Der Mittelsinner Enrico Ball ist neuer Pressesprecher im Polizeipräsidium Unterfranken. Der 40-jährige Polizeikommissar wird zukünftig Bevölkerung und Medien Rede und Antwort stehen und für Deutschland das Gesicht der Polizei Unterfrankens sein. Ball verstärkt das nun auf sechs Personen vergrößerte Presseteam des Polizeipräsidiums, denn die unterfränkischen Ordnungshüter wollen künftig auch in den sozialen Netzwerken präsent sein.
Für Enrico Ball war die Polizei lange als Wunschberuf gesetzt. Doch die Berliner Polizei erlebte in den 1990er Jahren einige Turbulenzen, daher zog es ihn in den Freistaat. „Der glücklichen Fügung war es zu verdanken, dass ich 1997 in Würzburg genommen wurde“, sagt Ball. Glücklich war die Fügung, weil seine Großmutter bereits zuvor von Berlin nach Mittelsinn gezogen ist. „Und dann kam eins zum anderen: Ich habe meine Frau hier kennengelernt, habe nun drei Kinder und bin sehr gerne in Mittelsinn geblieben.“
Schwieriger Alltag für Beamte
Der Dienst in der Landespolizei verschlug ihn jedoch für neun Jahre nach München. Das häufige Pendeln zwischen seiner Heimat und der Landeshauptstadt zehrte, und so kehrte er 2009 nach Unterfranken zurück. Zunächst nach Bad Brückenau, dann nach Hammelburg. Es folgte ein Studium für den gehobenen Dienst und 2014 ging es als frischgebackener Polizeikommissar an die Dienststelle Karlstadt.
In seinen nun 19 Jahren bei der Polizei hat Ball schon viel erlebt. In Karlstadt habe er zum Beispiel einen Fall von Verwahrlosung erlebt, der ihm bis heute in Erinnerung bleibt. Gerade noch rechtzeitig fand der Polizeikommissar einen verletzten Senior in einer vollkommen verwahrlosten und vermüllten Wohnung. „Das sind Fälle, die lassen einen nicht los“, erzählt Ball. „So etwas nimmt man dann mit nach Hause und bespricht es mit seiner Frau.“
Die Polizei jetzt auch auf Facebook
Seine Erfahrung in den Landkreisen Main-Spessart und Bad Kissingen sind für ihn als Pressesprecher enorm wichtig: „Man muss die Region gut kennen. Und genauso die Strukturen des Präsidiums.“ Die Pressesprecher der Polizei kommen allesamt aus der Praxis und lernen in mehreren Schulungen ihr neues Rüstzeug. Für die Zeitungen, aber auch für Hörfunk und Fernsehen aus ganz Deutschland, steht er nun als Gesicht der Polizei Unterfrankens Rede und Antwort.
Daneben schreibt er Pressemitteilungen, spielt O-Töne ein und recherchiert für Sachthemen. „Ein großer Part ist auch die Präventionsarbeit“, so der Pressesprecher. Denn Informationen zu krummen Maschen in der Region, wie den Enkeltrick oder Navi-Diebstähle in BMWs, wollen die Ordnungshüter möglichst breit streuen. „Das ist auch unsere Hauptaufgabe: Die Bürger zu schützen und ihnen zu zeigen, wo die Gefahr lauert“.
Neu ist auch das Konzept der Polizei, die Pressearbeit auf die sozialen Netzwerke auszuweiten. Aus diesem Grund wurde die Pressestelle auch personell vergrößert. „Wir haben gemerkt, dass wir bestimmte Gruppen nicht mehr so stark erreichen“, sagt der neue Pressesprecher Ball. Man arbeite daher bereits an einem Konzept für Facebook und Twitter. Nach jetzigem Stand soll es im Spätsommer offiziell losgehen.
Kampf gegen Falschmeldungen
Der Polizei geht es dabei um Nachrichten in Echtzeit. Im Januar schossen beispielsweise zwei Schweinfurter mit einer Pistole in Richtung Straße. In den sozialen Medien wurde schnell das Gerücht gestreut, es gäbe einen Amoklauf in einer Schule. Durch ihre Präsenz will die Polizei solche Falschmeldungen rasch wiederlegen.
„Auch für unsere Präventionsarbeit ist Facebook eine wichtige Anlaufstelle“, so Ball. Neben den klassischen Medien biete Facebook die Möglichkeit, zusätzliche Informationen und auch kuriose Erlebnisse aus dem Polizeialltag zu berichten.
Twitter soll vor allem bei Großveranstaltungen eingesetzt werden. Wenn zum Beispiel bei einer Demonstration Straftaten begangen werden und einzelne Personen in Gewahrsam genommen werden müssen, kann die Polizei in Echtzeit ihr Vorgehen erklären und damit Vorwürfen entgegentreten. „Dann können wir klar sagen, dass zum Beispiel drei Personen Straftaten begangen haben, aber die Demonstration auch weitergehen kann.“ Letztlich sollen die Teilnehmer an solchen Veranstaltungen, aber auch Bürger, einen schnellen Eindruck aus Sicht der Ordnungshüter erlangen.
Struktur und Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken
Das Polizeipräsidium Unterfranken ist zuständig für den Regierungsbezirk Unterfranken und hat seinen Sitz in Würzburg. 2601 Polizisten sind im Bezirk auf Streife oder in den Dienststellen tätig, darunter 364 bei der Kriminalpolizei. Unterstützt werden sie von weiteren 400 Angestellten in EDV, Verwaltung und Logistik, sowie 114 Freiwilligen der Sicherheitswacht in 27 unterfränkischen Städten und Gemeinden. Die Leitung des Präsidiums hat seit März 2015 der Polizeipräsident Gerhard Kallert inne. Ihm sind die Abteilungen Einsatz, Polizeiverwaltung und sämtliche Dienststellen unmittelbar nachgeordnet. Auch das Präsidialbüro arbeitet ihm zu und ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.
In der Pressestelle des Polizeipräsidiums sind aktuell sechs Polizisten beschäftigt. Alle haben das gleiche Aufgabenfeld und sind somit als Generalisten tätig. Pressesprecher im Bereitschaftsdienst sind rund um die Uhr erreichbar und im Ernstfall, zum Beispiel bei größeren Unfällen, mit einem Dienstlaptop auch zu Hause arbeitsbereit.
Seit April verstärken neben Enrico Ball auch Hauptkommissar Fabian Hench (Zell am Main) und Polizeihauptmeister Philipp Hümmer (Sommerhausen) die Pressestelle des Präsidiums, um die geplante Kommunikation in den sozialen Medien zu unterstützen.