Wohl selten waren die Friseure im Landkreis so glücklich über einen harten Arbeitstag wie an diesem Montag: Endlich dürfen sie wieder öffnen. Seit 21. März waren die Salons in Bayern zur Eindämmung der Corona-Infektion geschlossen. Nicht minder glücklich über die beginnende Normalisierung ist die Kundschaft.
Teils seit 14 Tagen, seit die Staatsregierung den 4. Mai als Tag der möglichen Wiedereröffnung genannt hatte, suchten Kunden telefonisch um Friseurtermine nach. Daher sind in dieser ersten Woche zumindest die Salons in Gemünden ausgebucht, wie eine kleine Umfrage in der Kernstadt ergaben hat. Etliche Friseurgeschäfte, die üblicherweise montags geschlossen haben, hatten zur Feier der Wiedereröffnung auf diesen freien Tag verzichtet.
Normal allerdings ist der Betrieb noch lange nicht, denn die Friseure haben eine Reihe von neuen Bestimmungen einzuhalten – 17 an der Zahl, wie Andrea Roser berichtet. Rund um die Bedienplätze müssen 1,5 Meter frei bleiben; Frisierumhang, Schutzmaske, Handschuhe müssen für jeden Kunden erneuert werden; Lockenwickler und andere Gerätschaften sind nach jedem Einsatz zu desinfizieren; die Arbeitskleidung muss am Abend gewechselt und im Geschäft gewaschen werden; jeder Kunde muss mit Telefonnummer und Adresse registriert werden. 30 Jahre ist Andrea Roser im Beruf: "Ich habe noch nie so etwas erlebt."
Umsatzeinbußen um bis zu 50 Prozent
Sandra Reggad ("Die Haarschneider") musste wie die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen die Hälfte ihrer Bedienplätze abbauen, damit die Abstandsregeln einzuhalten sind. Das bedeute bis auf Weiteres folglich Umsatzeinbußen von bis zur Hälfte und auch weniger Personaleinsatz. Dennoch ist Sandra Reggad ebenso glücklich wie ihre Kollegen, endlich wieder arbeiten zu dürfen.
Daniela Maudrich nutzte die Zwangspause, ihren Salon zu renovieren. Den Montag begann sie bereits um 6.30 Uhr, um den Betrieb mit den verordneten Einschränkungen im Detail vorzubereiten: "Das war noch schwieriger als gedacht." Die Eingangstür ihres Salons bleibt abgeschlossen und wird nur nach Anklopfen geöffnet, damit die zulässige Personenzahl im Laden garantiert ist.
Obwohl die Sondermaßnahmen "sehr anstrengend" sind, ist Andrea Roser von der Sinnhaftigkeit überzeugt, und sie wirbt bei der Kundschaft um Verständnis und Mitwirkung: "Bitte die Bestimmungen einhalten, denn sonst steigen die Infektionszahlen wieder und wir müssen in 14 Tagen wieder schließen." Das aber würden etliche Salons dann nicht mehr überleben, ist sie überzeugt.