
Sie fahren in einem Jahr auf dem Rad eine Strecke, die andere mit dem Auto nicht zusammenbekommen. Sarah-Lena und Robin Hofmann sind radsportverrückt. Seit Jahren eilt das Geschwisterpaar aus Wombach von Erfolg zu Erfolg. Die 21-jährige Psychologie-Studentin und der 16-jährige Elektroniker-Auszubildende zählen zur nationalen Spitze.
Mit ihren Erfolgen sind die beiden Aushängeschilder für den RV Viktoria Wombach. Dessen Nachwuchsarbeit gilt in Radsportkreisen bundesweit längst als Vorzeigeobjekt. Aus weiter Umgebung kommen Sportler zum Training in den Lohrer Stadtteil. Arbeit und Erfolge der Wombacher Sportler und Trainer werden in Fachkreisen beäugt und bestaunt.
An der beachtlichen Liste der Erfolge haben die Geschwister Hofmann maßgeblichen Anteil. Beide gehören in ihren Altersklassen dem Nationalkader an, quasi der Nationalmannschaft für Radfahrer, beide waren bereits deutscher Meister. Robin stand 2011 und 2013 bei der Europameisterschaft der Mountainbiker jeweils auf dem Podest, Sarah-Lena fuhr 2010 bei der Weltmeisterschaft in Italien auf Platz 6, 2012 gewann sie bei der Spanienrundfahrt das Trikot der besten Nachwuchsfahrerin. Kein Wunder, dass beide angesichts solcher Erfolge auch schon Sportler des Jahres in ihrer Heimatstadt waren.
Sportbegeisterung vom Vater
Doch wie kommt es zu dieser familieninternen Anhäufung von Titeln? „Der Papa ist schuld“, sagen die beiden Geschwister lachend. In der Tat: Offenbar hat Vater Uwe Hofmann sein Talent den Kindern in die Wiege gelegt. Der heute 48-Jährige war in den 1980er Jahren selbst begeisterter Radsportler, schaffte es in den C-Kader der Nationalmannschaft, „aber nie zu Meisterehren“, wie er sagt.
Später machte Uwe Hofmann den Trainerschein. Zusammen mit Arno Endres erweckte er vor rund zwölf Jahren die Radsportabteilung des RV Viktoria Wombach zu neuer Blüte. Eine stete Aufwärtsentwicklung begann. Kam anfangs nur ein halbes Dutzend an Kindern zum Training, zählt die Wombacher Trainingsgruppe heute regelmäßig um die 25 Teilnehmer. Aus dem gesamten Landkreis kommen Nachwuchssportler nach Wombach, sogar aus dem Odenwald. Animiert von den Erfolgen verschiedener Wombacher Sportler haben viele das Ziel, in die nationale Spitze vorzustoßen.
Welchen Aufwand man dafür treiben muss, wissen Sarah-Lena und Robin Hofmann nur zu gut. „Am Anfang war es purer Spaß“, erinnert sich Robin an jene Zeiten, als im Alter von neun oder zehn Jahren einmal in der Woche trainiert wurde.
Sein Sohn sei in jungen Jahren „etwas trainingsfaul“ gewesen, lacht Uwe Hofmann heute. Bei Tochter Sarah-Lena habe man hingegen von Anfang an „den Biss erkannt“. Für diesen Biss gibt es eine Erklärung: Sarah-Lena musste von Anfang an mit den Jungs trainieren und sich dabei, wie sie sagt, „doppelt und dreifach anstrengen“, um mithalten zu können.
Heute sitzen die beiden Geschwister fast täglich auf dem Rad oder absolvieren wie derzeit in den Wintermonaten intensives Kraft- und Ausdauertraining auch ohne Drahtesel. Im Sommer wird gar bis zu zweieinhalb Stunden pro Tag trainiert. Sarah-Lena bringt es so pro Jahr auf rund 15 000 Kilometer im Sattel ihres Rennrades, ihr Bruder Robin bewältigt rund 12 000 Kilometer - meist mit dem Mountainbike.
Der Sport sei längst zu einem zweiten Beruf geworden, sagt Sarah-Lena, angesichts des Trainingsaufwands. Als unzumutbare Belastung empfindet das weder sie noch ihr Bruder. „Die meisten Freunde treffe ich ohnehin beim Training“, sieht Robin keine Einschränkung durch den intensiven Sport.
Teurer Sport
Ebenso groß wie der Trainingsaufwand sind übrigens die Kosten des Sports. „Man muss das beste Material haben, wenn man vorne dabei sein will“, sagt Vater Uwe Hofmann. Und das beste Material kostet schnell mal 6000 Euro pro Rad. Ein solches Renngefährt hält dann jedoch kaum länger als eine Saison. Ohne Sponsoren und die Unterstützung eines „erstklassig aufgestellten Vereins“ wie es der RV Viktoria Wombach sei, könne man Radsport auf diesem Niveau kaum betreiben.
Wohin dieser Sport die Geschwister Hofmann noch führen wird, ist offen. Beide haben sich vorgenommen, das Leistungsniveau mindestens zu halten. Ob so aus dem intensiven Hobby mal ein Beruf werden könnte, ist schwer zu sagen. Sarah-Lena startet in diesem Jahr für einen deutschen Rennstall bei Bundesligarennen.
Doch sie weiß: „Um mit diesem Sport Geld verdienen zu können, braucht man viel Glück.“ Gerade bei den Frauen gebe es nur wenige Vollprofis. Weil man den Sport „auch nicht ewig machen“ könne, sei ihr wichtig, mit dem Psychologiestudium, das sie in Mannheim absolviert, eine Basis für die berufliche Zukunft zu legen.
Auch die Eltern legen laut Uwe Hofmann großen Wert darauf, „dass die Ausbildung läuft“. Schließlich gebe es noch „eine sehr lange Zeit nach dem Sport“. Doch daran denken Robin und Sarah-Lena Hofmann derzeit noch nicht. „Ich höre erst auf, wenn es keinen Spaß mehr macht“, sagt Robin Hofmann.