
Die Schwachstellen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Sinngrund haben politische Entscheidungsträger zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern in der vergangenen Woche unter die Lupe genommen: Die ausführliche Ortsbegehung zusammen mit den stellvertretenden Bürgermeistern Christian Gutermuth (Burgsinn) und Dirk Schiefer (Mittelsinn) sowie dem Schaippacher MdB Bernd Rützel hatte stellvertretende Landrätin Pamela Nembach angeregt, wie sie in ihrer Pressemitteilung schreibt.
Gleich im Einführungsgespräch beklagten anwesende Bürgerinnen und Bürger den Wegfall der frühesten Bahnverbindung nach Würzburg um 4.57 Uhr (seit 12. Dezember), mit dem regelmäßig etwa 15 Pendlerinnen und Pendler zu ihrem Arbeitsplatz gefahren seien: Besonders für Berufstätige, deren Arbeitszeit um 6 Uhr beginne, sei es derzeit nicht möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln pünktlich zum Arbeitsplatz zu kommen.
Noch dramatischer schilderte ein Vater die Situation seines Sohnes, der Auszubildender bei der Bahn in Nürnberg sei und bisher jeden Morgen diesen Zug genommen habe: "Entweder bekommt er jetzt, nach dem Wegfall der Verbindung, von seinem Ausbilder eine Sondererlaubnis, regelmäßig später anfangen zu können, oder er muss sich in Nürnberg ein Zimmer suchen", empörte sich der Vater.
Gegenteiliger Effekt wird erzielt
Rützel, der selbst gelernter Eisenbahner ist, wies darauf hin, dass die Folge solcher Entscheidungen sei, dass die Bahn nicht den Umstieg vom Pkw auf den ÖPNV fördere, sondern sich genau der gegenteilige Effekt einstelle. "Hier werden jetzt sicherlich einige auf das Auto umsteigen – eine Entwicklung, die vollkommen unserer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zuwiderläuft, das Klima zu schützen. Wenigstens den Status Quo muss die Bahn aufrechterhalten."
Auch die etwa 40 Minuten spätere Verbindung nach Gemünden habe ihre Tücken, so Schiefer. "Die Fahrgäste haben dann gerade mal sechs Minuten, um nach Würzburg umzusteigen. Bei Verspätungen ist der Anschlusszug dann weg, und man kommt noch später zur Arbeit."
Wenigstens ein weiterer Bus nach Obersinn
Auch die Busverbindungen sorgen für Unmut: Gerade in Obersinn habe sich die Situation dramatisch verschlechtert, beklagte Lioba Zieres, erste Bürgermeisterin des Ortes, die die Delegation im Leo-Weismantel-Museum empfing. "Obersinn wird kaum noch angefahren. Aber immerhin konnten wir erreichen, dass zusätzlich zu den Schulbussen nun morgens noch ein weiterer Bus nach Burgsinn fährt."
Das Landratsamt begründe den veränderten Fahrplan mit der Anbindung Obersinns an den Schienenverkehr: "Aber", so Zieres, "entscheidend ist eigentlich die Erreichbarkeit von Jossa, eine Verbindung, die über Jahrzehnte bestanden hat und nun eingestellt worden ist." Sie schilderte das Problem eines Mannes mit Beinprothese, der nun kaum noch selbstständig seinen Arzt in Bad Brückenau erreichen könne.
Nembach zeigte sich überrascht von der Information, dass die Busverbindungen in Obersinn derart reduziert worden seien: "Hier müssen wir noch einmal genauer nachhaken – schließlich hat der Landkreis die Federführung für den ÖPNV übernommen, um eine solide Versorgung für die Menschen im Landkreis zu sichern. Der ÖPNV ist sicherlich ein hoher Kostenfaktor für den Kreisetat – aber Mobilität ist kein Luxusgut, sondern gehört zur Grundversorgung."
Barrierefreiheit am Bahnhof
Selbst wenn man in Obersinn vom Bus auf die Bahnverbindung umsteigen würde, ergäben sich am Bahnhof in Burgsinn Probleme für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Eltern mit Kinderwagen, ergänzte Gutermuth: "Seit Jahren kämpfen wir dafür, dass die Bahn im Zuge der Sanierung des Bahnhofs in Burgsinn in vier Jahren auch einen barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen baut. Im Moment stehen die Menschen vor einer langen Treppe, die sowohl für Menschen im Rollstuhl, als auch für Radfahrer:innen oder Eltern mit Kinderwagen ein schier unüberwindliches Hindernis darstellt."
Selbst eine von Gutermuth und Zieres erfolgreich durchgeführte Unterschriftenkampagne, die mehr als 1000 Unterstützerinnen und Unterstützer fand, konnte die Bahn bisher nicht zum Einlenken bewegen, was bei allen Anwesenden auf Unverständnis stieß. "Die Fortschritte bleiben marginal", so Rützel, "während in Hessen der barrierefreie Ausbau auch kleiner Bahnhöfe in Angriff genommen wird, beruft man sich in Bayern auf die Fahrgastzahlen, um sich aus der gesellschaftlichen Verantwortung zu schleichen."
Nembach abschließend: "Mir war wichtig, ein klares Bild von den Gegebenheiten zu bekommen, denn im Sinngrund führt die Anbindung an den ÖPNV mit Bus und Bahn zu komplexen Fahrplänen und unterschiedlichen Zuständigkeiten. Mir erscheint es wichtig, dass sich hier auch die Kommunikation zwischen der BEG und dem Landratsamt verbessert."
Der Landkreis müsse sich selbstverständlich darum kümmern, den Menschen in Main-Spessart Mobilität ohne Pkw zu gewährleisten, aber die Bahn stehe hier mindestens im selben Umfang in der Pflicht, schließt die Pressemitteilung.
Beispiel 1:
Buslinie 643,
Abfahrt Obersinn Rathaus 7.12 Uhr,Ankunft Gemünden 7.56 Uhr,Abfahrt Zug nach Würzburg 7.52 Uhr!!Wartezeiten 8.26 Uhr
Vor der Änderung hatte man direkt Anschluss,super Verbesserung..!
Beispiel 2:
SEV vom 27.-31.12.
Kommunikation sehr mangelhaft,ich habe es per Zufall erfahren,da würde ich mir mehr Info in der Presse und im Mitteilungsblatt wünschen..
Umsteigezeit in Gemünden sind 6 min. Züge fahren oft auf Gleis 9,wie sollen dies ein Gehbehinderter oder eine Mutter mit Kind und Kinderwagen schaffen,es ist für junge Leute schon sportlich!
Wer da nicht fahren muss bleibt daheim oder nimmt das Auto!