
Bei einer musikalisch-literarischen Lesung ging Gerhard Luber der wechselvollen Geschichte Czernowitz nach, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins Historisches Rathaus Markt Retzbach, der folgende Informationen entnommen sind.
Es begann friedlich und bunt, als vor 200 Jahren das Habsburgerreich Czernowitz zur Hauptstadt der Bukowina machte. Die Wirtschaft blühte auf und mit ihr Religion und Kultur. Juden, Deutsche, Rumänen, Ukrainer, Polen bildeten eine multikulturelle Stadtbevölkerung, brachten ihren Glauben, ihre Sprachen, ihre Sitten und Gebräuche ein.
Dann kam das 20. Jahrhundert. Mit Jacob Melzers Bericht über "Das neue Regime" erlebten die Zuhörer die Schrecken der Shoa mit 3000 Exekutionen an einem Tag. Der Stalinismus vereinheitlichte schließlich Ethnien wie Gedanken. Als Gregor von Rezzori nach Czernowitz, seiner Geburtsstadt, zurückkehrte, findet er eine seelenlose Leere vor. Was erhalten blieb, waren die Fassaden. Und nun der russische Angriffskrieg, der mit Halyna Kruk von jeder und jedem einen Standpunkt einfordert: "Da stehst du nun". Mit dem bedeutendsten Dichter der Stadt, Paul Celan, schloss Gerhard Luber.
Der Vortragende steuerte mit der klugen Auswahl der Texte souverän die Empfindungen der Zuhörer. Begleitet wurde er von den "Con-Brio-Hölzern": Axel Weihprecht und Helmut Kennerknecht an den Klarinetten und Friedemann Wolpold am Fagott, die ihre Intonation den Inhalten anpassten.