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MAIN-SPESSART
Die Welt dreht sich immer schneller
Unsere Gesellschaft verändert sich permanent – im Guten wie im Schlechten. Das Jahr 2015 im Zeitraffer.
Gemeinsam mit türkischen und deutschen Gästen eröffnet der türkische Verein „Ditib“ nach fast anderthalbjähriger Bauzeit seine neue Moschee in Karlstadt. Nach außen hin hat sich die Ansicht in der Johann-Schöner-Straße deutlich gewandelt. Neben dem vergrößerten Baukörper und der Kuppel gehört auch ein 15 Meter hohes Minarett zum Erscheinungsbild.Foto: G. Roth
| Gemeinsam mit türkischen und deutschen Gästen eröffnet der türkische Verein „Ditib“ nach fast anderthalbjähriger Bauzeit seine neue Moschee in Karlstadt.
Jochen Jörg
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:17 Uhr

Kein Jahr vergeht ohne teils tiefgreifende Einschnitte in unser soziales Gefüge. Welche Veränderungen es in diesem Bereich 2015 im Landkreis gegeben hat, beleuchten wir im vierten Teil unseres Jahresrückblicks.

JANUAR

Die Gegner von zusätzlichen Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland (SuedLink) formieren sich in Karlstadt zum Verein „MSPLink“. Dieser will sich für die Bewahrung des natürlichen Lebensraumes im Landkreis einsetzen.

Die Gemeinde Burgsinn wird mit zwei Gedenktafeln an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Einstimmig entscheidet der Gemeinderat, ein Denkmal für elf russische Kriegsgefangene zu errichten, die ein SS-Kommando im April 1945 erschossen hatte. Außerdem wird eine Tafel zum Gedenken an die frühere jüdische Gemeinde aufgestellt.

FEBRUAR

In einer Sondersitzung lehnt der Esselbacher Gemeinderat ein Bürgerbegehren zum geplanten Mobilfunkmasten ab. Gegen das Nein reicht die Bürgerinitiative „Sendemast“ Klage ein. Termin für die mündliche Anhörung ist am 20. Januar 2016.

Der kleine Arnsteiner Stadtteil Büchold soll nach dem Willen einiger Männer und Frauen das Zentrum für die Bewahrung des unterfränkischen Dialekts werden. Dort gründet sich ein Verein, der sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben hat.

Das Kaufhaus Michelbach in Gemünden wird abgerissen. Ende des Jahres wird an dessen Stelle ein neues E-Center eingeweiht.

MÄRZ

Die Lebenshilfe Main-Spessart gibt bekannt, dass die St.-Nikolaus-Schule in Wombach zum Schuljahresende geschlossen wird. Die Kinder und Jugendlichen werden danach anderenorts untergebracht.

Die Karlshöhe bei Esselbach, auf dem Bergrücken zwischen Hafenlohrtal und Weihersgrund gelegen, öffnet nach ihrer Generalsanierung wieder. Die Gaststätte gilt als eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region.

Der Bezirkstag verabschiedet eine Verordnung, die vorsieht, im Naturpark Spessart keine Ausnahmezonen für die Windkraftnutzung auszuweisen. Im Landschaftsschutzgebiet des Naturparks Bayerischer Odenwald werden dagegen Sonderbereiche zugelassen.

Gerade mal acht Monate hält sich der Lebensmittel- und Getränkemarkt in Eußenheim, dann wird er wieder dicht gemacht. Der Umsatz konnte die laufenden Betriebskosten nicht ansatzweise decken.

APRIL

Die Stadt Lohr verwirft ihre Idee, als Ersatz für die Miss-Spessart-Wahl bei der Spessartfestwoche einen Männerballett-Wettbewerb zu veranstalten. Als Ersatz soll es einen Showabend geben. Dieser geht Ende Juli über die Bühne – doch richtig glücklich ist niemand damit. Über die Zukunft des Dienstagabends auf der Festwoche wird nun neu nachgedacht.

