Am Dienstag hat sich das bayerische Kabinett unter anderem mit der Umgehung beziehungsweise Hochwasserfreilegung von Hafenlohr befasst. Innenstaatssekretär Gerhard Eck informierte Bürgermeister Thorsten Schwab und Mitglieder des Gemeinderates vor Ort, dass zumindest die Umgehung in die Dringlichkeitsstufe 1 des 7. Ausbauplan für Straßen in Bayern aufgenommen wurde. Das bedeute, dass sie wohl innerhalb der nächsten zehn Jahre verwirklicht wird. Voraussetzung sei allerdings, dass keine Widersprüche eingehen. Eck: „In aller Regel sind auch die regionalen Planungsverbände mit den Vorgaben des Innenministeriums einverstanden.“
Bürgermeister Thorsten Schwab unterstrich die Notwendigkeit der Umgehung auf der ehemaligen Bahntrasse. Bis zum Jahr 2025 seien 7500 Pkw und 600 Lkw am Tag prognostiziert. Nach Fertigstellung des Aufstiegs Richtung Autobahn werde der Verkehr zwischen der A 3 und Lohr stark zunehmen.
Einhergehend mit der Umgehung sei auch die Hochwasserfreilegung von höchster Priorität. Schwab nannte weitere Gründe für das Gesamtprojekt:
• Erhaltung des ländlichen Ortsbildes entlang der Hauptstraße
• Wiederbelebung des Ortskerns
• Stabilisierung des Verkehrsnetzes auch bei Hochwasser
• Sicherung und Erhaltung des Wertes der Gebäude und Grundstücke.
Beim so genannten hundertjährigen Hochwasser stehe das Wasser am Rathaus 1,80 Meter hoch, am Töpferhaus 2,10 Meter und am ehemaligen Klosterhof sogar 2,30 Meter über der Fahrbahn.
Erste Kostenschätzungen ergaben einen Kostenaufwand von 4,5 Millionen Euro. Davon kämen mindestens 50 Prozent an Zuschüssen aus München. Schwab: „Mehr Geld zu bekommen ist Verhandlungssache!“
Er sehe aber ein, dass in den nächsten paar Jahren wirklich kein Geld zur Verfügung stehe. Der Bürgermeister weiter: „Was in Sachen Hochwasserfreilegung in Miltenberg oder Wörth am Main möglich war, müsste wohl auch bei uns gehen.“
Schwab schilderte dem fränkischen Gast aus München, dass eine kleine Gruppe in Hafenlohr gegen die Umgehung sei. Es handle sich dabei hauptsächlich um Geschäftsleute an der Hauptstraße. „Als ich aber von einem Zeitraum von zehn Jahren sprach, haben die meisten gesagt, dass es ihnen dann eigentlich egal sei, dass die Umgehung kommt.“
Die meisten Bürger aber hätten die Notwendigkeit der Umgehung erkannt. Eck und Landtagsabgeordneter Eberhard Sinner äußerten ihre Überzeugung, dass die Umgehung zum Wohlfühl-Faktor für die Bevölkerung werde. Anschließend werde der Ortskern wieder mehr von Leben erfüllt.
Gemeinderat Leo Fischer merkte an, dass aufgrund der künftigen Mehrbelastung durch Schwerverkehr noch mehr Gebäudeschäden auftreten würden. Durch das Hochwasser verlören die Anwesen viel an Wert. So sei eine konkrete Kaufabsicht jüngst wegen des Hochwassers gescheitert, obwohl der Notarvertrag schon unterschriftsreif war.
Gabriele Müller befürchtet, dass das familienfreundliche Mainufer durch die Umgehung leiden könnte und bat darum, an anderer Stelle eine ähnliche Grün- und Ruhezone als Ersatz zu schaffen.