Wer Teresa Nätscher bei der Arbeit sehen will, muss früh aufstehen. Im Auftrag des Pressevertriebs Untermain (PVU), einer Tochtergesellschaft des Main-Echo, trägt die 24-Jährige Zeitungen aus, genauer: Seit Mai 2018 fährt sie sie aus. Bei einem Pilotprojekt ist sie mit einem Elektro-Dreirad (E-Trike) unterwegs, mit dem sie schon rund 2000 Kilometer zurückgelegt hat.
Zum Zeitungsaustragen kam Teresa Nätscher im November 2016 nebenbei. Sie absolvierte in Würzburg eine schulische Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation. »Aber dabei verdient man halt kein Geld«, sagte sie sich und übernahm einen Zustellbezirk auf Mini-Job-Basis.
Dann ging alles ziemlich schnell. Ab August 2017 betreute sie als Springerin mehrere Bezirke, im Dezember 2017 erfolgte die Vollanstellung als Springerin. Einen Bezirk in Sendelbach betreut sie fest, dazu kommen weitere je nach Bedarf. »Da bin ich flexibel«, meinte sie lächelnd.
Auch die Main-Post gehört dazu
Teresa Nätscher war schon als Zustellerin in Sackenbach, Wombach, Steinbach, Pflochsbach, Neustadt und in sämtlichen fünf Sendelbacher Bezirken unterwegs, wo es zwischen 100 und 150 Zeitungen auszutragen gibt - neben dem Lohrer Echo die Main-Post, FAZ, Süddeutsche, Welt, Volksblatt und die Post der Main-Brief-Logistik. Die Zeitungen füllen vier Boxen auf dem E-Bike.
Zurzeit ist es etwas ruhiger, sie betreut nur zwei Zustellbezirke. Ihr »Rekord« waren bislang sechs. Sie war auch schon für sieben zuständig, aber davon waren drei reine Postbezirke. Für die Arbeit hat sie ihren Tagesablauf umgestellt. Bei zwei Bezirken steht sie um 2.30 Uhr auf, sind es mehr, läutet um 1.30 Uhr der Wecker.
Das E-Trike fährt sich nach Nätschers Worten »komplett anders als ein normales Rad«. Neben dem Gewicht gilt es vor allem zu beachten, dass es keinen Neigungswinkel hat: »Man darf sich nicht mitbewegen, sonst kippt man um.« Je nach Hügeligkeit des Zustellbezirks hält die Batterie 60 bis 80 Kilometer lang durch.
Vergebliche Nachfrage
Mit dem E-Trike war sie schon bei Schnee, Regen, Hagel und Glatteis unterwegs. »Ich war bereits durch und durch nass.« Über den langen, heißen Sommer 2018 kann sie nicht klagen: »Es war warm, es war trocken, für die Austräger war das die beste Zeit.«
Sie werde oft angesprochen, ob sie keine Angst habe, wenn sie nachts unterwegs sei, berichtete sie. Angst habe sie nicht: »Es ist noch nie etwas passiert, es gab noch nie eine bedrohliche Situation.« Einige männliche Abonnenten fragen die junge Frau nach ihrer Telefonnummer, »falls mal was mit der Zustellung nicht klappt«, aber dabei beißen sie auf Granit.
Das E-Trike von Teresa Nätscher ist noch das einzige im Zuständigkeitsbereich von Reinhold Langner. Er ist PVU-Gebietsleiter für Lohr, Marktheidenfeld und Wertheim und für 145 Zusteller zuständig. »Das ist ein Test, wir wollen sehen, wie es läuft«, sagt er.
Für das E-Trike spricht nach Langners Worten der umweltfreundliche Antrieb. Austräger ohne Führerschein in hügeligen Bezirken haben es damit leichter. Zudem können Springer wie Teresa Nätscher, die mehrere Bezirke betreuen, eine größere Anzahl von Zeitungen transportieren.
Die Kosten eines E-Trikes beziffert Langner auf rund 2500 Euro. Hersteller ist eine Firma aus dem Raum Schweinfurt, die sich auf solche Spezialanfertigungen spezialisiert hat. Der Pressevertrieb setzt auch normale Fahrräder zum Strampeln und E-Bikes ein, »um die Mobilität und Geschwindigkeit unserer Zusteller zu erhöhen«, so Langner. Einen Führerschein braucht man nicht, weil das E-Trike nicht schneller als 25 Stundenkilometer fährt.
An Ausbau gedacht
Im Bereich Lohr ist neben Teresa Nätscher mit dem E-Trike ein anderer Zusteller mit einem herkömmlichen Rad unterwegs, ein weiterer soll folgen. Ein zweites E-Trike könnte südlich von Lohr eingesetzt werden, sobald geklärt ist, ob es den Fußgängersteg zwischen Neustadt und Erlach überqueren darf.