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LOHR
Ehemaliger Handball-Profi trainiert die Heimbewohner
Otto Fetser mit zwei Bewohnern des Heimbereichs am Sommerberg beim individuellen Fitnesstraining
Foto: Frank Zagel | Otto Fetser mit zwei Bewohnern des Heimbereichs am Sommerberg beim individuellen Fitnesstraining
Redaktion
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:51 Uhr

Otto Fetser steht zwischen den beiden Hometrainern und kontrolliert Pulsschlag, gefahrene Kilometer und Kalorienverbrauch. Die Daten überträgt er in das Leistungsbuch der Bewohner des Heimbereichs am Sommerberg in Lohr, das den Fitness-Verlauf seiner Probanden, die am Programm „Sport und Bewegung“ teilnehmen, akribisch genau dokumentiert.

Nahezu professionelle Arbeitsbedingungen für die mittlerweile 27 teilnehmenden Bewohner, die im Heimbereich am Sommerberg, entweder im Kilian-Hofmann-Haus als schwer vermittelbar geltend auf eine Langzeiteinrichtung warten, oder bereits im angrenzenden Dietrich-Bonhoeffer-Haus leben. Neben dem Fitnessprogramm am Heimtrainer wird vom Trainer auch Gymnastik, Aerobic, Kraft- und Stabilisationstraining angeboten.

Wer die Vita des 38-jährigen Sporttherapeuten, der trotz zahlreicher Trainer-Scheine sein Amt noch als Stabsstelle führen muss, beleuchtet, kann daraus sofort das hohe Engagement von Otto Fetser erkennen: 15 Jahre war er Profihandballer verschiedener Mannschaften der 1. Bundesliga. Seine Ambitionen, sich als Trainer zu etablieren, führten ihn als B-Lizenz-Trainer im Jahr 2013 nach Lohr, um den TSV, der sich damals – wie gegenwärtig – im hinteren Bereich der Bayernliga tummelte, wieder zum Erfolg zu verhelfen.

Zunächst Fahrdienstkoordinator

Nach nur einer Saison und ausbleibenden Erfolgen trennte sich der Verein wieder von Fetser, der sich dauerhaft in Lohr niederlassen wollte, um seiner Familie einen weiteren Umzug zu ersparen. Durch sein Engagement bei den Lohrer Handballern lernte er den Leiter des Heimbereichs am Sommerberg, Werner Hartmann, kennen, der ihm eine Einstellung, zunächst als Fahrdienstkoordinator in Teilzeit für seine Häuser, ermöglichte.

Die Idee nach einem Trainingsraum für die insgesamt 47 Bewohner war schnell in den Köpfen der sportbegeisterten Männer. Nach und nach wurde dieser eingerichtet und Fetser arbeitete individuelle Fitnessprogramme für die Bewohner aus. „Wir haben mit einem Bewohner und zwei Heimtrainern begonnen“, erinnert sich der Leistungssportler an die Anfänge vor drei Jahren. Jetzt geben sich die Bewohner im zum geräumigen Fitnessstudio eingerichteten Keller des Kilian-Hofmann-Haus die Klinke in die Hand, um zu den ganztägigen Sportangeboten zu erscheinen.

Keine Pflichtveranstaltung

„Viele Teilnehmer möchten in erster Linie ihr Gewicht reduzieren und fitter werden“, erklärt Werner Hartmann: „Natürlich brauchten wir am Anfang viel Geduld, um unsere Leute für Aktivitäten zu motivieren.“ Otto Fetser scheint den richtigen Ton für die Bewohner gefunden zu haben. Immer wieder wendet er sich während des Pressegespräches den Teilnehmern zu, wechselt ein paar nette Worte mit ihnen und spornt sie an. „Das soll ja keine Pflichtveranstaltung werden, die Bewohner sollen aus freien Stücken teilnehmen“, führt er seine Trainingsphilosophie aus. „Wenn die Teilnehmer merken, dass sie schlanker werden und länger laufen können, sind sie total motiviert.“

„Die vitalen Fortschritte der Heimbewohner sind ersichtlich“, ergänzt Hartmann. Kontinuierlich werden die Trainingsgeräte und Einheiten erweitert. „Bei seinen Projekten hat unser Trainer freie Hand und vollstes Vertrauen der Leitung“, schmunzelt der Heimleiter. „Schließlich“ fügt er hinzu, „wollen wir seine sportlichen Kompetenzen für uns abgreifen.“

Weitere Ideen im Kopf

Ideen hat der ehemalige Leistungssportler genügend im Kopf. Erst in diesem Jahr führte er eine Frühsportgruppe ein, die sich zweimal die Woche vor dem Haus trifft – bestehend aus Bewohnern und Mitarbeitern. Auch über eine eigene Sportmannschaft aus Heimbewohnern denkt Fetser nach. Ein Programm über das eigenständige Zubereiten gesunder Ernährung ist am Anlaufen.

Werner Hartmann denkt noch einen Schritt weiter. Er würde gerne von Studenten die psychiatrischen Auswirkungen des Trainingsprogramms evaluieren lassen, um damit wissenschaftlich belegen zu können, welche Wichtigkeit die regelmäßigen Trainingsprogramme auf die Tagesstruktur und Selbstständigkeit seiner Bewohner haben.

Auch dies sollte den motivierten Initiatoren gelingen, genauso wie Hartmann und Fetser schon jetzt maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich die Bewohner im Heimbereich wesentlich besser fühlen.

 
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