Es war an einem Mittwoch, am 25. Oktober 1978, als die Stadt Lohr auf dem oberen Marktplatz im Beisein einiger interessierter Bürger und Bürgerinnen vier Krim-Linden pflanzen ließ. Unter der Aufsicht des Elfershausener Landschaftsarchitekten Heinrich Dietz setzten Mitarbeiter der Stadtgärtnerei die rund vier Meter hohen Bäume in die vorbereiteten Rondelle. Willi Müller, einer der Städtischen, die damals dabei waren, kann sich noch genau daran erinnern.
Stadt und Geschäftsleute hofften seinerzeit, dass die Pflastererarbeiten auf dem oberen Marktplatz noch bis zum Rambourfest am letzten Oktober-Sonntag weitgehend abgeschlossen werden können. Der Ausbau der Fußgängerzone in der Innenstadt war im Herbst 1978 weit fortgeschritten. Die Einweihung erfolgte Anfang Dezember 1978.
Über das Schicksal der vier Krim-Linden hat vor kurzem der Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss des Lohrer Stadtrates entschieden. Wenn die Pläne des Unternehmens Mylocalfarm verwirklicht werden, sollen die vier Bäume gefällt werden. Die drei Geschäftsführer, Nader und Diyaa Tarabeh sowie Michael Walz, planen in den Räumen des ehemaligen Kupsch-Marktes eine Markthalle für regionale landwirtschaftliche Produkte zu eröffnen und vor dem Gebäude auf öffentlichem Grund eine Außengastronomie zu betreiben.
Die Krim-Linde (Tilia x euchlora) ist eine Hybride, die aus Winterlinde (Tilia cordata) und Schwarzmeerlinde (Tilia dasystyla) hervorgegangen ist. Der Park- und Straßenbaum kann Höhen von etwa 18 Metern bei einem Stammdurchmesser von etwa 70 Zentimetern erreichen. Die Rinde ist hellgrau und glatt und teilweise dunkelgrau gestreift. Die Äste im oberen Teil der Baumkrone sind innen steil ansteigend und fallen nach außen peitschenähnlich ab, was der Krone eine schmale hohe Form gibt.
Unter Linden kann es in den Sommermonaten zuweilen unangenehm werden, denn von den Bäumen regnet eine klebrige Masse in feinen Tröpfchen herab. Alles, was sich unter den Linden befindet, ist dann von dem Film überzogen, in dem sich Staub und Blütenpollen verfangen.
Warum tropfen die Linden in der etwa sechswöchigen Lindenblüte im Juni und Juli? Grund ist der sogenannte Honigtau von Blattläusen, die sich besonders gern in Linden aufhalten. Genau genommen handelt es sich bei dieser klebrigen Masse um Blattlaus-Kot. Die Läuse saugen nämlich den Saft aus den Lindenblättern und scheiden den Zucker aus.
Dies haben in der Vergangenheit auch Nutzer der Imbiss- oder Verkaufsstände bei Festen auf dem Marktplatz erfahren müssen. Wegen dieser Problematik und auch um das Gefälle zu dem ehemaligen Kupsch-Verkaufsraum auszugleichen, sollen die Linden und die Sitz-Rondelle weg.