„Comeback“ nach 30 Jahren: Binsbach hat wieder eine Bücherei, was für die Menschen im Ort einen großen Gewinn bedeutet. In dem Raum im Alten Pfarrhaus können über 800 Bücher ausgeliehen werden.

Nur in der Anfangszeit läuft der neu eröffnete Dorfladen in Neustadt gut, dann brechen die Umsätze mehr und mehr ein. Im Dezember beschließt die Gemeinde, den Laden zum Jahresende wieder zu schließen.

MAI

Am Ende war es viel Wirbel um nichts: Marktheidenfeld wird keinen Stadtstrand bekommen. Der Privatmann, der diese Pläne hegte, zieht seinen Antrag kurzfristig und ohne Angabe von Gründen wieder zurück.

In der Waldabteilung „Alte Ruh“ bei Mariabuchen soll ein Naturfriedhof entstehen. Das beschließt der Steinfelder Gemeinderat. Der nächste derartige Friedhof befindet sich etwa 30 Kilometer entfernt in Rieneck.

JUNI

Das Unternehmen Schwenk Zement trennt sich von seiner Putztechnik-Sparte. Käufer ist Quick-Mix aus Osnabrück. Am Standort Karlstadt sind davon 24 Mitarbeiter in der Produktion, dem Labor, der Auftragsannahme und dem Vertrieb betroffen.

Das Modehaus Zang in Zellingen schließt nach 66 Jahren. Einkaufszentren und das Internet haben den Betreibern das Leben immer schwerer gemacht. Der Anfang vom Ende war dann die Sperrung der alten Mainbrücke für den Fahrzeugverkehr 2006.

JULI

Der Arnsteiner Stadtrat beschließt den Bebauungsplan für das Sondergebiet „Neue Mitte“. Darin geht es um die Ansiedlung von Geschäften. So will sich der Rewe-Markt vergrößern. Mit Aldi und Roßmann soll er zusätzliche Nachbarn bekommen. Edeka verlagert dafür seinen Markt in das künftige Nahversorgungszentrum West.

AUGUST

Der Wiesenfelder Dorfladen öffnet seine Türen. Er ist eine beispielhafte Gemeinschaftsleistung: 55 Bürger haben fast 2000 unentgeltliche Arbeitsstunden erbracht, um das Gebäude „betriebsbereit“ zu machen.

Die Firma Ruco Profil in Langenprozelten muss schließen. Der Insolvenzverwalter teilt mit, dass all seine Bemühungen, einen Käufer zu finden, vergebens gewesen seien. 30 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz.

Der FC Thüngen kann eine Auflösung gerade noch abwenden. Bei einer außerordentlichen Versammlung werden die drei offenen Vorstandsposten vergeben. Der Verein wird künftig von einem Dreier-Team geführt.

SEPTEMBER

Darauf hatten die Menschen in Aura gewartet: Der Dorfladen, betrieben von Gülin Zeisberg, wird offiziell eröffnet. Er siedelt sich genau in dem Gebäude an, in dem sich früher das einzige Geschäft im Ort befand.

Die Mitarbeiter der Procter & Gamble-Standorte in Marktheidenfeld stimmen für einen „Zukunftssicherungstarifvertrag“. Dieser sieht vor, dass sich die Wochenarbeitszeit von 35 auf 37,5 Stunden erhöht, ohne dass die Löhne steigen. Im Gegenzug soll es eine Beschäftigungsgarantie geben und Investitionen in das Werk Marktheidenfeld, in dem Elektrozahnbürsten hergestellt werden.

OKTOBER

Der Kurtz-Ersa-Konzern in Wiebelbach schließt seine Aluminiumgießerei. Von den 50 Beschäftigten können 31 in anderen Bereichen des Unternehmens weiterbeschäftigt werden, 19 Mitarbeitern wird gekündigt.

