
Als die Lohrer Tafel 2005 gegründet wurde, konnten sich 70 Personen über günstige Lebensmittel freuen. Heute kommen etwa zehn Mal so viele Menschen, darunter knapp 300 Kinder. „Seit 2015 hat sich die Zahl unserer Kunden verdoppelt“, erklärt Leiter Michael Donath. Natürlich seien viele Flüchtlinge hinzugekommen, sagt er weiter, aber es kämen auch wieder mehr Einheimische, trotz Vollbeschäftigung im Landkreis. „Das sind zum Beispiel Alleinerziehende oder Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen.“
Mit mehr Kunden hat die Tafel auch mehr Kosten zu stemmen: Vor allem die Ausgaben für die Fahrzeuge und Benzin steigen, weil die Ehrenamtlichen mehr und weiter fahren müssen, um die Lebensmittel zu sammeln. „Unsere Helfer sind sechs Tage die Woche unterwegs, fahren regelmäßig nach Schweinfurt oder Aschaffenburg, sogar bis nach Fürth“, so Donath. Hinzu kommen Reparaturen an den drei Fahrzeugen sowie Miete und Energiekosten für die Räumlichkeiten. Das alles finanziert die Tafel aus Zuschüssen von Stadt und Landkreis – und in großen Teilen aus Spenden. „Die Finanzen bereiten uns zunehmend Sorgen: Dieses Jahr haben wir ein kleines Defizit eingefahren.“ Wenn das so weiter gehe, müsse man schauen, ob die Tafel für die Diakonie noch haltbar sei.
Inspiration von Duisburger Tafel
So kam die Idee auf, die „Ritter der Tafel“ wieder neu zu beleben. Diese „Tafelrunde“ wurde bereits vor einigen Jahren vom ehrenamtlichen Leiter Thomas Damm ins Leben gerufen. Bei einem Besuch in Duisburg wurde er auf die Aktion der dortigen Tafel aufmerksam: Sogenannte „Ritter“ hatten sich dort verpflichtet, regelmäßig einen Betrag von fünf Euro oder mehr zu spenden. „Ich schlug Michael Donath vor, so ein Konzept auch in Lohr zu etablieren, und er war sofort begeistert“, so Damm. 16 Ritter verpflichteten sie damals, darunter auch Altbürgermeister Siegfried Selinger.
Wer sich zukünftig verpflichtet, jährlich, quartalsweise oder monatlich mindestens fünf Euro zu spenden, erhält den „Ritterschlag“ und darf sich fortan Ritter oder Edle Frau der Lohrer Tafel nennen. Die edlen Unterstützer erhalten eine Urkunde, werden vierteljährlich von Damm per Newsletter über die Aktivitäten der Tafel informiert und regelmäßig zu Treffen eingeladen. „Wir hoffen, dass sich Menschen langfristig verpflichten, damit die Spenden für uns planbar sind“, erklärt Donath das Konzept. Man könne den Ritterstand natürlich trotzdem jederzeit wieder verlassen.