Von dort, wo andere Urlaub machen, sind Elke und Reinhard Zimmermann ins Franck-Haus gekommen, denn die beiden Künstler führen ihr gemeinsames Atelier in mittelfränkischen Mörsach am Altmühlsee. Dort geht das Ehepaar unterschiedliche, künstlerische Wege, wie ihre Ausstellung von Malerei und Plastik in Marktheidenfeld zeigt.
Rund 80 Gäste begrüßte Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder am Freitag zur Eröffnung, die von Chiara Sauer passend mit klassischen Klängen auf dem Saxophon umrahmt wurde. Für die junge Schülerin des Balthasar-Neumann-Gymnasiums, die vor kurzem beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf sich aufmerksam machte, bedeutete der Solo-Auftritt eine gelungene Premiere an dieser Stelle.
Viel geboten sei an diesem Abend im Jubiläumsjahr der Stadt Marktheidenfeld, fasste Helga Schmidt-Neder ihre Eindrücke zusammen. Beide Künstler eine die Freude an der Schöpfung und die gemeinsame Liebe zur Musik, so dass die Ausstellung vielleicht auch so etwas wie „Musik für die Augen“ bedeute.
Dr. Harald Tesan zeigte sich vom Franck-Haus als Zeugnis spätbarocker Bürgerpracht überrascht und gratulierte zu einem lebendigen Städtchen mit kulturellem Anspruch. Der Nürnberger Kunsthistoriker wandte sich zunächst den Gemälden von Reinhard Zimmermann zu, der auch als Gestalter sakraler Räume Anerkennung gefunden habe. Seine Tafelbilder böten dem Betrachter ein Feuerwerk von Farben und Formen.
Über transparenten, abstrakten Farbschichten sehe man bisweilen figürlich oder kalligrafisch wirkende Pinselzeichnungen gesetzt. Dabei entstünden visionäre Landschaften mit bizarren Gestalten. In der Gegenstandslosigkeit wirkten narrative Fixpunkte auf Werken, die in altmeisterlicher Technik mit Acryl-, Öl-, Aquarell- oder Eitempera-Farben entstünden. Die Gemälde von Reinhard Zimmermann entfalteten eine expressive, oftmals surreale Wirkung, deren Aussage sich erst in den Augen des Betrachters konkretisiere.
Einen ganz anderen Weg beschreite dessen Ehefrau mit ihren figürlichen Bronze-Plastiken von Tieren und Menschen, die in der Ausstellung gezeigt werden. Dies entspreche laut Tesan durchaus dem völlig unterschiedlichen Temperament und Charakter von Elke Zimmermann. Ihre Bronze-Arbeiten seien körperhaft greifbar, selbst wenn sie bisweilen auch im Miniaturbereich arbeite.
Sie fange in ihren Plastiken glückliche Momente des irdischen Daseins ein. In ihren Tierdarstellungen werde die animalische Energie komprimiert. Sie nähere sich den Wesen als Individuum. Elke Zimmermann gelinge es in ihren Arbeiten, mit Humor Charakter darzustellen, die Magie des Augenblicks einzufangen und dabei musikalisches Gespür zu beweisen.
Beide Künstlerpersönlichkeiten und ihre unterschiedlichen Ausdruckformen eine das gemeinsame humanistisches Denken und ein ganzheitliches Verständnis der göttlichen Schöpfung. Die Marktheidenfelder Ausstellung zeige im Grunde, wie sich Figuration und Abstraktion gegenseitig bedingten. Der Titel „Augenweide – Augenweite“ stehe in dialektischer Formulierung auch dafür, dass es keine einfachen, eindeutigen Lösungen gebe. Die Kunstwerke führten letztlich zu den großen Fragen menschlicher Existenz.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung „Augenweide - Augenweite“ mit Plastiken und Gemälden von Elke und Reinhard Zimmermann aus Mörsach am Altmühlsee ist bis zum 4. November 2018 im vorderen Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Zum 3. Museumstag des Landkreises Main-Spessart ist das Künstlerpaar am Sonntag, 23. September, anwesend und führt um 16 Uhr bei einem Künstlergespräch durch die Ausstellung. Zur weiteren persönlichen Begegnung gibt es am Sonntag, 4. November, ab 14 Uhr Gelegenheit.
Infos im Internet unter www.atelier-zimmermann.de undwww.marktheidenfeld.de.