Der Landkreis darf sich freuen: 2016 wird ihm die Stadt Marktheidenfeld rund 16 Millionen Euro überweisen. Grund: 2014 hat die Stadt etwa 30 Millionen Euro allein an Gewerbesteuern eingenommen – ein Ausnahmejahr – und davon bekommt der Landkreis über die Kreisumlage wie immer zwei Jahre danach seinen Anteil.

NOVEMBER

Weil sie keinen Obermeister findet, sucht die Fleischer-Innung Main-Spessart ihr Heil in einer Fusion. Die Mitglieder beauftragen ihre verbliebene Führung, mit der Metzger-Innung Würzburg zu verhandeln. Seit der Gründung ist die Fleischer-Innung Main-Spessart von 112 auf 27 Mitglieder geschrumpft.

DEZEMBER

Die Firma Warema verkündet, die Produktion von Raffstoren gänzlich nach Sachsen zu verlagern. In Marktheidenfeld, wo 160 der 2200 Mitarbeiter im Bereich Raffstoren beschäftigt sind, soll es keine Kündigungen geben. Im Gegenzug wird dort die Markisenproduktion ausgebaut.

Ab nächstem Schuljahr trägt das Mädchenbildungswerk in Gemünden einen neuen Namen. Weil dann erstmals auch Jungen Realschule und Gymnasium besuchen können, wird die Einrichtung in Theodosius-Florentini-Schule umbenannt. So hieß der Ordensgründer der Kreuzschwestern.

Das Unternehmen De'Longhi gibt bekannt, seine Rotorenfertigung komplett von Marktheidenfeld ins rumänische Cluj zu verlagern. Die betroffenen 34 Mitarbeiter sollen nach einer Umschulung auf dem Dillberg weiterbeschäftigt werden.

