Ein Klick und schon werden alle Spielplätze in der Stadt und den Stadtteilen sichtbar, ein weiterer Klick und alle Schulgebäude sind leicht zu erkennen. Oder Baugebiete, Wohngebiete, Wasserschutzgebiete. Der digitale Flächennutzungsplan Karlstadts steht seit kurzem allen Bürgern auf der Webseite der Stadt bereit und bietet faszinierende Einblicke. Das Büro Klärle aus Weikersheim hat den Plan erstellt.
Über 30 Jahre alt, fast vier Quadratmeter groß und von Hand gezeichnet war der bisherige Flächennutzungsplan der Stadt Karlstadt. 27-mal wurde der Plan zudem seit seiner Erstellung 1986 per Stadtratsbeschluss verändert – neue Wohngebiete wurden erschlossen, Gewerbegebiete ausgebaut und mehr. Das Büro Klärle aus Weikersheim hat den Plan nun digitalisiert und aktualisiert. Wo früher eine Lupe nötig war, um Details auf einer Karte im Maßstab 1:10 000 zu erkennen, lässt sich nun alles mühelos per Mausklick heranzoomen.
Drei Monate Arbeit für drei Mitarbeiter
"Wir haben von August bis Oktober 2018 mit drei Mitarbeitern an der Digitalisierung gearbeitet", erklärt Marion Wunderlich, Vermessungstechnikerin und eine der Geschäftsführerinnen des Planungsbüros. "Weil die Stadt das gerne noch im Jahr 2018 abschließen wollte, haben wir uns ziemlich reingekniet." Die Aufgabe war umfangreich. "Karlstadt mit seiner Vielzahl an Stadtteilen umfasst ein großes Gebiet, der vorliegende Flächennutzungsplan war recht alt und die vielen Änderungen zu erfassen, war auch nicht einfach", erklärt Wunderlich.
Die Arbeit begann damit, dass der leinwandgroße Originalplan in mehreren Arbeitsgängen extern in einem Großscanner eingelesen wurde. "Dann mussten wir die verschiedenen Scans in Übereinstimmung bringen", erklärt der mit der Aufgabe betraute Geomatik-Azubi Patrick Brenner. "Außerdem war der alte Plan aus verschiedenen Teilen zusammengeklebt. Die früheren Schnittstellen haben wir digital verschwinden lassen." Dann galt es, die Änderungen einzuarbeiten. Dazu mussten des öfteren Unterlagen aus Karlstadt angefordert werden. "Das lief immer unproblematisch und zügig", sagt Marion Wunderlich. "Die Karlstadter Verwaltung ist auf Zack."
Ist-Zustand weicht vom Plan ab
Wunderlich erklärt, dass auch der aktualisierte Flächennutzungsplan nicht den Ist-Zustand zeigt, "sondern die aktuellen rechtlichen Festsetzungen". So seien teilweise Flächen als potenzieller Baugrund ausgewiesen, aber nie erschlossen worden. "Die werden heute zum Beispiel als Ackerland genutzt. Aber der rechtliche Status ist unverändert." Ohnehin sei es für die Kommunen zwar Pflicht, einen Flächennutzungsplan zu erstellen – und auch die Digitalisierung muss EU-weit umgesetzt werden –, für Bürger ist er jedoch nicht rechtsverbindlich. "Der Flächennutzungsplan zeigt grob, wie sich eine Gemeinde vorstellt, ihr Gebiet künftig zu nutzen", so Wunderlich. "Trotzdem sind Bebauungspläne nötig." Das Hineinzoomen bis auf das letzte kleine Flurstück sei zwar möglich, aber "nur bedingt sinnvoll".
Zusätzlich zur digitalen Variante gibt es auch einen neuen physischen Plan, jetzt im Maßstab 1:15 000. Einige Details, beispielsweise Wasserschutzgebiete, Biotope und Denkmalschutzgebiete, enthält dieser nicht. "Das wäre sonst zu unübersichtlich geworden", sagt Marion Wunderlich. Auf Wunsch des Stadtrats lassen sich diese Informationen aber in der Online-Version per Mausklick ein- oder ausblenden. Rund 10 000 Euro hat sich die Stadt Karlstadt diese Digitalisierung kosten lassen.
Einige Eigenheiten des alten Plans von 1986 sind auch in der neuen Version enthalten. "Darauf waren ungewöhnliche Details erfasst. Ortsverbindungsstraßen wurden beispielsweise nicht nur als Straßen dargestellt, sondern als Alleen", sagt Brenner. Nicht immer habe das Büro in Weikersheim überprüft, ob diese Darstellungen noch zutreffen. Zum einen, weil es im Flächennutzungsplan im Wesentlichen um die Bebauung geht, zum anderen, weil die Digitalisierung nur die Grundlage für den nächsten großen Arbeitsschritt bildet: Die Neuaufstellung des Karlstadter Flächennutzungsplans. "Dafür sind Haushaltsmittel bereitgestellt", sagt Marco Amrhein, Leiter der Bauabteilung der Stadt Karlstadt. "Das gehen wir in diesem Jahr an." Marion Wunderlich erklärt: "Das ist eine Großmaßnahme, die einige Jahre in Anspruch nehmen kann."
Der Plan lässt sich einsehen unter www.karlstadt.de über die Menüpunkte "Bauen und Wohnen und "Bauleitpläne rechtskräftig". Über die Menüsteuerung lassen sich verschiedene Informationen ein- oder ausblenden.