Zum Deutschunterricht gehört nicht nur das Schreiben und Lesen von Texten, sondern auch die kreative Auseinandersetzung mit Literatur. Freude macht diese besonders dann, wenn Märchen gespielt werden und man selbst mitwirken darf. Friedel Liedhegener bietet den Schülerinnen und Schülern der 5. Jahrgangsstufe des Gymnasiums mit seiner "Lohrer Puppenbühne" eine solche Gelegenheit.
Mittlerweile ist der Auftritt Liedhegeners schon ein fester Bestandteil des zusätzlichen Angebots für die Unterstufe. Seit der Neukonzeption der Bibliothek im Rahmen der Sanierung vor zehn Jahren nimmt er - lediglich unterbrochen durch die Corona-Krise - die Kinder mit auf eine Reise in den Orient und nach Asien. Die in Indien gefertigten, liebevoll gestalteten Figuren und Tiere lassen die dortige Kultur lebendig werden.
In zwei spannenden Geschichten entführte der Lohrer Puppenspieler in die Welt der Märchen, in der Prüfungen zu bestehen sind. Im "Schloss auf dem Glasberg" wird der Prinz von einem Vogel entführt und sieht in dessen Garten eine wunderschöne Prinzessin, die er unbedingt heiraten will. Er folgt ihrer Spur bis ans Ende der Welt und findet sie schließlich in einem Schloss auf dem Glasberg. Prüfung bestanden! Die Hochzeit kann gefeiert werden. Im zweiten Märchen geht es um die Nachfolge des Königs, die schließlich Prinz Achmed aufgrund des Einwirkens einer Fee für sich entscheidet.
So mischen sich Märchen, Liebes- und Abenteuergeschichte, die die Schülerinnen und Schüler auch deshalb fesselten, weil sie in die Rollen der einzelnen Figuren schlüpfen und die Puppen agieren lassen durften. Das war es gerade, was die Zehnjährigen faszinierte: Sie blieben nicht nur Zuschauer, sie waren nicht nur dabei, sondern sie wurden in die Abenteuer der Figuren involviert. Sie wurden zu Prinz und Prinzessin, zur bösen Stiefmutter, der guten oder bösen Fee oder zum Vogel, der die Prinzessin auf den Glasberg trägt.
Auch die Puppen beeindruckten die Kinder derart, dass sie sich die geschnitzten Gesichter und zauberhaften Gewänder nach der Aufführung noch einmal aus der Nähe anschauen wollten.
Friedel Liedhegener schließt mit seinen Erfahrungen im "wirklichen" Indien und berichtet von seinen kuriosen Begegnungen und spannenden Erlebnissen dort vor Ort. Diese wahren Begebenheiten interessierten die Kinder ebenso wie die erfundenen Märchen. - Oder lassen sich etwa Realität und Fantasie gar nicht immer deutlich voneinander trennen?
Von: Diana von Lewinski-Macgregor (Lehrkraft, Gymnasium Lohr)