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Homburg
Die Serenissima in Mainfranken: Klavierwerke aus Venedig auf Schloss Homburg
Venezianisch beeinflusste Klavierwerke stellte Michael Günther zu Pfingsten auf Originalinstrumenten in Homburg vor.
Foto: Martin Harth | Venezianisch beeinflusste Klavierwerke stellte Michael Günther zu Pfingsten auf Originalinstrumenten in Homburg vor.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 10.06.2022 02:21 Uhr

Dass mit dem Maler Giovanni Battista Tiepolo ein Venezianer prägenden Einfluss auf das künstlerische Leben am Hof der Schönborn-Fürstbischöfe im 18. Jahrhundert ausübte, ist bekannt. Weniger vertraut ist die Beziehung von Würzburg zur Serenissima im musikalischen Leben.

Im Rahmen des Symposions "Giambattista Tiepolo – Illusion & Irritation" im Würzburger Martin von Wagner Museum spürte der Homburger Musikwissenschaftler Michael Günther dieser Verbindung, die prächtige Werke hervorbrachte, kürzlich nach. Bei zwei Konzerten auf Schloss Homburg zu Pfingsten konnten die Gäste im Stucksaal nun erfahren, dass damals hoffnungsvolle Talente aus Venedig an den Würzburger Schönborn-Hof gerufen wurden, um das musikalische Leben auf den seinerzeit neuesten Stand zu bringen.

Stilwandel der höfischen Musik

So trug allen voran Giovanni Benedetto Platti (1697-1763) ab 1722 zu einem Stilwandel der höfischen Musik bei. Ein als einfacher und leichter empfundener Stil trat an die Stelle barocker, fast schwülstiger Überladenheit. Im Sinne einer neuen Empfindsamkeit gewannen stattdessen Natürlichkeit und Herzlichkeit an Bedeutung, wie Günther resümierte.

Gefördert wurde dieser Wandel durch die Weiterentwicklung der damaligen Tasteninstrumente, wie sich dieses in der Homburger Klavier-Sammlung bestens technisch wie akustisch nachvollziehen lässt. Das Cembalo wich zusehends dem expressiveren Fortepiano, mit seinem erweiterten Spektrum an Spieltechnik und Klängen.

Um 1700 in Neapel gebautes Cembalo

Auf einem um 1700 in Neapel gebauten Cembalo erklangen Sonaten zu Beginn von Domenico Scarlatti als Beispiel des spätbarocken Musikstils. Weniger vertraut war eine Sonate des Komponisten Fulgenzio Perotti auf einem frühen Hammerklavier. Der venezianische Musiklehrer unterrichtete auch am Salterio (Hackbrett). Günthers virtuoses Können beim Spiel seltener Noten aus seiner Sammlung ließ gerade diese empfindsame Klangverwandtschaft seines thüringischen Pantaleons mit sanftem Nachklingen erkennen.

Neben einem kurzen Abstecher zu einem Andante von Mozart standen zwei Sonaten (a-moll und c-moll) von Platti im Mittelpunkt. Unter anderem wurde dabei ein weit dynamischerer Hammerflügel aus Wien gespielt, um 1785 von Ferdinand Hofmann erbaut. Günther zelebrierte beim Anschlag der Tasten alle Schattierungen von Piano bis Forte. So wurde im Konzert die Entwicklung von spätbarocker Eleganz zu einem neuen Clavier-Stil des 18. Jahrhunderts von liebevoller Zärtlichkeit bis hin zu expressivem Temperament unter venezianischem Einfluss erlebbar.

Der lang anhaltende Applaus der Gäste an beiden Abenden dankte für genuss- wie lehrreiche Musikabende und wundervolle Schöpfungen für das Klavier.

 
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