
„Einfach schön“ überschrieb die Süddeutsche Zeitung jüngst einen Bericht, in dem Braun-Produkte als „Ikonen des Industriedesigns“ gepriesen werden. Der Anlass ist eine Nachricht, die seit einigen Wochen kursiert: Braun ist eine von rund 170 Marken von Procter & Gamble (P&G) und steht auf einer Liste von gut 100 Marken, die der US-amerikanische Konsumgüterkonzern auf den Prüfstand gestellt hat, um sie eventuell zu verkaufen.
Nun steht „Braun“ immer noch an den Marktheidenfelder Werkshallen, in denen Oral-B-Zahnbürsten produziert werden. Braun steht auch auf den Zahnbürsten selbst. In der Werbung wird erklärt: Oral-B-Zahnbürsten sind „powered by Braun“. Damit wird signalisiert, dass in den Zahnbürsten auch Braun-Produkte verarbeitet sind, erläutert Thomas Schäbler, Pressesprecher des Marktheidenfelder Werks der Procter & Gamble Manufacturing GmbH.
In dieser sind alle Marktheidenfelder Mitarbeiter seit 1. Februar beschäftigt. Die Braun GmbH gibt es seitdem nur noch auf dem Papier, sie habe kein Personal mehr, verdeutlicht Schäbler. In dieser Manufacturing GmbH hat der US-amerikanische Mutterkonzern auch die Mitarbeiter anderer Tochterunternehmen zusammengefasst.
Nur noch Produktname
Braun wird nur noch als Produktname für die Erzeugnisse weitergeführt. Ob und wieweit die hiesige P&G-Niederlassung betroffen wäre, wenn die Marke Braun tatsächlich verkauft würde, ist offen. Jede Mutmaßung sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt „reine Spekulation“, erklärte Nina Knecht (Schwalbach), Leiterin der P&G-Unternehmenskommunikation, auf Anfrage der Main-Post. An Spekulationen aber wolle sich das Unternehmen nicht beteiligen.
Immerhin bestätigte Knecht den Kern der Nachricht: Das Unternehmen habe die „strategische Entscheidung“ getroffen, sich auf 70 bis 80 Marken fokussieren zu wollen. Dabei handle es sich jedoch lediglich um Überlegungen. Es gebe keinerlei spruchreife Entscheidung und auch keinen Zeitplan für diese, führte sie aus.
Braun, 1921 in Kronberg im Taunus gegründet, begann seine Produktion in Marktheidenfeld 1961 – mit Küchenmaschinen und Mixern. Sechs Jahre später wurde die Braun AG vom US-amerikanischen Unternehmen The Gillette Company gekauft, das seinerseits 2005 vom US-Konzern Procter & Gamble übernommen wurde.
Die Herstellung elektrischer Zahnbürsten in Marktheidenfeld startete 1991. Drei Jahre später ging das Distributionszentrum in Altfeld mit einer Stammbesetzung von heute knapp 400 Beschäftigten in Betrieb.
Von dort aus werden nicht nur Braun-Produkte verteilt, sondern auch Artikel der Marken Duracell, Gillette und Oral-B kommissioniert. Vom Stadtort Altfeld aus werden zudem Pampers-Artikel an Krankenhäuser in ganz Deutschland geliefert.
Mit dem P&G-Werk am Äußeren Ring, wo rund 1400 Menschen dauerhaft beschäftigt sind, hat das Distributionszentrum laut Schäbler nur drei Berührungspunkte: Personalbeschaffung, Personalbetreuung und den Betriebsrat.
De'Longhi nutzt schon Namen
Den Markenname Braun führt allerdings noch eine weitere in Marktheidenfeld ansässige Firma: Die De'Longhi Braun Household GmbH in Altfeld sowie eine Produktionsstätte im Industriegebiet Dillberg. Als sich P&G 2012 von seiner Haushaltssparte trennte, übernahm die italienische Firma De'Longhi die Lizenz für Entwicklung und Herstellung von Küchengeräten und Bügeleisen der Marke Braun.
Von diesem Teilbetriebsübergang betroffen waren damals laut Firmenangabe über 75 Mitarbeiter. Um über die Entwicklung dieser Firma zu berichten, hat Standortleiter Jörg Roggensack übrigens Ende September zu einem Pressetermin eingeladen.