Der Trompetenspieler auf dem Gartenstuhl ist nur ein Schatten. Er fehlt auf der Fotografie von Stuhl und Instrument. Auch das Auto auf dem nächsten Bild ist nicht vorhanden. Zu Rädern und Fahrer muss sich der Betrachter Motor, Fahrgestell, Lenkrad, Sitze und Karosserie selbst dazu denken.
Und das Dreieck aus drei Reihen von jeweils fünf nebeneinanderliegenden Würfeln ist ganz unmöglich. Die Figur, heute Penrose-Dreieck genannt, wurde in den 1930er Jahren von dem schwedischen Künstler Oskar Reutersvärd erdacht. Sie blieb jedoch praktisch unbekannt, bis der britische Mathematiker Roger Penrose sie in den 1950er Jahre ein zweites Mal erfand, angeregt durch eine Ausstellung von Bildern des niederländischen Grafikers Maurits Cornelis Escher mit ähnlichen unmöglichen Figuren. Hans-Georg Brasch lässt sich davon inspirieren und ahmt das Motiv mithilfe von Kamera und der Bildbearbeitung nach.
Der gebürtige Lohrer, heute in Retzbach zu Hause und Pflegedienstleiter im Gesundheitszentrum Main-Spessart in Gemünden, zeigt in einer Ausstellung im Kulturhaus aber nicht nur fotografische Illusionen, also „fake pictures“, sondern widmet sich auch anderen Themen. Nachtfotografie ist eines davon, eines, das Zeit braucht, wie Brasch bei der Vernissage sagte. Denn um Kreise aus Sternenlicht mit der Kamera einzufangen, sind oft Stunden nötig.
Blicke in die Vergangenheit
Die Zeit spielt auch bei den Fotos, die Brasch in lange verlassenen Gebäuden macht – heute gern als „lost places“ bezeichnet – eine Rolle. Sie öffnen ein Fenster in die Vergangenheit. Eine Reihe anderer Motive – entstanden am Wasser – frieren die Zeit ein. Der Bach steht still.
Kulturamtsleiterin Jasna Blaic erfuhr im Zuge des Josefshausprojekts, dass Brasch ein ambitionierter Hobbyfotograf ist, der seine Arbeiten schon mehrfach ausgestellt hat. Dazu lud sie ihn auch ins Kulturhaus ein und überreichte ihm jetzt zum Dank für die Ausstellung einen Scherenburgwein. Brasch beschäftigt sich seit der Schulzeit mit Kameras, seit 2010 auch mit Digitalfotografie und Bildbearbeitung, informierte der stellvertretende Bürgermeister Werner Herrbach, der den Fotografen vorstellte. Dieser ist Mitglied im Deutschen Verband für Fotografie und gibt Kurse bei der Karlstadter Volkshochschule für Makro- und Nachtfotografie.
„Mit Licht Geschichten schreiben“: Die Ausstellung der Fotos von Hans Georg Barsch ist noch bis Freitag, 30. November, im Kulturhaus in Gemünden zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Am Donnerstagnachmittag ist nur von 15 bis 18 Uhr geöffnet. An jedem ersten Samstag im Monat ist das Kulturhaus von 10 bis 12.30 Uhr geöffnet.