
Wer als Patient in ein Krankenhaus muss, hat meist andere Sorgen als die richtige Aufbewahrung seiner Wertsachen – besonders wenn der Aufenthalt nicht geplant war. Doch ein Fall aus Main-Spessart zeigt, dass eine sichere Verwahrung wichtig ist. Die 93-jährige Großmutter einer Leserin, die anonym bleiben möchte, kam Mitte September wegen einer Lungenentzündung ins Klinikum Main-Spessart in Lohr. Während ihres Aufenthaltes verschwanden zwei Goldringe der Seniorin. Weil sie sich eine bessere Aufklärung wünscht und auf das Thema aufmerksam machen möchte, hat sich die Leserin an die Redaktion gewandt.
"Die Ringe wurden vom Pflegepersonal abgenommen, da die Hände meiner Oma angeschwollen waren", erklärt die Leserin. Dann seien die Ringe offen in eine Nierenschale gelegt worden und nicht in den Tresor im Zimmer. Einen Tag später seien sie weg gewesen; die Seniorin habe nicht mitbekommen, wie das geschehen sei. Auf Nachfrage beim Pflegepersonal habe niemand von etwas gewusst. Allerdings wurde ein Protokoll ausgefüllt, das den Fall dokumentiert.
Chancen auf Aufklärung durch die Polizei sind eher gering
Die Leserin hat bei der Lohrer Polizei außerdem eine Anzeige wegen Diebstahls gemacht. Dort laufen die Ermittlungen zwar. Doch die Chancen, den Täter zu finden, seien in solchen Fällen leider eher gering, erklärt Johannes Schuhmann. Laut dem Leiter der Dienststelle in Lohr gebe es noch keinen Tatverdacht, die Ermittlungen dazu seien schwierig. "Es ist ein offenes Haus, man muss auf seine Sachen aufpassen", so Schuhmann.
Grundsätzlich komme es jedoch sehr selten zu Straftaten im Bereich des Krankenhauses. Laut Enrico Ball von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken gab es im Landkreis Main-Spessart 2023 drei Fälle von Diebstahl im Klinikum in Lohr. Davon konnte jedoch keiner aufgeklärt werden, so Ball. Unabhängig vom Krankenhaus-Umfeld ist die Aufklärungsquote bei Diebstählen niedriger als bei anderen Straftaten: Nur bei 46,5 Prozent aller Diebstähle in Unterfranken fand die Polizei vergangenes Jahr den Täter oder die Täterin, bei allen Straftaten zusammen sind es laut Präsidium 70,7 Prozent.
Das liege vor allem daran, dass bei "einfachen" Diebstählen oft keine verwertbaren Spuren vorlägen. "Sollten auch keine Zeugenhinweise vorliegen, ist es ausgesprochen schwierig, eine solche Tat aufzuklären", heißt es von der Pressestelle. Gerade in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen hätten es Diebe oft einfach, da die großen Komplexe meist frei zugänglich seien. Bei der Vielzahl an Besuchern sei es auch für das Pflegepersonal unmöglich, den Überblick über alle Personen zu behalten.
Wertgegenstände und Bargeld am besten gleich zuhause lassen
Die Polizei rät deshalb, größere Summen an Bargeld und Wertgegenstände, wenn möglich, ganz zuhause zu lassen oder in ein abschließbares Fach im Zimmer zu geben. Wenn Patienten ihr Zimmer verlassen, sollten sie immer die Tür schließen. Wer fremde Personen in seiner Umgebung bemerkt, sollte das dem Pflegepersonal melden.
Das Klinikum Main-Spessart gibt Patienten die gleichen Tipps wie die Polizei. "Jedes Patientenzimmer ist mit einem Schließfach ausgestattet, das die Patienten in eigener Verantwortung nutzen können", schreibt Susanne Theis von der Pressestelle außerdem auf Anfrage. Für den Fall, dass ein Patient desorientiert sei, stehe ein Formular zur Verfügung, um die Aufbewahrung von Wertgegenständen zu regeln. "Sollte ein Verlust von Wertgegenständen festgestellt werden, erfolgt umgehend eine Schadensmeldung", so Theis.