ONLINE-TIPP

Weitere Teile unseres MSP-Jahresrückblicks: www.mainpost.de/msp-2015

Nach zweimaliger Ablehnung beschließt der Stadtrat von Rieneck die Aufstellung einer umstrittenen Gedenktafel zur Erinnerung an ein Kriegsverbrechen am 29. März 1945. Viele Ratsmitglieder tun dies allerdings weniger aus Überzeugung, sondern damit „Frieden im Ort“ einkehren könne, wie einige von ihnen äußern. Die Tafel, die etwa 100 Meter vom Tatort entfernt aufgestellt wird, erinnert an die Erschießung von fünf sowjetischen Kriegsgefangenen, die vor 70 Jahren ohne Gerichtsverfahren von den Nazis befohlen wurde. Unser Bild zeigt die Initiatorin der Gedenktafel, Elfriede Krutsch, bei der Enthüllung der Tafel im März. Krutsch war für ihr Projekt teils massiv angefeindet worden.Foto: P. Varasano
| Nach zweimaliger Ablehnung beschließt der Stadtrat von Rieneck die Aufstellung einer umstrittenen Gedenktafel zur Erinnerung an ein Kriegsverbrechen am 29. März 1945.
Das 160 Jahre alte Bahnhofsgebäude in Wernfeld wird abgerissen. Aus Sicht der Bewohner des Gemündener Stadtteils stellte es einen Schandfleck dar. Die Fensterscheiben waren eingeschlagen, Schuttberge türmten sich ums Haus, das von einem Zaun umgeben war. Seit 1. Juli 2002 ist der neue Haltepunkt in Wernfeld in Betrieb. Die Bahn hatte den alten Bahnhof zuvor schon lang nicht mehr genutzt.
Foto: P. Hofmann | Das 160 Jahre alte Bahnhofsgebäude in Wernfeld wird abgerissen. Aus Sicht der Bewohner des Gemündener Stadtteils stellte es einen Schandfleck dar.
Der Gasthof Straßlücke, an der früheren B 8 bei Bischbrunn gelegen, wird geschlossen. Friedrich Roßmann hatte den Betrieb 1980 von seinem Vater Hermann übernommen, wie dieser vorher von seinem Vater. Dass sich Roßmann mit Schließungsgedanken trug, war schon lange kolportiert worden.
Foto: Roland Pleier | Der Gasthof Straßlücke, an der früheren B 8 bei Bischbrunn gelegen, wird geschlossen. Friedrich Roßmann hatte den Betrieb 1980 von seinem Vater Hermann übernommen, wie dieser vorher von seinem Vater.
SEPTEMBER: Der Triefensteiner Gemeinderat beschließt, das marode Hallenbad in Lengfurt zum 31. Dezember zu schließen. Für eine dringend nötige Sanierung fehlt der mit fünf Millionen Euro verschuldeten Gemeinde das Geld. Eine Bürgergemeinschaft setzt sich dennoch für einen Erhalt des Bades ein.
Foto: Günter Reinwarth | SEPTEMBER: Der Triefensteiner Gemeinderat beschließt, das marode Hallenbad in Lengfurt zum 31. Dezember zu schließen. Für eine dringend nötige Sanierung fehlt der mit fünf Millionen Euro verschuldeten Gemeinde das Geld.
Für einen kollektiven Aufschrei unter den Campern sorgen Pläne der Stadt Karlstadt, die mit der Freibad-Umgestaltung zusammenhängen. Dabei wird auch eine Verlagerung des neben dem Schwimmbad gelegenen Campingplatzes auf die andere Mainseite ins Gespräch gebracht, ja sogar von einer kompletten Aufgabe ist die Rede. Die Proteste der Camper (im Bild eine Demo in der Altstadt) verhallen nicht ungehört: Der Stadtrat entscheidet, bei der Freibad-Planung auch Sanitäranlagen für den Campingplatz zu berücksichtigen. Damit ist auch der Erhalt des Campingplatzes an seinem aktuellen Standort gesichert.
Foto: Karlheinz Haase | Für einen kollektiven Aufschrei unter den Campern sorgen Pläne der Stadt Karlstadt, die mit der Freibad-Umgestaltung zusammenhängen.
Bis zu 1150 Stellen will Bosch Rexroth bis Ende 2018 an sechs deutschen Standorten streichen. Auch die Lohrer Gießerei (im Bild) ist vom geplanten Stellenabbau betroffen: Von den rund 600 Arbeitsplätzen sollen bis zu 145 wegfallen. Der geplante Arbeitsplatzabbau ist eine Folge von deutlichen Rückgängen bei Bau- und Landmaschinen. Eine Verbesserung der Lage in diesem Sektor sieht Rexroth, auch wegen der chinesischen Immobilienblase, bis 2020 nicht.
Foto: Rexroth | Bis zu 1150 Stellen will Bosch Rexroth bis Ende 2018 an sechs deutschen Standorten streichen. Auch die Lohrer Gießerei (im Bild) ist vom geplanten Stellenabbau betroffen: Von den rund 600 Arbeitsplätzen sollen bis zu ...
Der Landkreis Main-Spessart bekommt ein Zentralklinikum – das beschließt der Kreistag mit 49:8 Stimmen. Der Neubau soll bis etwa 2022 stehen. Die bisherigen Krankenhäuser in Karlstadt, Lohr und Marktheidenfeld (auf den Bildern von oben nach unten) werden erst dann aufgegeben und medizinisch anders genutzt. Wo der Neubau entstehen wird, steht noch nicht fest – die Entscheidung darüber fällt im Frühjahr 2016. Vor der Abstimmung im Kreistag hatte ein externes Gutachterteam aus Berlin die Kliniksituation im Landkreis analysiert und eindringlich für einen zentralen Neubau geworben. Die Zukunft der drei Krankenhäuser war lange umstritten, da sie seit 2011 zunehmend defizitär arbeiten. Alleine für 2015 erwartet das Klinikum ein Minus von fünf Millionen Euro, Tendenz weiter steigend.Fotos: Brachs (2) / Ungemach (1)
| Der Landkreis Main-Spessart bekommt ein Zentralklinikum – das beschließt der Kreistag mit 49:8 Stimmen. Der Neubau soll bis etwa 2022 stehen.
 
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