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Lohr
Die Kreis-Caritas will weiter wachsen
Nach dem Auszug der Sozialstation St. Rochus will der Caritas-Kreisverband das gesamte Gebäude an der Lohrer Vorstadtstraße für seine Verwaltung und Dienste nutzen. Der Umbau hat sich allerdings verzögert.
Foto: Thomas Josef Möhler | Nach dem Auszug der Sozialstation St. Rochus will der Caritas-Kreisverband das gesamte Gebäude an der Lohrer Vorstadtstraße für seine Verwaltung und Dienste nutzen. Der Umbau hat sich allerdings verzögert.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 26.07.2024 02:45 Uhr

Auf ein Jahr 2023 mit starkem Wachstum hat der Caritasverband für den Kreis Main-Spessart in seiner Vertreterversammlung im Lohrer Seniorenzentrum zurückgeblickt. Geschäftsführer Florian Schüßler stimmte die rund 40 Anwesenden auf weitere Wachstumsschritte im laufenden Jahr ein.

Im vergangenen Jahr sei der Kreisverband sogar "einen Tick zu schnell gewachsen", räumte Schüßler ein. Nach dem Auszug der Sozialstation St. Rochus habe der Verband das gesamte Caritas-Gebäude an der Lohrer Vorstadtstraße für seine Verwaltung und Dienste nutzen wollen. Allerdings habe sich der Umbau verzögert und dauere noch an, neue Verwaltungskräfte hätten erst 2024 gewonnen werden können.

"Es geht weiter", kündigte der Geschäftsführer an. Der Kreisverband wolle "sich breit aufstellen, um sich unabhängiger zu machen von den zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen". Das Wachstum solle nicht nur in den Senioren- und Pflegebereich gehen, sondern auch ins Kinder- und Jugendsegment. Die aktuelle Zahl der Beschäftigten bezifferte er mit rund 300.

Gleich mehrere Einrichtungen übernommen oder wiederbelebt

Zu Jahresanfang 2024 habe der Kreisverband den Kindergarten in Neuendorf und die offene Ganztagsschule in Frammersbach übernommen. Anfang Juni sei der Familienstützpunkt in Lohr wieder eröffnet worden. Zum 1. Juni sei der Kreisverband zudem durch die Übernahme der Einrichtung in Laudenbach mit acht Plätzen in die vollstationäre Kinder- und Jugendhilfe eingestiegen.

Schüßler kündigte an, zum Jahresanfang 2025 die Trägerschaft für zwei städtische Kindergärten in Arnstein übernehmen zu wollen. Ferner solle die Jugendsozialarbeit an Schulen weiter ausgebaut werden. Die Tagespflege im Lohrer Caritas-Seniorenzentrum solle von 12 auf 27 Plätze erweitert werden.

Auch den 2022 aus mehreren Gründen abgesagten Bau des "Cari-Zentrums" neben dem Lohrer Seniorenzentrum will Schüßler noch nicht ad acta legen. "Die Pläne liegen in der Schublade", sagte er. Er hoffe, 2024 die Grundstücksfrage klären zu können. Die Hauptflächen gehörten dem bischöflichen Ordinariat. Nach Angaben des Geschäftsführers handelte es sich am Mittwoch wahrscheinlich um die letzte Vertreterversammlung. Anfang Juni sei die voriges Jahr beschlossene Satzungsänderung vom Ordinariat genehmigt worden, derzeit laufe der Eintrag beim Registergericht.

Jubiläum soll im kommenden Oktober gefeiert werden

Ab Oktober würden die Änderungen dann wirksam und die Wahl des neuen Caritas-Rates stehe an. Am 19. Oktober will der Kreisverband nach Schüßlers Angaben zudem sein 60-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür auf dem gesamten Gelände an der Lohrer Vorstadtstraße feiern.

"Weglaufen bringt nichts", leitete Kreisvorsitzende Magda Hartmann (Steinfeld) ihren umfangreichen Tätigkeitsbericht ein. Der Caritas-Kreisverband sei "kein organisierter Sozialkonzern, sondern ein Netzwerk, bei dem der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht". Aber die verschiedenen Angebote müssten bezahlt werden.

Die Zuwendungen des Diözesan-Caritasverbandes seien rückläufig. Deswegen sei sie froh, dass die frühere Geschäftsführerin Gabriele Kimmel den Förderverein Rückenwind gegründet habe. Mit dem von ihm gesammelten Geld würden vor allem die kostenfreien Dienste abgesichert.

