Sein Blick ist gesenkt. Er ist blass und traurig. Trotzdem versucht Donny Vox, den Rücken gerade zu machen. „Zum Glück ist keinem Menschen etwas passiert“, sagt er leise. Der Großbrand in der früheren Etwashäuser Lederfabrik hat nur Sachschaden angerichtet – allerdings gewaltigen. Sowohl der Hausbesitzer, der vor Kurzem noch das Dach renoviert hat, als auch die Mieter des ausgebrannten Gebäudes wissen noch nicht, wie schlimm es sein wird. Eines ist jedoch sicher: Donny Vox' Sammlung von Gitarren, Verstärkern und Bandausrüstung ist unersetzlich.
Die Brandexperten der Kripo waren am Dienstag erneut im Gebäude. Da es einsturzgefährdet ist, konnten sie lediglich einen Teil der Räume begutachten, weshalb die Schadenshöhe nur grob geschätzt werden kann: Sie wird wohl im mittleren sechsstelligen Bereich liegen. Die Brandursache ist weiter unklar. Vor den abschließenden Ermittlungen muss ein Statiker die Sicherheit prüfen. Sobald die gewährleistet ist, dürfen die Mieter ihre Räume betreten und sehen, ob etwas zu retten ist. Im Haus lagerten auch Kunstwerke.
Lebende Musicbox
Donny Vox weiß schon, welcher Anblick ihn erwartet. Nach Abschluss der Löscharbeiten konnte die „lebende Musikbox“, wie der Sänger und Gitarrist in Kitzingen genannt wird, kurz einen Blick auf seinen Besitz werfen und zumindest einige Teile ins Freie tragen.
Verrußt und geschockt sank er danach auf einen Verstärker, in der Hand „Goldie“, eine seiner Lieblingsgitarren, deren goldene Lackierung kaum mehr zu erahnen ist. „Goldie“ ist noch mit am besten weggekommen. Über 20 zum Teil sehr wertvolle Vintage-Gitarren, Verstärker und viele andere elektronische Band-Utensilien sind komplett verkokelt oder geschmolzen. Wo die Gluthitze nicht alles zerstört hatte, tat das Löschwasser sein Übriges.
„In seinem Studio ist nichts mehr heil“, stellt Carl Krolczyk, genannt Zak, fest. „Er hat seine gesamte Sammlung aus 40 Jahren Musikerleben verloren. Ich bin seit vielen Jahren Donnys bester Kumpel und weiß: Für ihn ist es, als seien seine Babys gestorben.“ Vom Sachschaden, den Zak auf weit über 100 000 Euro schätzt, gar nicht zu reden.
Sein Geld und seine Leidenschaft habe Donny stets in die Musik gesteckt. Und tatsächlich. Wenn der 53-Jährige über „Goldie“ oder die 1970er „Key West“ spricht, dann bekommen seine Augen wieder Glanz. Jede Gitarre hat bei Donny Vox einen Namen. „,Goldie‘ habe ich im Musikladen Wiesentheid gekauft“, erzählt er. „Sie war schön wie eine Lady und ihr Klang war super.“ Zwar möchte Donny versuchen, den Körper der Fernandes-Lawsuit-Gitarre zu sanieren, aber Zak ist skeptisch, ob das möglich ist – und wenn doch, ob „Goldie“ je wieder klingen wird. „Auf jeden Fall wird alles jede Menge Geld und Zeit kosten“, sagt Zak.
Seit neun Jahren hat Donny Vox das Studio im ersten Stock der früheren Etwashäuser Fabrik gemietet. Am vergangenen Donnerstag war er gerade auf dem Weg dorthin, als er Sirenen hörte. Als er zur Mainbernheimer Straße kam, war diese schon abgesperrt. „Er musste zuschauen, wie es brannte“, berichtet Zaks Freundin Diane Feininger.
Aus LA nach Kitzingen
Nun ist dem gebürtigen Amerikaner, der 1997 von Los Angeles nach Deutschland zog, außer einigen wenigen Gitarren in seiner Zeilitzheimer Wohnung nichts von dem geblieben, was Danny Vox seit seiner Zeit als Teenager mit Leidenschaft sammelte. Diane Feininger ist sicher: „Wir können seine Sammlung nicht ersetzen, aber den Versuch starten, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. So wie er es mit seiner Musik seit vielen Jahren bei uns tut.“ Donny solle erkennen, dass es außer engen Freunden und seinem 14-jährigen Sohn viele Menschen gibt, die ihm helfen. „Deshalb haben wir eine Online-Spendenaktion ins Leben gerufen“, erklärt Zak. Musikerkollege Andreas Kümmert hat sich bereit erklärt, zwei Benefizkonzerte für Vox zu spielen – im Blauen Adler in Würzburg am 22. Dezember und im Gasthaus Mainlust in Kitzingen am 20. Januar.
Donny Vox hat das alles noch nicht wirklich realisiert. Gedankenversunken streicht er über „Goldies“ kaputten Körper. „Ich werde sie auf keinen Fall einfach wegwerfen.“
Infos zur Spendenaktion finden sich auf Donny Vox' Facebookseite.
Der Brand im Lagerhaus
Ausbruch: Der Alarm für die Feuerwehr kam am 30. Oktober um 12.49 Uhr.
Die Retter: Rund 100 Sicherheitskräfte waren rund um das Lagerhaus in der Mainbernheimer Straße im Einsatz: 40 Feuerwehrleute, gut 30 Helfer vom BRK, Technisches Hilfswerk und Polizei.
Brandort: Das Gebäude in Etwashausen war einst eine Lederfabrik und wurde aktuell als Lagerhalle genutzt. Das Feuer wütete vor allem in den beiden oberen Stockwerken.