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OBERSINN
DJ Short-Cut: Der HipHop-Plattendreher aus Obersinn
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:49 Uhr

Er bringt Leute zum Tanzen. Simon Alsheimer aus Obersinn schlüpft am Wochenende in die Rolle als DJ Short-Cut, der in Clubs und Hallen in der Region zünftigen HipHop auflegt. Doch reines Auflegen ist ihm nicht genug: In Clubs spielt der 30-Jährige Stücke anderer Musiker, aber daneben produziert er in seinem kleinen Tonstudio auch eigenen HipHop.

Dann sitzt er vor dem Computer, der außer einer Tastatur auch eine Klaviatur hat, und komponiert aus virtuellen Instrumentenklängen Beats. Auf die schreibt ein Rapper dann einen Text, den er in Alsheimers Tonstudio aufnimmt, bevor der Obersinner den Track fertigstellt, „abmischt“.

Wie hat man sich seine Arbeit als DJ an den Plattentellern einer Diskothek vorzustellen? Mit relativ leichtem Gepäck – darunter als Herzstück ein tragbarer Computer, auf dem alle Musikstücke im MP3-Format gespeichert sind – rückt Alsheimer an. Schallplatten waren gestern. Auf den beiden Plattenspielern, die in jeder Disco bereitstehen, dreht er beim Auflegen zwar noch an Platten. Allerdings handelt es sich dabei um Leerplatten. Durch Übertragungstechnik kann er über das Bewegen der Leerplatten auf die jeweiligen Lieder auf seinem Laptop zugreifen, so als würden sie von einer Schallplatte kommen.

So sorgt der DJ für einen reibungslosen Übergang zwischen dem einen und dem anderen Track. Pausen wären ein Spaßkiller.

„Digitales Vinyl-DJ-System“ schimpfe sich das, sagt er. „Vor allem alte Leute verstehen nicht, wie ich da eine Platte auflege, auf der aber gar keine Musik drauf ist.“ Theoretisch kann er so auch scratchen, also Töne durch das Hin- und Herbewegen der Platten erzeugen, aber das mache er nur sehr sparsam.

Aktuelles und Klassiker

Mit HipHop ist Alsheimer großgeworden, weswegen er bei jedem Gig, das er dem Wort „Auftritt“ vorzieht, neben Aktuellem wie – Außenstehenden weithin unbekannt – Nicki Minaj, Chris Brown oder Tyga auch eine „Oldschool-Runde“ mit HipHop-Klassikern spielt. Überwiegend sind die Stücke auf Englisch, nur selten spielt er mal deutschen HipHop, erzählt er. „Du musst immer schauen, was für Leute da sind, und in welchem Club du bist“, erklärt der DJ. In der Regel legt er zweimal am Wochenende auf – er HipHop und oft ein anderer DJ Musik anderer Stilrichtungen, etwa Techno.

Angefangen hat für ihn alles 2001/02, als er sich mit einer Handvoll Kumpels aus dem Sinngrund an Dingen wie Rappen, Plattenauflegen, Breakdance und Graffiti versuchte. Geblieben ist das Plattenauflegen. Als „Kampfname“ überlegte er sich DJ Short-Cut – „Short“ (engl. kurz, klein), weil er kein Hüne ist, und „Cut“ als anderes Wort für „Scratch“. Zu Anfang legte er nur für Kumpels auf, die auf die Musik rappten. Erste kleine Auftritte mit seiner Rap-Crew, er als DJ, folgten. Nebenbei fuchste er sich über die Jahre ins Komponieren eigener Beats, also eigener Lieder. Ein befreundeter Schreiner hat ihm eine Gesangskabine gezimmert, wo er die Rapper aufnehmen kann.

Mit dem Fachabi in der Tasche studierte Alsheimer an einer privaten Hochschule für Tontechnik in Frankfurt. Er blieb zwar ohne Abschluss, aber dabei habe er doch einiges gelernt, sagt er. Für Alsheimer war klar, dass er gerne in irgendeiner Form von HipHop leben würde. Doch wie sollte er das anstellen? Eine Zeit lang arbeitete er im Versicherungsbüro seiner Mutter mit. Das war nicht seins. 2008 ging es für ihn als DJ Short-Cut richtig los. Seit damals legt er professionell auf Partys und in Discos HipHop auf.

Heute ist er etwa auf Gigs im Marktheidenfelder Lichtspielhaus zu finden oder im Ludwig in Würzburg. Auch in anderen einschlägig bekannten Clubs in Würzburg, beispielsweise im Airport, Capitol oder Boot, hat er aufgelegt.

Entspannung am Wochenende

Heute arbeitet er im Service und Marketing bei Steinigke Showtechnic in Waldbüttelbrunn – als DJ kennt er sich mit Veranstaltungstechnik gut aus – und betreibt das Plattendrehen nebenher. So kann er entspannt am Wochenende als DJ arbeiten und hat Zeit für Freunde. Ein Albtraum ist, dass ihm bei einem Gig der Laptop schlapp macht. Dann wäre der Abend gelaufen.

Mit befreundeten Rappern wie Kevin Walz alias C-Raze aus Wiesenfeld produziert der Wahl-Burgsinner zudem Tracks und CDs, er spricht von „Mixtapes“. Simon Alsheimer – Käppi auf dem Kopf, weite Hose, aber nichts von einem Gangster-Rapper – trägt gern T-Shirts seines Rap-Idols Nas, dessen Debütalbum aus dem Jahr 1994, als Meilenstein in der HipHop-Szene gilt. In seinem Tonstudio, wo er am Computer neue Beats zusammensetzt, läuft auf einem Fernseher oben in einer Zimmerecke gerade eine Dokumentation über den HipHop-Star.

Natürlich hat er sich im Kino neulich „Straight Outta Compton“ angesehen, eine Biografie der HipHop-Crew N.W.A um Dr. Dre und Ice Cube.

Und als er neulich Urlaub in New York machte, nahm er an der Geburtsstätte des HipHop an einer Sightseeingtour mit Rapper-Legende Grandmaster Caz teil. Es ging nach Harlem und in die Bronx, mit Breakdance und Rapeinlagen. Keine Frage: Simon Alsheimer lebt HipHop.

Simon Alsheimer im selbst gebauten Tonstudio.
Foto: B. Kohlhepp | Simon Alsheimer im selbst gebauten Tonstudio.
 
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