Der Bedarf an allgemeiner sozialer Beratung steigt

Die ambulante Kinder-, Jugend- und Familienhilfe habe sich im vergangenen Jahr um 104 Kinder und Jugendliche sowie 83 Erwachsene gekümmert. Stark gestiegen sei die Zahl der Klienten des allgemeinen sozialen Beratungsdienstes, von 670 im Jahr 2022 auf 916 Personen in 349 Haushalten im Jahr 2023. Die Arbeit dieses Dienstes werde als sehr glaubwürdig wahrgenommen.

Die Fachstelle für pflegende Angehörige wurde laut Hartmann 2018 in Karlstadt eingerichtet. 166 Betroffene hätten voriges Jahr in 268 Gesprächen den Rat der Fachstelle gesucht. Vor allem das Thema Entlastung der Angehörigen habe dabei einen hohen Stellenwert gehabt.

Um jungen Leuten mit Drogenproblemen zu helfen, sei das Projekt Fred ins Leben gerufen worden, an das sich 2023 sechs junge Erwachsene unter 21 Jahren und 19 Jugendliche unter 18 Jahren gewandt hätten. Wesentlich höher war laut Hartmann die Klientenzahl der Alkohol- und Suchtberatung für Erwachsene mit 781.

Im Seniorenzentrum in Lohr fehlt Personal 

Das Seniorenzentrum der Caritas an der Lohrer Vorstadtstraße leide nach wie vor unter Personalmangel, trotz der Unterstützung für ausländische Fachkräfte bei Deutschkursen und der Anerkennung ihrer Abschlüsse. Hartmann kündigte an, die Ebene 5 mit 16 Betten bleibe deshalb weiterhin geschlossen. 2026 würden die Zimmer wieder benötigt, wenn die gesetzlich vorgeschriebene Einzelzimmerquote erhöht werde.

Über die Jahresrechnung 2023 informierte Ingrid Hamberger von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Hamberger Prinz Siebenlist aus Würzburg. Der Kreisverband erzielte voriges Jahr nach ihren Angaben bei einer Bilanzsumme von 13,35 Millionen Euro einen Überschuss von gut 493.000 Euro. Dieser sei allerdings vor allem auf die Auflösung von Rückstellungen und den Ertrag bei der Übernahme der Kita in Karlburg zurückzuführen.

Durch den Überschuss habe sich das Eigenkapital des Kreisverbandes auf 2,5 Millionen Euro erhöht. Die flüssigen Mittel betrügen 2,7 Millionen Euro, die Verbindlichkeiten 6,5 Millionen Euro. Der größte Teil davon bestehe gegenüber dem Bistum Würzburg. Das reine Betriebsergebnis habe sich von einem Minus von 135.500 Euro in 2022 in ein Plus von 124.500 Euro in 2023 umgekehrt. Hauptgrund seien gestiegene Erträge in der stationären Altenhilfe.

Situation bei den Flüchtlingen ist über der Grenze

Die aktuelle Situation der Flüchtlingsberatung stellte Gerlinde Smutny dar. Trotz gestiegener Personalzahlen von sechs Beschäftigten auf 4,25 Vollzeitstellen und drei Unterstützungskräften halte die Überlastung weiter an. Im vergangenen Jahr seien 1112 Klienten in 4526 Gesprächen beraten worden. Die Überlastung setze sich bei Behörden, Kommunen, Ärzten, Schulen und Kitas fort.

Das führe zu langen Wartezeiten auf Ausweise und Arbeitserlaubnisse, so Smutny. Großes Thema sei derzeit neben der Einführung der Bezahlkarte ab 1. Juli im Landkreis das Drängen des Jobcenters gegenüber älteren Flüchtlingen aus der Ukraine, die Rente ihrer Heimat zu beantragen. Diese sei nur minimal, aber die Betroffenen fielen dann aus der Zuständigkeit des Jobcenters heraus.

"Wir haben gesehen, wie groß dieser Verband geworden ist", sagte der stellvertretende Kreisvorsitzende Manfred Goldkuhle (Karlstadt). Der Caritas-Kreisverband sei zu "einem großen Arbeitgeber und Unternehmen geworden". Es sei eine "großartige Arbeit, die ein katholischer Sozialverband im Kreis leistet".

 
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