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LOHR
Die vielen Gesichter von Waltraud und Mariechen
Multitalent: Auch in der musikalischen Peter Alexander-Parodie macht Volker Heissmann eine gute Figur.
| Multitalent: Auch in der musikalischen Peter Alexander-Parodie macht Volker Heissmann eine gute Figur.
Von unserer Mitarbeiterin Gisela Büdel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:34 Uhr

Ob im schrillen Zebra-Look, in Frottee grellorange oder Herzerl-Shorty vor der traumhaften Kulisse des Lohrer Schlossplatzes: Volker Heissmann und Martin Rassau kitzelten in jeder Szene die Lachmuskeln der „Lohrer-Lach-Lilli“ aus der ersten Reihe und die der restlichen 699 Gäste. Mit dem neuesten Streich „Ein Duo kommt selten allein“ touren die beliebten Komödianten aus Fürth durch die Lande und genießen mit jährlich 300 Auftritten Kultstatus.

Fotoserie

Heissmann und Rassau am Samstagabend auf dem „idyllischen Fleckchen im Städtchen“: Das Spaß-Duo genießt den „filigranen Ausblick von der einzigen PVC-Bühne mit Fußbodenheizung“. Gefallen findet die Einkaufsmeile, mit der Lohr besser als die Heimatstadt abschneide: „Denn hier gibt es einen Kupsch“.

Überzeugend gelingt es, die These des fehlenden fränkischen Spaßfaktors zu widerlegen. Die erstaunliche Bühnenpräsenz lebt von Witz und Herz, Spontaneität und Situationskomik, gewürzt mit einem Schuss Selbstironie. Die Begeisterung des Publikums für das Rollenspiel skurril-absurder Typen, für mimische Meisterleistung in Parodie und Persiflage spricht für sich.

„Typisch fränkisch“ kommt auch das neue Buch „Das Leben ist kein Fleischsalat“ daher. Volker Heissmann, der sich als „Deppendarsteller“ definiert, gefällt als Schlitzohr oder charmanter Sänger. Er weiß: „Komiker kann man nicht lernen. Des hat mer“.

Pendant Martin Rassau glänzt als intellektueller Wortakrobat, der sich bei „Bus drückt auf Blase“ in Rage redet. „Aus zwei Reisebussen kommen ausschließlich beige Schuhe und 9000 lebende Jahre – mit Verzehrbon zwischen den verbrunzelten Fingern“. Wie aber gelangt man zwischen den Aufziehpuppen plus Tablett zu seinem Espresso? Nur mit dem energischen Ruf: „Der Bus fährt ab.“

Von der Straße zur Schiene: Da prallt der stellvertretende Zugführer auf den stellvertretenden Fahrscheinbesitzer, der mit Blick ins Publikum zweiter Klasse sitze. Ob der modernen Medien versteht Heissmann im „Vogelschisssakko“ die Welt nicht mehr. Begierde flammt auf, als es heißt: „Das Teil kann man aufladen. Dann geht es den ganzen Tag rein und raus.“

Es folgt Rassaus abnorme Werbepause: Der „Rote Stuhl“ im Möbelhaus sei ein Zeichen für die Notaufnahme. Und das Deo für 98 Stunden? „Welche Drecksau wäscht sich vier Tage und zwei Stunden nicht?“ Verklagt wegen verbaler Körperverletzung gehöre „Seitenbacher Müsli“. Nur mit List, Tücke und dem Geist des „Zuzla-Schnapses“ glückt der eigene Werbespot, der bereits in „Fastnacht in Franken“ die Massen begeisterte.

Erklärungsbedarf gibt es bei der Urlaubsplanung: „Soll es nach Ischias gehen oder doch auf Kreuzfahrt, wo die Gattin am Tisch des Deckoffiziers sitzt?

„Im Musikantenstadl machen wir nur mit, dass wir ihn nit anschauen müssen“, wird glaubhaft versichert. Und endlich sind sie da, lang erwartet und heiß ersehnt: Waltraud & Mariechen“. Man hat sie ins Herz geschlossen, die vornehme Waltraud (Martin Rassau) und das bodenständige Mariechen (Volker Heissmann). Die Fangemeinde liegt Frankens Golden Girls zu Füßen, als sie vorausschicken: „Jeder von uns hat eine Waltraud oder ein Mariechen daheim. Musterexemplare im Publikum eingeschlossen“.

Erbost berichtet Waltraud vom Exhibitionisten, der vor ihr den Trenchcoat öffnet. Was ihr just in diesem Moment einfiel? „Shrimps wollt' ich noch kaufen.“ Das Publikum lacht, klatscht und tobt vor Begeisterung. Das zündende Finale zweier kurzweiliger Stunden gehört den „Schönen Frauen von Fürth“. Nach der letzten kostenfreien Dreingabe heißt es Abschied nehmen mit einem aufrichtigen „Danke sagt der Franke“. Rassaus Tipp zum Schluss: Die Solokonzert-CD der „Lohrer-Lach-Lilli“ mit 15 Lach-Arien sollte einen Platz im Spessartmuseum finden.

ONLINE-TIPP

Mehr Bilder im Internet unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/lohr

Heissmann & Rassau

Eines der erfolgreichsten Comedy-Duos sind Volker Heissmann und Martin Rassau aus Fürth. Seit 24 Jahren stehen sie jährlich rund 300 Mal vor insgesamt weit über 300 000 Zuschauern auf der Bühne.

Ihr Volkstheater „Comödie Fürth“ genießt Kultstatus und ist Bayerns erfolgreichstes Privattheater, wo sie neben Kabarett Boulevardkomödie, Operette und Musical zeigen. Auch überregional gelten die beiden Mittelfranken mit Auftritten in der „Fastnacht in Franken“ (Veitshöchheim), im „Musikantenstadl“ oder in „Ottis Schlachthof“ als Publikumsmagnet.

Seit 2009 sind sie Ehrenpreisträger des Fränkischen Kabarettpreises. gbü

Gelungen: Der Sketch vom Zugführer und dem Fahrgast.
| Gelungen: Der Sketch vom Zugführer und dem Fahrgast.
Lohrer Schlossplatz war am Samstagabend fest in der Hand des
| Lohrer Schlossplatz war am Samstagabend fest in der Hand des
Einmaliges Ambiente: Der Lohrer Schlossplatz war am Samstagabend fest in der Hand des Fürther Duos Heissmann & Rassau, das von 700 Besuchern stürmisch gefeiert wurde.
Foto: Foto (3): Gisela Büdel | Einmaliges Ambiente: Der Lohrer Schlossplatz war am Samstagabend fest in der Hand des Fürther Duos Heissmann & Rassau, das von 700 Besuchern stürmisch gefeiert wurde.
 
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