Derzeit ist Betriebsurlaub. Aber von Dienstag, 20. August, bis Ende August hat die Metzgerei Ehehalt in der Karlstadter Hauptstraße 63 noch einmal fast zwei Wochen geöffnet. Dann ist Schluss - endgültig. "Das ist sozusagen unser Endspurt", sagen die Inhaber Gudrun und Erich Fuchs. Und es ist die letzte Gelegenheit, die original Wurst- und Fleischwaren aus ihrer Metzgerei zu beziehen.
Schon seit etlichen Wochen war in Karlstadt gemutmaßt worden, dass die letzte Karlstadter Metzgerei schließen könnte. Die verkürzten Öffnungszeiten und ein Schild an der Verkaufstheke waren Anzeichen dafür. Da hieß es: "Aus personellen Gründen müssen wir die handwerkliche Herstellung unserer Wurstwaren umstellen. Daher fehlt die eine oder andere Wurstsorte. Wir danken für Ihr Verständnis."
Gegenseitige Befruchtung
Doch war lange nicht klar, ob nun tatsächlich geschlossen werden soll. Und wenn ja, wann. Als Hauptgrund, weshalb die Metzgerei nicht mehr zu halten ist, nennt Geschäftsführer Erich Fuchs die nachlassende Kundenfrequenz: "Als der Kupsch 2014 weg ist, kam's zum Einbruch." Viele Kunden hätten "beim Ehehalt" Fleisch und Wurst gekauft und "beim Kupsch" andere Lebensmittel. Beide Geschäfte befruchteten sich gegenseitig.
"Die Stammkunden werden immer älter, und die junge Generation hat mit einer richtigen Metzgerei nicht mehr viel am Hut", bedauert er. Und Gudrun Fuchs ergänzt: "Das Hauptgeschäft hat sich immer mehr zur Brotzeit, zum Mittagstisch und zur heißen Theke verlagert." In Single- und Zwei-Personen-Haushalten werde oft nicht mehr so gekocht wie früher. Und es werde nicht mehr so viel Fleisch gegessen wie früher. Daher sei der Fleischverkauf ständig rückläufig gewesen.
Hinzu kommt heute die Konkurrenz durch Discounter und Supermärkte am Stadtrand. Im Februar 1998 investierten die Fuchsens in eine völlig neue Ladeneinrichtung. Der Ladenbauer versprach 20 Prozent mehr Umsatz. Der stellte sich tatsächlich ein. Doch drei Monate später öffnete Tegut seine Pforten und der Umsatz bei Ehehalt war wieder auf dem vorherigen Niveau. Erich Fuchs: "Da biegen die Leute von den Dörfern gleich ab. Wir haben in Karlstadt ein Überangebot an Verkaufsfläche."
Personal schwer zu finden
Eine anderer Grund für die Schließung ist – wie in vielen anderen Handwerksberufen – die Personalknappheit. Derzeit arbeiten neben Gudrun Fuchs und Erich Fuchs noch zwei Verkäuferinnen und eine Köchin im Betrieb. Vor gut einem halben Jahr waren es noch zwei Personen mehr. Seit Jahresbeginn ist jedoch eine Verkäuferin ausgefallen. Und der Metzgergeselle kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterarbeiten.
Das gewohnte Pensum war so auf die Dauer nicht mehr zu schaffen. Daher wurden die Öffnungszeiten im Juli auf 8.30 bis 14 Uhr verkürzt. Vorher war von 8 bis 18 Uhr geöffnet – mit einer Mittagspause. Nur am Samstag blieb die Öffnungszeit wie üblich von 8 bis 13 Uhr.
In besseren Jahren schlachtete Erich Fuchs in der eigenen Metzgerei wöchentlich ein Rind und in Billingshausen zehn bis zwölf Schweine. Jetzt wird nur noch ein Bruchteil dessen benötigt. Und aufgrund immer strengerer Vorgaben ist das auch nicht mehr in der Metzgerei Ehehalt selbst möglich. Das letzte Rind wurde hier 2007 geschlachtet.
Geschichte der Metzgerei Ehehalt
So sieht nun auch die letzte der Karlstadter Metzgereien dem Ende entgegen – wie zuvor die Metzgereien Dittmeyer, Gehret, Göring, Knauer und Müllerklein. 1947 hatten Ernst und Gertrud Ehehalt, aus Duttenbrunn und Urspringen stammend, den Betrieb gegründet. Sie pachteten zunächst Räume im Eckhaus Hauptstraße/Untere Viehmarktstraße. 1956 erwarben sie das heutige Haus in der Hauptstraße 63. In den 1960er und 1970er Jahren betrieben sie zudem eine Filiale an der Ecke Hohenlohestraße/Zahnstraße. Dort verkaufte "Frau Marianne" Kosolowski.
In den 1970er und 1980er Jahren hatten die Ehehalts immer Auszubildende im Verkauf und in der Produktion. Auf einem Foto aus dieser Zeit sind zehn Personen aus Metzgerei und Verkauf aufgestellt. Erich Fuchs sattelte 1984 vom Schlosser zum Metzger um und machte hier auch seinen Meister. 1990 übernahm er die Metzgerei Ehehalt als Geschäftsführer.
Dass nun ein anderer Metzger die Räume übernehmen würde, war reine Karschter Gerüchteküche.
"Digital und künstliche Intelligenz auf "Teufel komm raus!" Selbstfahrende Autos, und der gleichen mehr. Roboter statt Menschen. Die Roboter versagen aber. Schrott über Schrott. Was sagen dann die "überlebenden" Menschen? Wieder stirbt ein Stück Innenstadt? Wenn´s nur das wäre! "Geiz ist geil!" Auch Schnee von gestern, oder?