Wie sehen Jugendliche ihre Zukunft und ihre Einflussmöglichkeiten in ihrer Stadt oder Gemeinde? Darum ging unter anderem bei der Digitalen Zukunftsnacht von Donnerstag auf Freitag in zwei neunten Klassen der Lohrer Mittelschule. "Ich habe keinen Einfluss auf die Zukunft der Welt, in der ich lebe." Dieser Aussage hat nur ein Mädchen von 23 Jugendlichen der Gustav-Woehrnitz-Schule in Lohr widersprochen.
Alle anderen ordneten sich auf einer Skala von minus drei bis plus drei hauptsächlich im Minusbereich ein. Ähnlich negativ sah es bei der Frage aus, welchen Einfluss sie innerhalb ihrer Stadt oder Gemeinde nehmen können. Einige nannten auch Gründe für ihre negative Einschätzung: Umweltkrise, Diktatoren und dass es keine Hoffnung gibt, dass die Menschheit schlauer wird. Einige kritisierten das politische System, ohne das genauer zu benennen. Bei der Nachfrage, was sie meinen, wenn sie das politisches System als Ursache ihrer negativen Einschätzung nannten, wichen sie aus.
Hoffnung, dass die "Menschheit die Kurve kriegt"
Vereinzelt gab es auch Stimmen, dass man in einer Demokratie mitentscheiden und durch eigene Entscheidungen Einfluss auf seine Zukunft nehmen kann. "Man kann wählen und was für die Umwelt machen", lautete eine Begründung eines Schülers, der sich im neutralen Bereich der Skala aufgestellt hatte. Es gab aber auch Optimismus, dass Dinge entwickelt werden, die sich positiv auswirken werden. In der Runde wurde nachgefragt, wie sie zu dieser Einstellung kommen, woher sie die Informationen bekommen, die zu ihrer Einstellung führt und mit wem sie sich darüber austauschen.
Als Grund für den mehrheitlich negativen Blick auf die Zukunft wurden die Kriege, der Klimawandel, die Wiederwahl Trumps und das Erstarken der AfD genannt. "Dass es seit Jahren bergab geht" und das Ampel-Ende, führte ein Schüler auf. Angst vor einem Dritten Weltkrieg, die Konflikte zwischen China, Taiwan, den USA und Russland lassen einige besorgt in die Zukunft blicken. Ein anderer hofft, "dass die Menschheit noch die Kurve kriegt".
Von Tagesschau bis Tiktok
Einige nannten die Tagesschau, die in der Familie zum abendlichen Ablauf gehöre. Ein Junge sagte, dass er öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen nutze, aber Nachrichten auch im Internet vergleiche, um sich seine Meinung zu bilden. Einmal wurde die Bild-Zeitung genannt und am häufigsten das Internet und digitale Kanäle wie Tiktok genannt. Einige tauschen sich nach ihren Angaben mit den Eltern und in der Familie aus, manche auch mit Freunden. Geschätzt ein Viertel äußerte bei der Reihum-Abfrage weder Genaueres zum Informationsverhalten noch zu den Gründen für ihre Einordnung.
Dass sie ihre Einflussmöglichkeiten gering schätzen, hängt auch mit dem Jugendforum in der Stadthalle vor rund einem Jahr zusammen. Damals hätten sie, so erinnern sich einige, Vorschläge gemacht. Passiert sei seitdem nichts. Als Beispiel nennen sie den Skaterplatz. Das Erneuern des maroden Belags lasse weiter auf sich warten, nennen sie als Grund für ihren Frust.