Wie abwechslungsreich gute alte Rockmusik klingen kann und wie sie sich neu interpretieren lässt, hat ein gelungenes Konzert am Mittwochabend im "Blauen Haus" am Lohrer Jugendzentrum (Juze) bewiesen. Gleich drei Bands waren an diesem Abend zu hören – und jede steuerte ihre eigene Version, ihre eigenen Ideen zur Musikrichtung bei, sodass die rund zweieinhalb Stunden des Benefizkonzerts für das Juze wie im Flug vergingen.
Die erste Band, The Hennings aus Lohr, startet schön ruhig und gefühlvoll mit ihrem ersten Song "Refugee". Florian Blaser, Andreas Henning und Benedikt Remlein gelingt damit ein sehr stimmungsvoller Einstieg. Die Stimmung ist etwas ruhiger als erwartet. Dazu tragen harmonisch die langen, getragenen Töne von Geigerin Heidi Morikawa bei. Unerwartet, denn das Konzert ist mit "Alternative und Noise Rock" angekündigt
Junges Publikum kam nicht ins Juze
Wie schöne Liebesballaden hören sich einige der weiteren Songs an. Und wieder bringt die Geige durch Solo-Sequenzen eine wunderbar harmonische Stimmung in die Gruppe. Leadsänger Andreas Henning interpretiert die Songs zudem gefühlvoll. "Mommy Wars", "Gone", "Waste of Time" oder "Friends" heißen die gut hörbaren Eigenkompositionen der Hennings. Die Melodien sind eingängig, die Begleitung ist perfekt auskomponiert und abwechslungsreich. Nach dem rund 40-minütigen Auftritt verlangt das mittlerweile auf rund 35 Personen angewachsene Publikum lautstark nach einer Zugabe, die es natürlich auch bekommt.
"Gescheit was auf die Ohren" gibt es für die nächsten 40 Minuten von den beiden Jungs von Kuder. "Noise-Rock mit Hardcore- und Drumbase-Einfluss", beschreibt Torsten Ruf seine eigene Musik, in der er sich richtig zu verlieren scheint. Perfekt unterstützt wird er von seinem Bruder Markus an der E-Gitarre. "Musikalisch bin ich auf jeden Fall zufrieden. Und das ist ja auch das Besondere, dass alle nur Eigenkompositionen spielen", freut sich Ruf, der auch Veranstalter des Abends ist, in einem persönlichen Gespräch nach seinem Auftritt.
"Vom Publikum her könnte es etwas besser sein, die Lohrer sind halt schwer hinter dem Ofen hervorzuholen", schränkt er sein positives Resümee ein. Ruf hätte sich auch mehr über ganz junge Besucher gefreut: "Das hier wäre auch mal etwas für ganz Junge gewesen, hier sind ja heute alle 30 plus. Ich weiß wirklich nicht, wo die alle sind."
Still sitzen fällt schwer
Weiter geht es mit der dritten, von den anderen als "Hauptact" bezeichneten Band Fall aus Würzburg. Sie hat ebenfalls nur Eigenkompositionen im Gepäck. Dominiert wird ihre Musik durch das drängende Schlagzeug und die klare Stimme der Sängerin Agata Stec. Still sitzen fällt jetzt richtig schwer, der Beat ist echt mitreißend. Auf schnelle Intros folgen harter Rock, aber auch mal ruhigere, gefühlvolle Sequenzen, die dem mitreißenden Charakter der Musik aber überhaupt nicht schaden.
Natürlich lässt das begeistert mitgehende Publikum die Band nicht ohne Zugabe gehen. Fazit: auch für "Nicht-Rock-Fans" ein hörens- und sehenswertes Konzert, das auf jeden Fall mehr Besucher verdient gehabt hätte. Noch ein Pluspunkt für die Bands: Sie spielten alle ohne Gage. Der gesamte Erlös des Abends geht an das Lohrer Jugendzentrum.