Die Gemeinschaftskläranlage der Gemeinden Mittelsinn und Obersinn zeigt nach 30 Jahren deutliche Gebrauchsspuren, die Reparaturen und Störfälle häufen sich, machte Klärwärter Karl Seitz in der Versammlung des Zweckverbandes Abwasserbeseitigung "Oberer Sinngrund" deutlich.
Verbandsvorsitzende Lioba Zieres sprach die seit längerem bekannten Probleme im Pumpensumpf der Station in Mittelsinn an, deren Sanierungsplanung an das Büro Auktor (Würzburg) übertragen wurde. Ingenieur Maximilian Wetterich erläuterte dazu, dass dieser Sumpf nicht belüftet sei, die austretenden Faulgase die Betonwände angriffen sowie die Laufroste, Podeste und Elektrotechnik zerstörten. Aufgrund von Geruchsbelästigungen wurde der Schacht irgendwann mit einer geschlossenen Abdeckung versehen. Als gute Nachricht brachte er die Botschaft, dass das Bauwerk "zu retten sei".
Die Kosten der Betonsanierung des acht Meter tiefen Pumpensumpfes bezifferte Wetterich auf brutto 150 000 Euro, wobei wegen der anhaltenden Lieferschwierigkeiten Abweichungen bis zu 70 Prozent möglich seien. Dazu komme die anschließende Erneuerung der Elektrik, die mit weiteren brutto 110 000 Euro zu Buche schlägt. Einstimmig übertrug das Gremium dem Büro Auktor die Planungsleistungen und Ausschreibung der Betonsanierung. Die Ausführung soll bereits im Sommer 2022 erfolgen. Zieres möchte staatliche Förderhilfe generieren.
Reparatur der Pumpen nachträglich genehmigt
Vor einigen Wochen musste als dringendes Dienstgeschäft eine Pumpenreparatur im Obersinner Pumpensumpf zum Preis von 3619 Euro erfolgen, welche die Verbandsräte jetzt nachgenehmigten. Zieres meldete außerdem einen Defekt des Strahlenbelüfters im Obersinner Sammelbecken. Man vergab den Auftrag zur Reparatur an eine Fachfirma.
Das Verbandsgremium bestellte gemeinsam mit der Stadt Rieneck, der VG Gemünden und dem Nägelsee-Schulzentrum Lohr Pia Pieringer von der Firma Actago (Landau) zur externen Datenschutzbeauftragten und Johannes Kampl vom gleichen Unternehmen zum externen Informationssicherheitsbeauftragten.
Das Verbandsgremium verabschiedete einstimmig den Haushaltsplan für das Jahr 2022. VG-Kämmerer Sebastian Bechold erklärte das mit einem Gesamtvolumen von 325 000 Euro ausgestattete Zahlenwerk. Die Eckpfeiler der Ausgaben des 170 000 Euro starken Verwaltungshaushalts bilden Lohn und Soziallasten für den Klärwärter mit 65 000 Euro, Klärschlammbeseitigung 15 000 Euro, Stromkosten für Becken und Kläranlage 40 000 Euro, Abwasserabgabe 11 000 Euro. Diese Betriebskosten tragen beide Gemeinden nach ihren Einwohnerzahlen mit Obersinn 89 958 Euro und Mittelsinn 77 042 Euro.
Es gibt keine Elektro-Ersatzteile mehr auf dem Markt
Die Ausgaben im Investitionsprogramm sind geprägt von der Sanierung des Mittelsinner Pumpensumpfes mit 150 000 Euro. Den Schwerpunkt dieser Kosten übernehmen wieder beide Kommunen mit einer Investitionsumlage von 80 801 Euro (Obersinn) und 69 199 Euro (Mittelsinn). Im Jahr 2023 müssen beide Verbandspartner den Gürtel noch enger schnallen: Nach 30 Jahren Betriebsdauer Kläranlage gibt es keine Elektro-Ersatzteile mehr auf dem Markt. Somit hat sich das Verbandsgremium für die komplette Modernisierung der Elektrotechnik der Anlage in Höhe von 400 000 Euro entschieden, die mit 100 000 Euro Investitionsumlage und einer Darlehensaufnahme von 300 000 Euro finanziert werden.
Im Ausblick auf den Finanzplanungszeitraum bis 2025 empfiehlt der Kämmerer, den Rücklagensaldo zur Sicherheit bei technischen Defekten zu halten. Die Tilgung des 300 000-Euro-Darlehens wird ab 2024 mit jährlich 100 000 Euro von beiden Gemeinden vorgenommen. Es bleibt das Fazit zu ziehen: Die Verbandskläranlage wird für Mittel- und Obersinn ein teures Unterfangen.