Die Schilder mit dem neuen Straßennamen "Am Steinernen Weg" lagern bereits im Lohrer Bauhof. So soll nach einem Stadtratsbeschluss von Mitte März der bislang nach dem fränkischen Heimatdichter benannte Nikolaus-Fey-Weg künftig heißen. Bis zur Umsetzung dieses Beschlusses wird aber noch einige Zeit vergehen, machte der städtische Pressesprecher Dieter Daus auf Nachfrage unseres Medienhauses klar.
Die neuen Schilder verfügen nach Angaben des geschäftsleitenden Beamten im Rathaus auch über einen sogenannten QR-Code, denn laut Stadtratsbeschluss soll es an den Straßenschildern eine "Kontextualisierung" geben. Das bedeutet: Auf Zusatzschildern an den neuen Straßenschildern steht der Hinweis "vormals Nikolaus-Fey-Weg". Mittels des QR-Codes, der zu einer städtischen Webseite führt, soll der Heimatdichter historisch-kritisch erläutert werden.
Laut Bürgermeister Mario Paul wünschen sich auch die Anwohner die Zusatzschilder, damit Besucher und Paketdienste die umbenannte Straße leichter finden. Entlang des Straßenzugs gibt es rund 140 Meldeadressen. Zudem solle der Name Nikolaus Fey ja nicht ausgemerzt werden, sondern man wolle sich kritisch mit dem Leben und Wirken Feys auseinandersetzen, so Paul.
Die neuen Straßenschilder sind somit auch Ausdruck des langwierigen und oft unentschlossenen Prozesses, der schließlich zur Umbenennung führte. Hintergrund ist Feys Rolle im Nationalsozialismus, die von vielen Widersprüchen gekennzeichnet ist. In den Werken des Heimatdichters gibt es Überschneidungen mit der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie.
Persönlich hat er sich wohl nie etwas zuschulden kommen lassen. Als Förderer und Verteidiger der fränkischen Traditionen, des Brauchtums und der Sprache stand er dem Regime lange Zeit naiv und unkritisch gegenüber. Die Augen geöffnet hat ihm wohl eine Dienstverpflichtung ins besetzte Polen ab Herbst 1942. Im Spruchkammerverfahren nach dem Krieg wurde er als Mitläufer eingestuft.
Stadtrat stimmte mit 14:9 für eine Umbenennung
Nach einer Diskussion in der Öffentlichkeit hatte sich der Stadtrat im Mai 2022 mit 14:9 Stimmen für eine Umbenennung entschieden, den neuen Straßennamen allerdings offengelassen. Dafür sollten die Bürgerinnen und Bürger Vorschläge machen. 22 gingen vor der Stadtratssitzung im März ein.
Die Stadtverwaltung wollte eventuelle künftige Schwierigkeiten vermeiden und plädierte für eine Baumart als Namensgeber statt einer Persönlichkeit. Der Vorschlag "Ahornstraße" fiel allerdings nicht auf fruchtbaren Boden. Laut Wolfgang Weis (Grüne) stehen am Nikolaus-Fey-Weg nur drei Ahornbäume, die zudem von einer Krankheit bedroht sind. Er sprach sich für eine Rückbesinnung auf die historische Bezeichnung "Am Steinernen Weg" aus.
Bei der Abstimmung hoben sich nur vier Hände für "Ahornstraße", hingegen fand "Am Steinernen Weg" eine deutliche Mehrheit. Die Kontextualisierung wurde bei drei Gegenstimmen beschlossen. Die Umsetzung der Beschlüsse wollte Paul "nicht überstürzen", die Anwohner sollten sich darauf vorbereiten können.
Laut Dieter Daus erhalten die Anwohner des Nikolaus-Fey-Wegs "demnächst" ein städtisches Informationsschreiben. In den nächsten Wochen werde seitens der Stadt die für die Umbenennung erforderliche Allgemeinverfügung erlassen. Erst danach könne die Umbenennung vor Ort realisiert werden.
Verschwunden ist der Name von Nikolaus Fey bereits vom Gedenkstein, der auf einer kleinen Grünfläche an der Abzweigung vom Nikolaus-Fey-Weg zum Forsthof unterhalb seines früheren Wohnhauses steht. Das ist allerdings kein Werk der Stadt. Am Schriftzug hatten sich bereits weit vor dem Stadtratsbeschluss Vandalen zu schaffen gemacht, sodass dieser immer kleiner wurde.
