
Wenn man sich ansehe, was gerade wieder in der Welt passiere, könne man nur eine Schlussfolgerung ziehen: "Die Welt braucht mehr Musik." Für diese Bemerkung war Bürgermeister Mario Paul bei der 50-Jahr-Feier der städtischen Sing- und Musikschule am Freitag in der Alten Turnhalle der Beifall sicher. Ihre Leiterin Petra Breitenbach betonte, das Ziel sei erreicht worden, Musik individuell bewegend und lebendig in die Gesellschaft zu tragen.
Gekommen waren viele Weggefährten der Sing- und Musikschule wie der erste Kulturamtsleiter Meinrad Amrhein, der erste hauptamtliche Musikschulleiter Peter Häring (ab 1981), der diese Funktion 36 Jahre lang innehatte, und die "Urgesteine" Adele Hauck und Ingrid Klingenberg, die hartnäckig für die Einrichtung der Schule kämpften und selbst als Lehrkräfte unterrichteten.
Die Anwesenheit von Ehrenringträgerin Adele Hauck mit ihren fast 95 Jahren zeigt nach Breitenbachs Worten, "dass Musizieren der Gesundheit dient". Breitenbach war selbst Schülerin, unterrichtet seit 45 Jahren (siehe "Im Überblick") und wurde 2017 Härings Nachfolgerin. Die Sing- und Musikschule sei eine freiwillige Leistung der Stadt Lohr und doch lebenswichtig.
Geständnis vom Lohrer Bürgermeister Mario Paul
Breitenbach verwies auf 68 Veranstaltugen der Sing- und Musikschule mit über 11.500 Zuhörern im vorigen Jahr – ein neuer Rekord. Aktuell besuchten circa 720 Schülerinnen und Schüler in 260 Wochenstunden den Unterricht.
Bürgermeister Mario Paul wartete mit einem Geständnis auf: Trotz größter Anstrengungen könne er nicht wie Orpheus singen. Wäre er dazu in der Lage, "würde ich zu großen Lobgesängen auf die Sing- und Musikschule anheben". Denn es gebe nicht den einen Grund, diese Einrichtung zu feiern, "sondern unzählige".
In den letzten 50 Jahren seien rund 23.500 Schülerinnen und Schüler unterrichtet worden. Die Schülerzahl, anfangs bei rund 200, liege seit zehn Jahren über 700. Aber auch die qualitativen Leistungen seien beeindruckend, wie zahlreiche Erfolge bei musikalischen Wettbewerben zeigten, sagte der Bürgermeister.
Musik sei unverzichtbar. Die Sing- und Musikschule bereichere das kulturelle Leben in Lohr und den Umlandgemeinden. Elf Ensembles bewiesen die große Bandbreite. Ihre Auftritte sorgten für Genuss, Leichtigkeit und Freude. Die eigentliche Arbeit finde mit dem Unterricht und dem beharrlichen Üben aber abseits der Bühne statt.
"Stärkend und sinnstiftend für ein erfülltes Leben"
Die zahlreichen Lehrkräfte, Unterstützer und Weggefährten habe eines geeint: "Die Liebe zur und das herausragende Engagement für die Musik." Sie seien die Erfolgsgaranten für die Entwicklung der Einrichtung gewesen. Er sei sehr stolz auf die Sing- und Musikschule, betonte Paul.
Musizieren ist nach den Worten der stellvertretenden Landrätin Pamela Nembach "stärkend und sinnstiftend für ein erfülltes Leben", ein Zitat von Petra Breitenbach bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Die Sing- und Musikschule sei eine der wenigen Schulen, in die Schülerinnen und Schüler gerne gingen. In ihr träfen sich verschiedene Generationen, soziale Schichten und Kulturkreise, was sie zu einem Ort der Begegnung und des Miteinanders mache.
Gründung der Musikschule zunächst gescheitert
Aus dem Nähkästchen plauderte Peter Häring. Der erste Versuch von Waldemar Hauck, 1953 eine Sing- und Musikschule zu etablieren, sei noch gescheitert, weil sein Brief in der Schublade des damaligen Bürgermeisters verschwunden sei. Mit der Gründung eines Initiativkreises 1974 durch Georg Porzelt sei dann das Ziel erreicht worden. Im April 1975 sei es richtig losgegangen mit großem Andrang und wenigen Lehrkräften.

Nach den Worten von Michael Dröse, zweiter Vorsitzender des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM), verbessert aktives Musizieren das Verantwortungsbewusstsein, Eigenständigkeit und die Fähigkeit, sich in die Gesellschaft einzubringen. Musik verbinde, überwinde Grenzen und schenke Freude. Deshalb brauche es mehr Sing- und Musikschulen.
Während der rund zweistündigen Feier gab es zahlreiche Musikdarbietungen. Die Junior Big Band unter Leitung von Gerhard Kunkel spielte zum Empfang im Foyer. Mit dem Lied "Willkommen auf dem Fest" begrüßten die Wir-musizieren-Kinder der Grundschule Sendelbach unter Leitung von Simone Ludwig die Besucherinnen und Besucher. Franziska Amend zeigte ihr Können an der Harfe.
Gänsehautmusik beim Jubiläum der Sing- und Musikschule Lohr
Das Streicherensemble der Sing- und Musikschule unter Leitung von Andreas Franzky trug drei Sätze "Aus der Manege" von Patrick Huck vor. Christel Schlensok und Daniel Herzig spielten vierhändig am Klavier die Dolly-Suite aus "Le pas espagnol" von Gabriel Fauré. Isabell Lang (Gesang) und Birgit Genzel (Klavier) intonierten "O mio babbino caro" von Giacomo Puccini.
Das Kollegium der Sing- und Musikschule und der Chor Lohreley sangen unter Leitung von Michael Albert den "Musikschul-Song", ein Ergebnis der Corona-Zeit. Für Gänsehaut sorgte die Houseband der Sing- und Musikschule unter Leitung von Petra Breitenbach mit Peter Häring als Sänger mit ihrer Version von "Music" von John Miles. Zum Ausklang jazzte Jazz 5.