Zum Kartierungs-Sachstand im Landkreis und zur Freude der Biologen sind bei der Überprüfung von 50 Kirchengebäuden im vergangenen Jahr mehrere Kolonien seltener und geschützter Fledermausarten gefunden worden.
Bei folgendem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung des Landratsamts Main-Spessart: Im Jahr 2021 wurden vom "Büro für Faunistik und Umweltbildung" aus Haßfurt über 50 Kirchen im Landkreis Main-Spessart auf das Vorkommen von Fledermäusen und Vögeln überprüft. Fledermäuse nutzen unter anderem geräumige Dachinnenräume von Kirchen für die Bildung von Wochenstuben zur Aufzucht ihrer Jungen. Im Landkreis Main-Spessart waren die meisten Kirchen bislang noch nicht auf das Vorkommen dieser interessanten und gesetzlich geschützten Arten untersucht worden. Mit der aktuellen Untersuchung wollte die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt diese Wissenslücke schließen.
Mehrere Arten entdeckt
Die Pfarreien und Kirchengemeinden zeigten eine hohe Kooperationsbereitschaft und große Aufgeschlossenheit gegenüber dem Projekt. An den Ergebnissen der Erfassung waren die lokalen Ansprechpartner sehr interessiert. Die beauftragten Biologen nutzten die Gelegenheit, um Informationen zu den angetroffenen Arten zu vermitteln.
In 44 Kirchen wurde eine Besiedlung durch Fledermäuse nachgewiesen. Es wurden u. a. die Arten "Großes Mausohr", Bartfledermaus und "Graues Langohr" gefunden. Für das stark gefährdete "Graue Langohr" hat der Freistaat Bayern kürzlich ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen. Erfreulicherweise konnten vier kleine Kolonien dieser typischen "Dorffledermaus" entdeckt werden.
Ein Leitfaden mit möglichen Schutzmaßnahmen kann auf der Homepage des Landesamtes für Umwelt heruntergeladen oder bestellt werden: www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_nat_00401.htm
Keine Zugänge und zu viel Illumination
In elf Kirchen wurden brütende Vogelarten wie Turmfalke, Schleiereule, Mauersegler und Hausrotschwanz entdeckt. Häufig waren in den untersuchten Kirchen die Ein-und Ausflugsmöglichkeiten verschlossen, sodass Fledermäuse und Vögel nur schwer oder gar nicht Zugang finden konnten. Auch das nächtliche Anstrahlen der Kirchenfassade mit Scheinwerfern vertreibt die nützlichen Insektenfresser, die auf ein Leben in der Dunkelheit angepasst sind.
Erforderliche Sanierungsmaßnahmen lassen sich problemlos auf die Vorkommen der geschützten Tiere abstimmen. Für Beratungen stehen die Fachkräfte an der unteren Naturschutzbehörde zur Verfügung.
Die Untersuchung hat gezeigt, wie groß die Bedeutung von Kirchen als Lebensstätten für Fledermäuse und Vögel ist – und wie groß bisher das Wissensdefizit in diesem Bereich war. Die Naturschutzbehörden können mit dem neuen Wissen über die Verbreitung der Arten gezielte Hilfsmaßnahmen umsetzen. So können beispielsweise Ein- und Ausflugsmöglichkeiten an Kirchen verbessert werden, Reinigungsaktionen sowie Öffentlichkeitsveranstaltungen organisiert werden.
Beobachtungen von Fledermausvorkommen werden auch weiterhin erfasst.
Bei Sichtungen wendet man sich an die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Main-Spessart bei Laura Naudascher unter Tel.: (09353) 7931809, oder an Felix Ankenbrand unter Tel.: (09353) 7931808, oder per E-Mail unter naturschutz@lramsp.de