Er war ein Glücksfall für Lohr, in vielfacher Hinsicht. Und deshalb werden jetzt auch viele trauern um den am Freitag im Alter von 81 Jahren verstorbenen Diplom-Volkswirt Klaus Fritsch. Er war bis Mitte des Jahres 2000 kaufmännischer Geschäftsführer der im Süden Lohrs aufgeblühten Rexroth-Tochter Indramat.
Er gehörte zu den Vätern des Lohrer Jugendzentrums, das er und seine Frau Helga mit dem ganzen Einsatz ihrer Persönlichkeiten gegen viele Widerstände aufbauen halfen. Und er engagierte sich viele Jahre und bis ins hohe Alter für die Hausaufgabenhilfe der Arbeiterwohlfahrt und als Zweiter Vorsitzender und Schatzmeister für die Lebenshilfe Main-Spessart in Lohr, für ihre St.-Nikolausschule und das Förderzentrum in Wombach.
Sozial, kulturell, politisch
Über Jahrzehnte hinweg setzten sich Klaus und Helga Fritsch für das soziale und kulturelle Leben der Stadt ein und wirkten damit auch politisch. Der Manager unterstützte immer wieder wesentlich seine Frau Helga, die vor allem als 3. Bürgermeisterin der Stadt Lohr und als Kindergartenbeauftragte ein segensreiches Wirken entfaltete. Beide Eheleute zogen selbst vier Kinder groß, die sich mit den Enkeln über Deutschland hinaus zerstreuten.
Als Helga Fritsch 2010 starb, blieb Klaus Fritsch allein in Lohr zurück. Zuletzt machte der krebskranke Mann gesundheitlich wieder einen besseren Eindruck. Nach einer Chemotherapie schien es aufwärts zu gehen. Aber dann kam der Rückschlag.
Für alle, die Klaus Fritsch noch einmal danken und Abschied nehmen wollen, ist am Mittwoch, 5. Dezember, um 15 Uhr in der evangelischen Auferstehungskirche in Lohr eine Trauerfeier. Die Urne wird später im Familienkreis in Flensburg beigesetzt.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte der am 7. Januar 1937 geborene Klaus Fritsch mit zwei Brüdern bis zum Abitur in Düsseldorf. 1961 heiratete er seine Frau Helga, die er während seines Volkswirtschafts-Studiums in Freiburg kennengelernt hatte. Ein Jahr später kam eine schwer behinderte Tocher zu Welt, später zwei Schwestern und ein Bruder.
Rexroths Rechner
Mitte der Siebziger Jahre zog die Familie Fritsch aus dem Rheinland nach Lohr. Hier übernahm er die Leitung des Rechnungswesens bei der damaligen Mannesmann-Tochter Rexroth. Später brachte er es bis zum kaufmännischen Geschäftsführer von Indramat. Und nicht nur in dieser Funktion tat er einiges, um in Lohr Industrie, Bürger, Kunst und Kultur miteinander zu verbinden.
Zur Überraschung vieler tauchten der Manager und seine studierte Soziologin eines Tages plötzlich bei der Aktionsgemeinschaft Jugendzentrum auf. Die beiden Sozialdemokraten entschlossen sich spontan, den jungen Leuten beim Aufbau des Jugendzentrums zu helfen, engagierten sich praktisch und körperlich in der Förderung der Jugendarbeit und des JUZE.
Helga Fritsch übernahm den Vorsitz der Arbeiterwohlfahrt, des Trägers, und Klaus Fritsch war dabei ihre größte Stütze. Mit Sachkenntnis und Eloquenz trieb er noch manches Projekt in Lohr voran, half vor allem über Jahre und Widerstände hinweg den Traum vom Jugendzentrum zu verwirklichen. Er war quasi auch noch der Bauleiter.
Mit Freude Kindern geholfen
Nach seinem Wechsel von der Firmenspitze in den Ruhestand widmete sich Klaus Fritsch jahrelang alltäglich in der AWO-Hausaufgabenhilfe Grundschülern und mit Freude auch den Migrantenkindern. Der frühere Erster Bürgermeister Siegfried Selinger bezeichnete Klaus und Helga Fritsch bei einer Ehrung als "die Motoren und Köpfe" der Arbeiterwohlfahrt in Lohr. Gleichzeitig kümmerte sich Klaus Fritsch um Finanzierungs- und Umstrukturierungsprobleme der Lebenshilfe in Lohr - mit der gleichen Intensität wie früher im Betrieb.
Klaus Fritsch war ein Kämpfer für manch gute Sache, für die er mit spitzer Zunge, aber hochanständig zu streiten wusste. Er gehörte mit an die Spitze jener wichtigen Leute, die Rexroth früher nach Lohr zog und die ihr Wirken zum Wohle der Stadt erweiterten. Für Fritsch war es fast selbstverständlich: "Die Aufgaben liegen doch auf der Straße, man muss sie nur anpacken."