
Kein Jahr vergeht ohne teils tiefgreifende Einschnitte in unser soziales Gefüge. Welche Veränderungen es in diesem Bereich 2015 im Landkreis gegeben hat, beleuchten wir im vierten Teil unseres Jahresrückblicks.
JANUAR
Die Gegner von zusätzlichen Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland (SuedLink) formieren sich in Karlstadt zum Verein „MSPLink“. Dieser will sich für die Bewahrung des natürlichen Lebensraumes im Landkreis einsetzen.
Die Gemeinde Burgsinn wird mit zwei Gedenktafeln an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Einstimmig entscheidet der Gemeinderat, ein Denkmal für elf russische Kriegsgefangene zu errichten, die ein SS-Kommando im April 1945 erschossen hatte. Außerdem wird eine Tafel zum Gedenken an die frühere jüdische Gemeinde aufgestellt.
FEBRUAR
In einer Sondersitzung lehnt der Esselbacher Gemeinderat ein Bürgerbegehren zum geplanten Mobilfunkmasten ab. Gegen das Nein reicht die Bürgerinitiative „Sendemast“ Klage ein. Termin für die mündliche Anhörung ist am 20. Januar 2016.
Der kleine Arnsteiner Stadtteil Büchold soll nach dem Willen einiger Männer und Frauen das Zentrum für die Bewahrung des unterfränkischen Dialekts werden. Dort gründet sich ein Verein, der sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben hat.
Das Kaufhaus Michelbach in Gemünden wird abgerissen. Ende des Jahres wird an dessen Stelle ein neues E-Center eingeweiht.
MÄRZ
Die Lebenshilfe Main-Spessart gibt bekannt, dass die St.-Nikolaus-Schule in Wombach zum Schuljahresende geschlossen wird. Die Kinder und Jugendlichen werden danach anderenorts untergebracht.
Die Karlshöhe bei Esselbach, auf dem Bergrücken zwischen Hafenlohrtal und Weihersgrund gelegen, öffnet nach ihrer Generalsanierung wieder. Die Gaststätte gilt als eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region.
Der Bezirkstag verabschiedet eine Verordnung, die vorsieht, im Naturpark Spessart keine Ausnahmezonen für die Windkraftnutzung auszuweisen. Im Landschaftsschutzgebiet des Naturparks Bayerischer Odenwald werden dagegen Sonderbereiche zugelassen.
Gerade mal acht Monate hält sich der Lebensmittel- und Getränkemarkt in Eußenheim, dann wird er wieder dicht gemacht. Der Umsatz konnte die laufenden Betriebskosten nicht ansatzweise decken.
APRIL
Die Stadt Lohr verwirft ihre Idee, als Ersatz für die Miss-Spessart-Wahl bei der Spessartfestwoche einen Männerballett-Wettbewerb zu veranstalten. Als Ersatz soll es einen Showabend geben. Dieser geht Ende Juli über die Bühne – doch richtig glücklich ist niemand damit. Über die Zukunft des Dienstagabends auf der Festwoche wird nun neu nachgedacht.
„Comeback“ nach 30 Jahren: Binsbach hat wieder eine Bücherei, was für die Menschen im Ort einen großen Gewinn bedeutet. In dem Raum im Alten Pfarrhaus können über 800 Bücher ausgeliehen werden.
Nur in der Anfangszeit läuft der neu eröffnete Dorfladen in Neustadt gut, dann brechen die Umsätze mehr und mehr ein. Im Dezember beschließt die Gemeinde, den Laden zum Jahresende wieder zu schließen.
MAI
Am Ende war es viel Wirbel um nichts: Marktheidenfeld wird keinen Stadtstrand bekommen. Der Privatmann, der diese Pläne hegte, zieht seinen Antrag kurzfristig und ohne Angabe von Gründen wieder zurück.
In der Waldabteilung „Alte Ruh“ bei Mariabuchen soll ein Naturfriedhof entstehen. Das beschließt der Steinfelder Gemeinderat. Der nächste derartige Friedhof befindet sich etwa 30 Kilometer entfernt in Rieneck.
JUNI
Das Unternehmen Schwenk Zement trennt sich von seiner Putztechnik-Sparte. Käufer ist Quick-Mix aus Osnabrück. Am Standort Karlstadt sind davon 24 Mitarbeiter in der Produktion, dem Labor, der Auftragsannahme und dem Vertrieb betroffen.
