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Würzburg
Dreist: Arbeitgeber bestohlen und Waren im Wert von über 365 000 Euro verhökert
26-Jähriger vor Gericht: Der Mann war im Unternehmen für Veranstaltungstechnik in Main-Spessart selbst für Fehlbestände zuständig und nutzte dies weidlich aus.
Symbolbild.
Foto: Oliver Berg | Symbolbild.
Franz Barthel
 |  aktualisiert: 10.02.2024 16:27 Uhr

Aus dem Lager einer Firma für hochwertige Veranstaltungstechnik hat ein Mitarbeiter (26) innerhalb von zwei Jahren Waren im Gesamtwert von knapp über 365 000 Euro entwendet, über die Firma ausliefern lassen und zu Geld gemacht. Der Angestellte war Verkäufer in dem Unternehmen, aber auch dafür zuständig, sich um "Fehlbestände und Ungereimtheiten" im Lagerbestand zu kümmern.

Mit einem hochwertigen Kopfhörer, den er preisgünstig anbot, fing es an. Letztlich überwies allein ein Mann aus Bochum dem nun Angeklagten insgesamt 150 000 Euro für Internet-Verkäufe. Als dieser "Kunde" nach dem Grund für die tollen Preise fragte, wurde ihm gesagt, es handele sich um Waren aus einer Insolvenz im Ausland. Später, als die Preise aus Main-Spessart immer mehr "nachgaben", habe er nachgefragt und erfahren, dass es sich um nicht ganz legale Ware handle, die aus der Firma "herausgeschafft" werde. Der Kunde aus Bochum verkaufte die Ware weiter, vor allem in seine türkische Heimat, nach Holland und in die Schweiz. Vor Gericht sahen sich Lieferant und Kunde zum ersten Mal; es habe aber ein, zwei Telefonate gegeben. 

Angeklagter hatte Schulden, aber "nur vom Angeben"

Der Angeklagte begründete die Diebstähle beim Arbeitgeber mit seinen "hohen Schulden". Als das Gericht wissen wollte, woher die stammten, sagte der Verkäufer "nur vom Angeben". Er sei in einer Hartz-IV-Familie aufgewachsen und habe nicht gelernt, mit Geld umzugehen. Als er in dem Unternehmen angestellt wurde, habe er "Lücken im Programm" entdeckt und diese genutzt, ohne darüber Buch zu führen.

Auf Nachhaken beschrieb er seine Schulden als "freizeitmäßig". Er fuhr teure Autos mit hoher monatlicher Leasing-Rate, lud Freunde zum Abendessen oder gar in den Urlaub ein. Das Loch im Lager der Firma fiel durch Zufall auf: Ein renommierter Hersteller von Veranstaltungstechnik bemerkte in den Online-Kleinanzeigen Neuware zu einem sagenhaften Preis und setzte einen Testkäufer darauf an: Die Spur führte erst zu dem Bochumer, dann zum Angeklagten, der bei seinem Arbeitgeber eigentlich auf Schwund achten sollte.

Er hätte nie gedacht, dass sein krimineller Umsatz eine solche Größenordnung erreicht hatte, sagte der Angeklagte. Es sei ihm nur darum gegangen, Schulden zu bezahlen, aber da hätten sich immer  wieder neue angehäuft. Nachdem seine Straftaten aufflogen, sei ihm vom Arbeitgeber nahegelegt worden, nicht zur Polizei zu gehen. Er habe daraufhin einen Anwalt aufgesucht und der riet ihm, "reinen Tisch zu machen"

Diebesgut wurde wie reguläre Ware verschickt

Beim Verwischen von Spuren strengte sich der Angeklagte nicht besonders an: Er stellte den Versandaufkleber aus, ging ins Lager und deponierte seine versandfertige Ware zu den regulären Verkäufen des Unternehmens. Die Ware wurde also auf Kosten der bestohlenen Firma an die Abnehmer des Angeklagten.

Der Verkäufer wurde unter anderem wegen Diebstahl und Untreue in 80 Fällen angeklagt, der Abnehmer in Bochum und seine Ehefrau wegen gewerbsmäßiger Bandenhehlerei in 59 Fällen. Die Ehefrau, sagte deren Anwalt, habe den kriminellen Hintergrund der Geschäfte nicht gekannt. Sie sei nur auf die Anklagebank geraten, weil der Ehemann ihre Daten bei einem Online-Bezahldienst verwendet habe. Zur Tatzeit sei die Frau zur Ausbildung zur Pflege-Fachkraft täglich früh aus dem Haus gegangen und spät am Abend gekommen. Belege über die Ausbildung und ihre Anstellung wurden vorgelegt.

Der Prozess wird am 6. Dezember fortgesetzt

 
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