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RODENBACH
Die vier Gefährten und ihr Märchentrank
Der holzbetriebene Brennofen hat über 20 Jahre auf dem Buckel, Stefan Blum das Logo des Rodenbacher Schneewittchen-Gins.
Foto: Frank Zagel | Der holzbetriebene Brennofen hat über 20 Jahre auf dem Buckel, Stefan Blum das Logo des Rodenbacher Schneewittchen-Gins.
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 01:11 Uhr

„Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit ganz tief im Spessart …, ... da machten sich vier Gefährten auf, um das Erbe der Sieben Zwerge anzutreten und die Tradition der Großeltern fortzuführen. ... Dort am Waldrand, wo sich Fuchs und Has' gute Nacht sagen, entsteht in einem kleinen Innenhof unser Märchentrank“, schreiben Fabian Kreser, Stefan Blum, Markus Skrobarek und Jonas Völker auf ihrer Homepage. Seit März 2017 stellen die vier Mittzwanziger in ihrer Brennerei in Rodenbach einen ganz besonderen Märchentrank her: den Snow White Gin, auf deutsch: Schneewittchen-Gin.

Das meiste aus dem Spessart

Es sollte ein Produkt aus dem Spessart sein, das auch nach Spessart schmeckt, gibt der 24-jährige Fabian Kreser an, der die Destillerie vor drei Jahren von seinem Großvater Heinz Kreser als Hobby übernahm. Dieser hatte die Brennanlage seit 1973 betrieben und seinem Enkelsohn das Handwerk beigebracht.

Mit dem Tod von Heinz Kreser vor zwei Jahren wäre dessen Brennrecht erloschen, hätte sein Enkel es nicht übernommen und den Betrieb fortgeführt. „Ich wollte nicht, dass die Familientradition verloren geht“, erklärt Kreser junior seine Motivation. Beim Brennen der klassischen Obstbrände hatten seine Freunde die Idee, einen auf Lohr bezogenen Gin herzustellen. Doch Snow White im Namen und Schneewittchen im Logo sind nicht die einzigen Bezüge zur Region: 95 Prozent der verwendeten Ingredienzien tragen die vier aus der unmittelbaren Umgebung zusammen.

Mit dem Duft von Douglasien und Lavendel

In der kleinen Destillerie riecht es nach Wacholder, Äpfeln, Ingwer und vielen weiten Gewürzen, aus denen der Wacholder-Geist durch die Aromatisierung seinen charakteristischen Geschmack erhält. Dazu kommen noch Tannennadeln, auch die der Douglasie aus dem Privatwald, die das Aroma verfeinern. Lavendel wird selbst angebaut, die Äpfel werden vor Ort eingesammelt. Nur Zitronen und Wacholderbeeren werden zugekauft.

An der über 20 Jahre alten holzbetriebenen Brennanlage erklärt Kreser den Prozess: Aus 96-prozentigem Alkohol besteht der Rohstoff für die lokale Spirituose. Dieser sogenannte Primasprit ist rechtlich bei der Herstellung von Gin vorgesehen. Die Herstellung mit Primasprit ist notwendig, da man aus den Wacholderbeeren nicht den nötigen Alkohol gewinnen kann. Die Aromatisierung entsteht während der Destillation. Die Gewürze werden in den Rohalkohol eingelegt und mit diesem schonend und langsam destilliert.

Drei Monate abgelagert

Nach einem harten Brenntag wird auf den Schneewittchen-Gin angestoßen: (von links) Jonas Völker, Markus Skrobarek, Fabian Kreser und Stefan Blum.
Foto: Frank Zagel | Nach einem harten Brenntag wird auf den Schneewittchen-Gin angestoßen: (von links) Jonas Völker, Markus Skrobarek, Fabian Kreser und Stefan Blum.

Doch erst nach einiger Zeit des Ruhens bildet sich das volle Spektrum der Aromen aus. Drei Monate lagert der Snow White Gin, um seinen Geschmack zu erreichen. Erst dann wird er in Flaschen abgefüllt, die verkorkt und versiegelt werden.

„Die erlesenen Zutaten und das weiche Rodenbacher Quellwasser führen zum besonderen Geschmack unseres Gins“, führt Kreser aus. Das Rezept ist natürlich geheim. „Das wurde uns von den sieben Zwergen überliefert“, lacht der Brennmeister.

Skrobareks Spitzen-Etikett

Für die Etiketten zeichnet Michael Skrobarek verantwortlich. Wie der Gin, sind auch diese handgemacht. Skrobarek hat sie mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Um die quadratischen Etiketten, die auf einer Spitze stehen, exakt auf die runden Flaschen platzieren zu können, hat er eigens ein Lasergerät konstruiert.

Diesen März erhielten die vier Freunde beim Craft Spirit Festival in Berlin, das handgemachte Spirituosen von Brennereien und Likörmanufakturen auszeichnet, eine Silbermedaille für ihren Wacholderbranntwein. Die Verkaufszahlen steigen. Kreser ist von der Qualität des Produktes überzeugt. Die Kunden offenbar auch: „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, freut er sich.

Ein Traum: Später davon leben können

Den Traum, irgendwann einmal davon leben zu können, haben die Freunde aus Rodenbach und Neustadt schon. Bis das soweit ist, arbeiten sie aber erst einmal in ihren normalen Berufen weiter. Für den Vertrieb haben sie die „Eichenberg Manufaktur GbR“ gegründet.

Nach einem harten Brenntag – bisher wird unregelmäßig, mehrmals im Jahr nach Bedarf gebrannt – genießen die Jungs ihren Feierabend. Natürlich bei einem Schluck Gin aus dem Reich Schneewittchens. Und wie schreiben sie am Ende ihrer Selbstpräsentation so schön: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann brennen sie noch heute!“

 
 
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