Das Modehaus Zang in Zellingen schließt nach 66 Jahren. Einkaufszentren und das Internet haben den Betreibern das Leben immer schwerer gemacht. Der Anfang vom Ende war dann die Sperrung der alten Mainbrücke für den Fahrzeugverkehr 2006.
JULI
Der Arnsteiner Stadtrat beschließt den Bebauungsplan für das Sondergebiet „Neue Mitte“. Darin geht es um die Ansiedlung von Geschäften. So will sich der Rewe-Markt vergrößern. Mit Aldi und Roßmann soll er zusätzliche Nachbarn bekommen. Edeka verlagert dafür seinen Markt in das künftige Nahversorgungszentrum West.
AUGUST
Der Wiesenfelder Dorfladen öffnet seine Türen. Er ist eine beispielhafte Gemeinschaftsleistung: 55 Bürger haben fast 2000 unentgeltliche Arbeitsstunden erbracht, um das Gebäude „betriebsbereit“ zu machen.
Die Firma Ruco Profil in Langenprozelten muss schließen. Der Insolvenzverwalter teilt mit, dass all seine Bemühungen, einen Käufer zu finden, vergebens gewesen seien. 30 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz.
Der FC Thüngen kann eine Auflösung gerade noch abwenden. Bei einer außerordentlichen Versammlung werden die drei offenen Vorstandsposten vergeben. Der Verein wird künftig von einem Dreier-Team geführt.
SEPTEMBER
Darauf hatten die Menschen in Aura gewartet: Der Dorfladen, betrieben von Gülin Zeisberg, wird offiziell eröffnet. Er siedelt sich genau in dem Gebäude an, in dem sich früher das einzige Geschäft im Ort befand.
Die Mitarbeiter der Procter & Gamble-Standorte in Marktheidenfeld stimmen für einen „Zukunftssicherungstarifvertrag“. Dieser sieht vor, dass sich die Wochenarbeitszeit von 35 auf 37,5 Stunden erhöht, ohne dass die Löhne steigen. Im Gegenzug soll es eine Beschäftigungsgarantie geben und Investitionen in das Werk Marktheidenfeld, in dem Elektrozahnbürsten hergestellt werden.
OKTOBER
Der Kurtz-Ersa-Konzern in Wiebelbach schließt seine Aluminiumgießerei. Von den 50 Beschäftigten können 31 in anderen Bereichen des Unternehmens weiterbeschäftigt werden, 19 Mitarbeitern wird gekündigt.
Der Landkreis darf sich freuen: 2016 wird ihm die Stadt Marktheidenfeld rund 16 Millionen Euro überweisen. Grund: 2014 hat die Stadt etwa 30 Millionen Euro allein an Gewerbesteuern eingenommen – ein Ausnahmejahr – und davon bekommt der Landkreis über die Kreisumlage wie immer zwei Jahre danach seinen Anteil.
NOVEMBER
Weil sie keinen Obermeister findet, sucht die Fleischer-Innung Main-Spessart ihr Heil in einer Fusion. Die Mitglieder beauftragen ihre verbliebene Führung, mit der Metzger-Innung Würzburg zu verhandeln. Seit der Gründung ist die Fleischer-Innung Main-Spessart von 112 auf 27 Mitglieder geschrumpft.
DEZEMBER
Die Firma Warema verkündet, die Produktion von Raffstoren gänzlich nach Sachsen zu verlagern. In Marktheidenfeld, wo 160 der 2200 Mitarbeiter im Bereich Raffstoren beschäftigt sind, soll es keine Kündigungen geben. Im Gegenzug wird dort die Markisenproduktion ausgebaut.
Ab nächstem Schuljahr trägt das Mädchenbildungswerk in Gemünden einen neuen Namen. Weil dann erstmals auch Jungen Realschule und Gymnasium besuchen können, wird die Einrichtung in Theodosius-Florentini-Schule umbenannt. So hieß der Ordensgründer der Kreuzschwestern.
Das Unternehmen De'Longhi gibt bekannt, seine Rotorenfertigung komplett von Marktheidenfeld ins rumänische Cluj zu verlagern. Die betroffenen 34 Mitarbeiter sollen nach einer Umschulung auf dem Dillberg weiterbeschäftigt werden.
ONLINE-TIPP
Weitere Teile unseres MSP-Jahresrückblicks: www.mainpost.de/msp-2015






