
Ansonsten, sagt Peter Domes (Hafenlohr), Organisator und Leiter des Zuges, habe sich dem historischen Militärkonvoi, anders als seinem Vorläufer vor 60 Jahren, kein Widerstand entgegengestellt.
Im Gegenteil. Vor dem Huttenschloss in Gemünden, wie zuvor schon in Lohr herrscht, begrüßt jeweils von den Bürgermeistern, Volksfeststimmung. Müde sind sie, die Komparsen. Mit ihren originalgetreuen Jeeps und Uniformen sind über 40 Mann aus ganz Süddeutschland angereist, um mit Major a. D. Abraham J. Baum, einem immer noch hünenhaften 84-jährigen Greis, die Route abzufahren, die dieser als Captain mit seiner berühmten Task Force Baum vor 60 Jahren Richtung Hammelburg gefahren ist, um hinter den feindlichen Linien das dortige Kriegsgefangenenlager zu befreien.
Wer per Jeep von Trebur bei Rüsselsheim gegen Nachmittag in Gemünden sein will, muss früh aufstehen. So gegen fünf Uhr früh sei es los gegangen, sagt Alexander Krutzek, 36 Jahre und einer der Beinahe-GIs. Andere hätten es noch weiter gehabt: Aus München und sogar aus Prag ist die Truppe Army-Begeisterter angereist.
Die Lenkung geht schwer an so einem Original-Jeep. "Und die Bremsen tritt man auch nicht so leicht durch", verrät Krutzek. Um ihn herum müde Krieger. Während Martin Heinlein, Mitorganisator der Tour, auf der alten Saalebrücke den zahlreichen Schaulustigen erklärt, wo und wann die SS aus dem Huttenschloss stürmte und die Brücke vor den entgegenkommenden US-Panzern sprengte, trinken die Darsteller echtes deutsches Bier.
Und fachsimpeln. Über Ausrüstungsgegenstände und die Schwierigkeiten, originalgetreuen Ersatz zu bekommen. "Das Internet macht zwar vieles einfacher", sagt Krutzek. Aber billig sei das natürlich trotzdem nicht.
Währenddessen öffnet einer seiner Kameraden für die Schaulustigen den Motorraum seines Jeeps. Blitzsauber glänzt der Innenraum. Alles habe er erneuern müssen. Aber nun sei sogar der Kühlerdeckel ein Originalteil. "Ohne den hätte ich den Wagen nicht aus der Garage gefahren". Und ein anderer, der lange vor Morgengrauen aus Heilbronn mit dem Geländewagen abfuhr, sagt: "Das ist schon mehr als ein Hobby - da braucht man eine tolerante Frau."
Warum die Männner die zweitägige Strapaze, die am Samstagmorgen in Aschaffenburg begann und am gestrigen Sonntag in der Infanterieschule auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg endete, mitmachen? "Wir sind einfach an der Geschichte interessiert", sagt Peter Domes. "Und die wollen wir so greifbar wie möglich machen."
Dafür gibt es, gewissermaßen zum Glück, natürliche Grenzen: Denn die Gegnerschaft von einst ist genauso Geschichte wie der bleihaltige Treibstoff, den die historischen Fahrzeuge einst überall fanden (und der für die Reise erst aufwändig gemischt werden musste). "Herzlich willkommen. Sicher ist der Empfang für Sie heute um einiges freundlicher als vor 60 Jahren, Captain Baum", sagt denn auch Gemündens Bürgermeister Thomas Schiebel in der Scherenberghalle, kurz bevor sich der Feind von einst ins Goldene Buch der Stadt einträgt.