Italien, dem damaligen Mekka der Schuhproduktion. Um dort arbeiten zu können, erlernte sie die Landessprache. 2007 übergab ihre Mutter Christl Schürr die Geschäftsführung an Isabell Schumm-Schürr, die das Schuhhaus Schwind in "Schuhmode Isabell Schürr" umbenannte.
Das Geschäft blickt auf eine 100-jährige Tradition, die die Familie eines gelehrt hat. Das A und O für den Betrieb seien die Mitarbeiter und das Wir – das Wichtigste für das Geschäft und den Kundenkontakt sei "das Fachwissen, die Beratung und die Zeit, die wir uns für die Kunden nehmen", fasst Schumm-Schürr als Motto für die Zukunft zusammen. Für einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb brauche es beides. Gefeiert wird das Jubiläum von Donnerstag bis Mittwoch, 11. bis 17. April.

Hintergrund: 100 Jahre Schuhmode Schürr
1939: Kriegsbeginn in Deutschland. Alle vier Söhne des Gründerehepaares Schwind müssen an die Front. Das Paar bleibt mit der einzigen Tochter zurück und hält das Geschäft mit Tauschhandel am Leben. Als einziger der vier Söhne kehrt Michael Junior aus dem Krieg zurück.
1945: Kriegsende und Neubeginn für das Schuhhaus durch Michael Schwind Junior.
1952: Tod des Seniors.
1956: Umbau und Neugestaltung
des Geschäfts in der Hauptstraße.
1973: Umbau und Umzug in das ehemalige Lebensmittelgeschäft gegenüber.
1975: Übernimmt Michaels Tochter, Christl Schürr, gemeinsam mit ihrem Mann Heinz.
1978: Gründung des ABC-Vertriebs im alten Geschäftshaus.
1984: Michael Schwind Junior verstirbt.
1986: Der Betrieb besteht inzwischen in der dritten Generation. Das Geschäft in der Hauptstraße 14 wird umgebaut und neu gestaltet.
1994: Tod von Heinz Schürr. Seine Witwe Christl, führt das Geschäft alleine weiter.
1995: Tochter Isabell ersetzt in vierter Generation das ABC-Geschäft durch das neue, bis heute
bestehende Konzept "Schnürschuh".
1995: 75-jähriges Bestehen.
2007: Christl Schürr übergibt die Geschäftsführung an ihre Tochter Isabell Schumm-Schürr.
2024: 100-jähriges Bestehen.