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Gemünden
Die Sauruh in Gemünden ist nicht mehr geschützt: Verbotsschilder sind weg
Eine alte Baumgruppe an der Sauruh in Gemünden ist kein Naturdenkmal mehr. Das war eigentlich anders geplant. Die Stadt Gemünden will keine Besucher anlocken.
Das ehemalige Naturdenkmal an der Sauruh in Gemünden.
Foto: Björn Kohlhepp | Das ehemalige Naturdenkmal an der Sauruh in Gemünden.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:00 Uhr

Die Sauruh ist ein lauschiges Plätzchen an der Sinn zwischen dem Josefshaus in Gemünden und Schaippach. Vor Kurzem wurden die Bank dort entfernt und auch die Schilder abmontiert, auf denen stand, was dort alles verboten ist: Feuer machen, Zelten, Abfall hinterlassen. Dahinter steckt einerseits, dass die Sauruh bzw. eine Baumgruppe dort seit zwei Jahren kein Naturdenkmal mehr ist, andererseits, dass die Stadt Gemünden als Eigentümerin des Geländes durch eine Beschilderung, wie sie bisher bestand, nicht noch Besucher anlocken wollte.

Der Platz, auf den einst Schweine getrieben wurden – daher der Name –, war 1952 vom Landkreis Gemünden als Naturdenkmal ausgewiesen worden. Genauer gesagt handelte es sich beim geschützten Naturdenkmal um eine alte Baumgruppe aus zwei Stieleichen und 23 Sommerlinden, die auf zwei Grundstücke verteilt sind und die man erst einmal finden muss. Aber das Landratsamt hob 2018 den Status als Naturdenkmal auf. Immer noch an Bäumen befindliche kleine Schildchen mit Nummern in mehreren Metern Höhe zeigen, welche dazu gehörten.

Wie bei jedem Naturdenkmal – in Main-Spessart gibt es noch 68 Naturdenkmale mit insgesamt etwa 100 Bäumen – erfolgte auch bei der Sauruh mindestens zweimal jährlich eine Begutachtung durch einen Baumsachverständigen. Die Arbeiten zur Behebung der festgestellten Schäden, etwa Kroneneinkürzungen und das Ausschneiden von Totholz, wurden ausgeschrieben. Durchschnittlich fielen pro Jahr bei der Sauruh Kosten zwischen 5000 und 10 000 Euro an, so die Pressestelle des Landratsamts.

Aus dem Landratsamt heißt es zur Aufhebung des Schutzstatus, dass eigentlich geplant gewesen sei, das Naturdenkmal Sauruh auf rund 0,8 Hektar als geschützten Landschaftsbestandteil auszuweiten. Die Träger öffentlicher Belange und die Grundeigentümer waren bereits angehört und hatten ihr Einverständnis hierzu erteilt. Dann, so Mandy Feser von der Pressestelle des Landratsamts, wurde jedoch eine Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs publik, wonach das Schutzgebiet eines geschützten Landschaftsbestandteils eindeutig und objektiv in der Natur erkennbar sein muss, also optisch zur umgebenden Landschaft abgegrenzt ist.

Baumgruppe hebt sich nicht deutlich von Umgebung ab

Eine zu schützende Baumgruppe, so der Verwaltungsgerichtshof, müsse sich von anderen am Rande des Schutzgebietes stehenden gleichartigen Bäumen in der Natur deutlich abgrenzen. Bei der Sauruh hingegen ließen sich die beiden Grundstücke mit dem Naturdenkmal von anderen Nachbargrundstücken, auf denen ebenfalls Sommerlinden wachsen, nicht deutlich abgrenzen. Also wurde das Vorhaben des Landratsamts gestoppt.

Da da Landratsamt von einem externen Baumsachverständigen gleichzeitig die Mitteilung erhalten habe, dass viele Bäume des Naturdenkmals beinahe abgestorben seien, machte die Behörde reinen Tisch: Das Naturdenkmal wurde aufgelöst und ist jetzt nicht mehr im Verantwortungsbereich des Landratsamtes. Ein Teil der Bäume wurde inzwischen gefällt.

Gemünden will keine Besucher durch Verbotsschilder anlocken

Jetzt ist stattdessen die Stadt Gemünden als eine Eigentümerin in der Verantwortung. Bürgermeister Jürgen Lippert sagt, dass man nicht ständig überwachen könne, ob von den Bäumen des ehemaligen Naturdenkmals eine Gefahr ausgeht. Irgendwann würden diese von alleine zusammenbrechen oder gefällt. Um Besucher nicht noch extra anzulocken, da man deren Sicherheit nicht garantieren könne, habe die Stadt die Bank und die Verbotsschilder entfernt. Das heiße aber nicht, dass Zelten oder Feuermachen dort künftig erlaubt ist. Lippert: "Was vom Grundsatz her verboten ist, muss ich nicht noch extra beschildern." Immer wieder meldet die Polizei, dass Wildcamper erwischt wurden.

 
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  • N. R.
    Der einzige Trost für mich ist, dass ich, auch noch gerade im Spätwinter 2018 ganz zufällig an diesen verwunschenen Ort gekommen bin. Ich fand ihn schon im Winter sehr stimmungsvoll, leider kann ich ihn nun nicht mehr im Sommer oder Herbst erleben. Sind die Stadtoberen in Gemünden sicher, dass sie da eine weitblickende Entscheidung gefällt haben, oder war der Drang des linearen Denkens nach tabula rasa doch zu stark ? Hoffentlich rechnet sich wenigstens der Holzverkauf... traurig
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  • N. R.
    Wenn in Zeiten wo sich das Zusammenbrechen der Ökosysteme andeutet mal eben so ein Naturdenkmal abgewickelt wird, weil keiner dafür Verantwortung nehmen will, nur um "reinen Tisch" zu machen, so zeigt das wie falsch gepolt das ganze politische und gesellschaftliche Denken gepolt ist. Abwickeln und Fällen ist Ordnung, Totholz an sterbenden Bäumen kann dagegen nicht geduldet werden.

    Man hätte das Naturdenkmal auch langsam eingehen lassen können. Keine Angst, da passiert nix Schlimmes, nur die Natur nimmt ihren Lauf! Man komme mir nicht mit Sicherheitsbedenken. Jeder deutsche Nationalpark hat dieses Problem gelöst.

    Ein Schild mit dem Hinweis auf ein Naturdenkmal in der Zerfallsphase, mit der Anmahnung umsichtigen Verhaltens hätte vollkommen gereicht. Stattdessen das hierzulande übliche hemdsärmelige Ex-und-Hopp, Ordnung gemacht!

    Das war keine Glanzleistung der Gemündener. Und so sägt die Menschheit weiter fleißig (und ordentlich) an jenem Ast, auf dem sie über dem Abgrund sitzt...
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  • C. H.
    Den Ort kannte ich nicht. Danke. Jetzt weiss ich, wo ich mal hin muss!
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