Seit 1996 ist die Sommerzeit für alle EU-Mitgliedsstaaten verbindlich festgeschrieben. Durch die gewonnene Tageslichtstunde am Morgen soll Energie gespart werden. Was viele nicht wissen: In Deutschland gab es einmal eine doppelte Sommerzeit, auch Hochsommerzeit genannt.
Am 11. Mai 1947, also vor 70 Jahren, beschloss die britische Militärregierung, die Uhrzeit im Nachkriegsdeutschland anstatt nur um eine gleich um zwei Stunden vorzustellen, berichtet eine Sprecherin des Deutschen Uhrenmuseums in Furtwangen. Der Grund war der gleiche wie heute: Ressourcen schonen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem dem Hungerwinter von 1946/47, bei dem eine Kältewelle über Westeuropa hereinbrach, waren die Alliierten gezwungen, Heizenergie zu sparen. In Landwirtschaft und Industrie fehlte es an Arbeitskräften, die Felder waren verwüstet, zudem mangelte es an Kohle, dem damals wichtigsten Rohstoff der Industrie. So beschloss die britische Militärregierung, der Bevölkerung eine weitere Stunde Tageslicht zu geben und stellte die Uhr eine zusätzliche Stunde vor.
Die Reaktion der Bevölkerung auf die Nachricht war indes alles andere als positiv. So heißt es in einem Auszug des Zonenbeirates der britischen Zone am 29. April 1947: „Aus sozialen Gründen im Sinne des Schutzes der bereits aufs höchste beanspruchten Arbeitskraft der unterernährten Bevölkerung und aus Gründen der Produktion und Erfassung von Milch und Milchprodukten ist die Verschiebung des natürlichen Tagesrhythmus um zwei Stunden äußerst bedenklich. Aus allen Kreisen der arbeitenden Bevölkerung sind den Regierenden Bitten zugegangen, ihren Einfluss im Sinne einer Revision geltend zu machen und zu beantragen, dass es bei der einfachen Sommerzeit bleibt.“
Nach zahlreichen Protesten – einige Gemeinden weigerten sich die Uhren umzustellen – lenkten die Alliierten ein und kehrten sieben Wochen später, am 29. Juni, wieder zur normalen Sommerzeit zurück.