
Die sogenannten Bayern-Labs sollen die Digitalisierung, ihre Chancen und Risiken hautnah erlebbar und begreifbar machen. Das 13. und vorerst letzte seiner Art im Freistaat im Erdgeschoss des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (ADBV) Lohr an der Erthalstraße hat Finanz- und Heimatminister Albert Füracker am Donnerstag eröffnet.
Dass Lohr neben Bad Neustadt zweiter Bayern-Lab-Standort in Unterfranken wurde, ist nach Fürackers Worten dem Hafenlohrer Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab zu verdanken, der Markus Söder (beide CSU), als dieser noch Finanzminister war, davon überzeugt habe, dass auch seine Heimat eine solche Einrichtung brauche. Das Lab solle das "Potenzial für Digitalisierung im ländlichen Raum heben" und für Chancengleichheit mit den Städten sorgen.
Die bisherige Resonanz auf die bestehenden zwölf Labs im Freistaat bezeichnete der Minister als "erfreulich". Sie hätten bislang über 130.000 Besucherinnen und Besucher gehabt. Das barrierefreie Bayern-Lab in Lohr verfüge über mehr als 300 Quadratmeter Fläche mit einem Multifunktionsraum als Herzstück und einem gläsernen Serverraum.
Das Bayern-Lab in Lohr hat Angebote für alle Altersstufen
Das Lab solle nicht nur Ausstellung sein, sondern "Praxislabor" mit Vorträgen, Workshops, einer Verbindung von Theorie und Praxis und Veranstaltungen in Kooperation mit Partnern aus der Region. Nicht nur Schulklassen, auch die ältere Generation soll nach Fürackers Worten in den Bayern-Labs an die Digitalisierung herangeführt werden. Die digitale Kommunikation sei auch eine Art der Teilhabe am öffentlichen Leben.
Der Minister bezeichnete die Bayern-Labs als eine von drei Säulen der Digitalisierung im Freistaat – neben dem Breitbandausbau und dem Bayern-WLAN. "Hier ist alles kostenfrei", versprach Füracker. Veranstaltungen für Schulen und Vereine könnten auch außerhalb der Öffnungszeiten des ADBV vereinbart werden. Bei einem Eröffnungswochenende am 4. und 5. Februar zwischen 10 und 15 Uhr könnten sich auch Berufstätige das Bayern-Lab ansehen.
"Was lange währt, wird endlich gut", meinte Steffen Händler, der Leiter des ADBV Lohr. Bereits 2017 sei die Entscheidung für das Bayern-Lab in Lohr gefallen. Die Corona-Pandemie und Engpässe der Bauwirtschaft hätten den Zeitplan durcheinandergebracht. Immerhin sei der Kostenrahmen, dessen Höhe Händler nicht nannte, nicht ganz ausgeschöpft worden. Das Bayern-Lab solle nach dem Motto "anschauen, anfassen, ausprobieren" ein Schaufenster der digitalen Information sein.
Zusammenarbeit mit Starthouse
Die überregionale Bedeutung des Lohrer Bayern-Labs und seine "Strahlkraft" betonte Landrätin Sabine Sitter (CSU). In der Corona-Pandemie habe wohl jeder gemerkt, wie wichtig die Digitalisierung sei. Für ältere Menschen bedeute die Digitalisierung, Kontakt zu Kindern und Enkeln halten zu können. Im Bayern-Lab könne man "Dinge in die Hand nehmen und einfach mal ausprobieren".
"Gemeinsam ist etwas richtig Gutes gelungen", meinte Bürgermeister Mario Paul (SPD), der eine Zusammenarbeit des Bayern-Labs mit dem digitalen Gründerzentrum Starthouse in Lohr ankündigte. Das Lab trage nicht nur im räumlichen Sinne dazu bei, Barrieren aus dem Weg zu räumen, es verringere auch das digitale Gefälle zwischen Stadt und Land.

Digitalisierung durchdringe immer mehr Bereiche des Lebens, so Paul. Das Bayern-Lab helfe dabei, diese Digitalisierung besser nachvollziehen zu können. Es sorge dafür, sich der Chancen und Risiken der Digitalisierung bewusst zu werden.
Für Schwab war der Termin ein "großes Wiedersehen", weil er 1992 im damaligen Vermessungsamt Lohr seine Ausbildung zum Katastertechniker begonnen hatte. Das Bayern-Lab sei nicht nur eine "tolle Einrichtung für Lohr, sondern für das ganze westliche Unterfranken".
"Digitalisierung zum Anfassen"
Betreut wird das Bayern-Lab von einem dreiköpfigen Team um Leiter Jochen Müller, das im Herbst noch um eine vierte Stelle verstärkt werden soll. Über die Zusammenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung mit den Bayern-Labs informierte deren stellvertretende Direktorin Uta Löhrer, die von "Digitalisierung zum Anfassen" sprach. Dabei solle der verantwortungsvolle Umfang mit den digitalen Medien gefördert und Fake News und Hassreden durch Aufklärungsarbeit entgegengewirkt werden.