Das neue Jahr wird bis zu sieben Senioren noch einmal einen neuen Lebensabschnitt bringen – sie ziehen in einer Wohngemeinschaft zusammen. Das ambulant betreute Wohnen ist für sie die Alternative zum Altersheim. Weitgehende Eigenständigkeit bis ins hohe Alter, bis zum Lebensende heißt das Ziel.
Die erste Senioren-WG in Heßdorf eröffnet am 2. Januar, berichten Christiane Ritschel und Christof Bergmann, die mit ihrem gleichnamigen ambulanten Pflegedienst (Langenprozelten) die Betreuung übernehmen werden. Seit vier Wochen wird das große Wohnhaus mit Garten und Scheune in der Höllricher Straße 42 umgebaut. Das Anwesen stammt aus dem Jahr 1967 und erhält neue Böden, Fenster, Gasheizung und breitere Türen, Stufen und Schwellen werden beseitigt, ein Lift in den ersten Stock wird eingebaut – alles barrierefrei.
Konzeption wie in Seifriedsburg
Das war der Wunsch von drei künftigen Bewohnern, denn sie wollen auf alle Eventualitäten wie Gehbehinderung und schwere Pflegebedürftigkeit vorbereitet sein und nicht deswegen ihr Haus einmal wieder verlassen müssen. Zu dem Zweck haben die drei Senioren und Angehörige das an Heßdorfs Hauptstraße gelegene Anwesen erworben. Die Betreuung wird die Langenprozeltener Sozialstation Bergmann-Ritschel übernehmen, die seit 2008 bereits ein ähnliches Projekt in Seifriedsburg betreut, eine Wohngemeinschaft mit ebenfalls sieben Plätzen. Für Heßdorf sind noch Bewerbungen möglich.
Die Konzeption ist gleich: Im Erdgeschoss befinden sich eine Wohnküche, drei geräumige Schlafzimmer und ein Bad; im ersten Stock ebenfalls ein Badezimmer und drei Schlafzimmer, darunter ein Doppelzimmer, das sich ein Ehepaar oder zwei Freunde teilen können. Oben bietet das Haus einen allgemein zugänglichen Balkon, von der Wohnküche unten aus gelangt man in den Garten. Auf der anderen Seite befindet sich eine Scheune, die die Bewohner für Hobbys nutzen können. Alle Zimmer sind mit Notklingel, Telefon und Fernsehanschluss ausgestattet; rund um die Uhr ist eine Pflegekraft anwesend.
Ob die Tagesbetreuung mit gemeinsamen Spielen, Bastelarbeiten und Ausflügen in Anspruch genommen wird, bleibt den Bewohnern genauso überlassen wie zum Beispiel, ob sie sich ihre Mahlzeiten selbst oder gemeinsam zubereiten oder sich bekochen lassen wollen. Das Haus sieht sozusagen eine All-Inclusive-Versorgung vor: die Wäsche wird gewaschen, Lebensmittel und Getränke werden gestellt. „In einer Senioren-WG können sich die Bewohner ihre Selbstständigkeit bewahren und dennoch sich so viel Unterstützung holen, wie sie brauchen oder wünschen, ganz individuell“, sagt Christiane Ritschel.
Familiäres Zusammenleben
Natürlich muss man zueinander passen, denn das Zusammenleben ähnelt dem einer Familie. Zum Beispiel teilen sich sechs bis sieben Personen zwei Bäder – da und auch im weiteren Alltag ist in einer WG gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich. Deswegen entscheidet das Bewohnergremium über die Neuaufnahmen.
Wer einmal dazu gehört, kann bis zum Lebensende im Haus bleiben, auch wenn er zum Pflegefall wird. Die Monatsmiete hat das Bewohnergremium auf 1100 Euro festgelegt, unabhängig von der etwaigen Pflegestufe. Darin sind alle Betreuungsleistungen und Lebenshaltungskosten enthalten.
Beim Bezug der Betreuungsleistungen hat sich das Bewohnergremium für den Pflegedienst Bergmann-Ritschel entschieden, da er mit dem ersten Modell betreuten Wohnens in der Gegend eine Referenz vorweisen kann. Die Seifriedsburger WG besteht seit 2008. Gegründet wurde der Pflegedienst mit der Sozialstation in Langenprozelten 1998. In der aktuellen Qualitätsprüfung hat der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) in Bayern die Note 1,0 erteilt.
In den nächsten Wochen wird das Haus in Heßdorf bezugsfertig. Ab dem Frühjahr sollen noch die Außenanlagen hergerichtet werden. Auf einer Terrasse im Anschluss an die Wohnküche könnten im Sommer die Mahlzeiten genossen werden. Auch die Scheune soll noch eingerichtet werden. Sie könnte beispielsweise eine kleinere Schreinerei aufnehmen, in der sich mobile Bewohner beschäftigen können.
Informationen: Wer sich für das Konzept der Senioren-WG interessiert kann sich an Christiane Ritschel,
Tel. 01 71/27 19 5 47, wenden; sie stellt auf Wunsch auch den Kontakt zum Bewohnergremium her.