„Ich bin nicht Siegfried! Das Leben als Held und warum es meistens tragisch endet.“ So betitelte Schauspieler Tino Leo bei einer Aufführung am Friedrich-List-Gymnasium seinen actiongeladenen Live-Report von den Schauplätzen des Nibelungenlieds, dessen Helden Siegfried er dicht auf seinen Abenteuern folgte. Emma Stephan, Alina Wondratschek und Vanessa Ries (alle 7b) rezensierten mit Unterstützung von Lehrerin Margarete Kemmer Leos Aufführung, der in Gemünden schon auf der Bühne der Scherenburgspiele stand.
In einer witzig modernisierten Version der „Nibelungensage in 50 Minuten“ nahm Leo einmal die Perspektive des Reporters vor Ort ein, der die anfangs skeptischen jugendlichen Zuschauer über den faulen und verwöhnten Schulversager Siegfried aus reichem Hause und dessen pubertäres Über-die-Stänge-Schlagen in rüpelhaftem Jargon informierte. Dann wieder schlüpfte er in die Rolle einer der Silhouetten der wichtigsten Handlungsträger, die mit Kreide auf eine Tafel gemalt und jeweils der Szene angemessen ausgestaltet wurden.
Es traten auf: Der finstere, immer schlecht gelaunte Hagen mit Augenklappe und hängender Schulter, Klein-Giselher mit Baseballkappe, der möchtegern-coole, aber feige Gunther, die herrische Brünhild, an der alles groß war. Und die lieblich-naive Schwester der Burgunden, Kriemhild, mit feinem Stimmchen, die mit dem schönen und starken Siegfried zunächst das glückliche Liebespaar bildete, nachdem letzterer mit allerlei magischer Hilfe aus dem Zwergenreich an Gunthers Stelle die starke Brunhild besiegt hatte, ohne dass es ihr bewusst war.
Wegen dieses Betrugs stritten sich die beiden Königinnen auf der Treppe vor dem Dom, sodass Kriemhild ihr Wissen um Siegfrieds Hilfe für Gunther preisgab. Der finstere Hagen übernahm Brunhilds Rache an Siegfried, während die feigen Burgunderkönige zusahen, wie ihr Schwager umgebracht wurde.
Leo bezog in seine temporeiche humorvolle Mischung aus Reportage und fantasievoller szenischer Darstellung mit einfachsten Mitteln – ein Lineal wurde zum Schwert Balmung, als effektvolle Tarnkappe diente ein Hoodie – immer wieder die Zuschauer aktiv ein, die sich erkennbar amüsierten und der gelungenen Aufführung großen Beifall klatschten.
Die 6. und 7. Klassen des FLG hatten zuvor im Unterricht die Nibelungensage gelesen und konnten mit durch die Aufführung ihr Textverständnis auf vergnüglich-unterhaltsame Weise deutlich steigern. Die einmütige Reaktion der Schüler und der Lehrerinnen: „Den Schauspieler unbedingt wieder einladen!“