
"Ja, wo sollen wir denn dann hingehen?", fragen Stammkunden besorgt, wenn sie hören, dass Margarete Braun zum Monatsende nach 37 Jahren ihre Rudolph-Glauber-Apotheke für immer schließen wird. Dabei geht es nicht darum, dass nicht auch die anderen Betriebe in der Stadt kompetent und zuverlässig arbeiten würden, aber in der Neuen Bahnhofstraße wurde der persönliche Kontakt stets besonders gepflegt und man ist sich quasi ans Herz gewachsen.
In gewisser Hinsicht hat sich Braun in Karlstadt ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen: "Wir legen sehr viel Wert auf Homöopathie und Alternative Heilverfahren, auf die Gesundheit im Alter und vor allem auf die dauerhafte Begleitung unserer Kunden", sagt die Chefin. Begleitend dazu setzte sich Braun auch für Großveranstaltungen beispielsweise beim Thema Schüsslersalze ein. Es gab immer wieder Fortbildungsveranstaltungen in allen Bereichen. Eine Woche lang wurde 2009 das 25-järhrige Jubiläum ausgiebig gefeiert.
In den 1970er Jahren schon mal in Karlstadt gearbeitet
Die gebürtige Würzburgerin Margarete Braun absolvierte in ihrer Heimatstadt das Pharmaziestudium und legte dort auch das Erste Staatsexamen ab. Die weitere Ausbildung im Praktikumsjahr führte sie dann in die Karlstadter Mohrenapotheke zur Familie Weißhaar, wo sie dann auch nach dem Zweiten Staatsexamen von 1976 bis 1980 arbeitete. In den folgenden vier Jahren wirkte sie in Bamberg, weil ihr Ehemann als Lehrer dorthin versetzt wurde.
1984 ergab sich die Gelegenheit, die Rudolph-Glauber-Apotheke als Pächterin zu übernehmen und 14 Jahre später auch zu erwerben. "Ich musste damals nicht lange überlegen; die Glauber-Apotheke ist genau das Richtige für mich, davon war ich überzeugt – und tatsächlich es war letztendlich auch gut so!", sagt die Chefin heute. Zwölf Mitarbeiter standen ihr damals zur Seite, heute sind es noch drei Pharmazeutisch-technische und zwei Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte.
Viel hat sich in den letzten 35 Jahren verändert, sowohl im pharmazeutisch-medizinischen Bereich als auch beim Vertrieb. Der Internethandel setzt natürlich auch den heimischen Apotheken zu, wenn Leute sich zwar hier fachlich kompetent beraten lassen wollen, dann aber für einen geringen Preisvorteil online bestellen. Jetzt stünden auch für die Glauberapotheke erhebliche Investitionen für das Umrüsten auf das E-Rezept. Ein weiterer Grund, nach 35 Jahren einen Schlussstrich zu ziehen.
Kein Nachfolger gefunden
Einen Nachfolger für die Glauberapotheke wird es nicht geben, denn die Verkaufs- und Lagerräume sind eng mit dem darüber liegenden Wohnbereich verbunden und ein Käufer für beides ließ sich nicht finden. Inzwischen wird das Warenlager schrittweise reduziert, der Rest geht zurück an den Großhandel. Ab der nächsten Woche wird es dann auch so etwas wie einen Schlussverkauf für die freie Ware zu herabgesetzten Preisen geben: "Ein bisschen Sale halt!" Problemlos gestaltet sich die Arbeitsplatzsituation für die Mitarbeiterinnen, denn gute Fachkräfte sind absolut gefragt.
Margarete Braun bedankt sich bei ihren Kunden für die guten Jahre und freut sich bei aller Wehmut auch auf die Zeit danach. Als ausgemachte Freundin des Opernkomponisten Richard Wagner will sie gezielt kulturelle Angebote nutzen und auch Kulturreisen in Europa unternehmen. "Ich hatte ja nie so richtig Zeit dafür", sagt sie.