
Respektable 100 und 120 Zentimeter Durchmesser haben die Rohrstücke, die die Eisenwerke Düker seit Frühjahr in das arabische Emirat Umm al-Qaiwain verschicken. Geplant ist, dass die letzten Teile Karlstadt noch im Dezember verlassen. Eingesetzt werden sie beim Bau einer Anlage zur Meerwasser-Entsalzung.
Rund 30 Kilometer solcher riesigen Rohrleitungen werden dort verlegt, um das Trinkwasser dorthin zu transportieren, wo es benötigt wird. Von Düker kommen die Verbindungsstücke – Bögen, T-Stücke, Abzweige. In der Fachsprache werden sie unter dem Begriff Formstücke zusammengefasst. Teile mit einem Gewicht von zusammen rund 500 Tonnen wurden dafür produziert, berichtet Gerald Werner, bei Düker für die Exportabteilung zuständig. Einzeln haben sie ein Gewicht von 800 Kilo bis zu 1,5 Tonnen. Sie halten bei Wandstärken von bis zu zwei Zentimetern einem Druck von 16 Bar stand.
Vor fünf Jahren nach Katar geliefert
Schon 2010 wurde in der Handformerei in Laufach (Lkr. Aschaffenburg) investiert, um sogar Formstücke mit 160 Zentimetern Durchmesser gießen zu können. Das hatte sich ausgezahlt, als Düker im Winter 2015/16 Rohrteile für die Wasserversorgung von Katar lieferte. Ebenfalls in Laufach steht eine riesige CNC-Horizontal-Bohr- und Fräsmaschine, um beispielsweise die Löcher in die Flansche zu bohren. Damit lassen sich dann zwei Rohre über viele einzelne Schrauben miteinander verbinden.

Im Gegensatz zu den Formteilen für Katar wurden die jetzigen auch in Laufach beschichtet – teilweise innen mit einem trinkwassertauglichen Zement und außen mit einer Schicht auf Bitumenbasis, teilweise aber auch innen und außen mit einer Epoxidbeschichtung. Seit 2006 läuft jeglicher Versand über Karlstadt. Von da werden sie zunächst über die Straße transportiert und gehen in der Regel von Hamburg aus auf dem Seeweg in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Im Emirat Umm al-Qaiwain werden die Formstücke mit geraden Rohren kombiniert, die aus Indien kommen. In ein bis zwei Jahren soll die Leitung fertig sein. Zwar fertigt Düker in Karlstadt auch gerade Rohre, diese jedoch nur für drucklose Abwasserleitungen. Laufach ist auf (unter Druck stehende) Trinkwasserleitungen spezialisiert, stellt aber keine geraden Rohre her.
Salzgehalt im Persischen Golf steigt
Von der Corona-Krise war dieser Auftrag nicht betroffen, da er bis März fertig ausgehandelt war. Das arabische Emirat Umm al-Qaiwain ist eines der sieben arabischen Emirate. Es liegt in direkter Nachbarschaft zu Abu Dhabi und Dubai. Die Emirate beziehen Süßwasser über Entsalzungsanlagen aus dem Persischen Golf. 70 Prozent des Wassers dienen der Landwirtschaft beziehungsweise zur Bewässerung von Palmen und Sträuchern, heißt es in einem Wikipedia-Artikel.
Durch den steigenden Bedarf – nicht zuletzt aufgrund enorm steigender Bevölkerungszahlen – könnte die Salzkonzentration im Persischen Golf in zehn Jahren so stark steigen, dass keine Trinkwassergewinnung mehr möglich sein wird. Für diesen Fall könnte mit einer Fernleitung ins Emirat Fudschaira auf das Wasser des Arabischen Meeres zurückgegriffen werden. Wieder ein Auftrag für Düker?