Dass Neustadt dieses Jahr sein 1250-jähriges Bestehen feiert, hat einen kirchlichen Ursprung: die Klostergründung 679. Deshalb soll nicht nur das Weltliche beim Feiern im Mittelpunkt stehen. Eine Wallfahrt wird am Samstag, 4. Mai, Neustadt zum Zentrum religiösen Lebens machen. Dem Wirken der Heiligen Gertraud und dessen Bedeutung für die Gegenwart nachzuspüren ist das Ziel.
"Umhüllt. Geborgen. Gesegnet" hat Vikar Christian Nowak als Untertitel für die Wallfahrt "Mit der heiligen Gertraud unterwegs" gewählt. Gertraud (auch Gertrud) von Nivelles ist als Gründerin des Klosters überliefert. Dass sie es tatsächlich war, ist unwahrscheinlich, wie der Historiker Theodor Ruf erst kürzlich in einem Vortrag deutlich gemacht hat.
"Kostbares Angebot"
Für Vikar Nowak ist etwas anderes entscheidend: Er fragt, was Gertraud für das Leben in der Gemeinde bedeutet, für Menschen, die einsam und alleine sind, die verunsichert sind in ihrem Glauben oder in persönlichen Beziehungen. "Das kann man auf alle Ebenen runterbrechen", sagt Nowak, der als Seelsorger unter anderem für Neustadt zuständig ist.
Das "Umhüllt" und "Geborgen2 leitet Nowak vom Gertraudenmantel ab, der in Neustadt in einer Vitrine im Lapidarium ausgestellt ist. Den Mantel hat Gertraud nicht als Kleidungsstück getragen. Er sei über ihr Hochgrab gebreitet gewesen. Nach Neustadt kam die Stoffreliquie im 12. Jahrhundert. Sie zog eine ungezählte Schar von Pilgern an.
Nowak geht es nicht um das Magische der Reliquie, sondern das Symbol, um sich der Geborgenheit Gottes zu erinnern. Das betont er im Gespräch mit der Redaktion. "Gertraud soll zu Gott hinführen", sagt der Geistliche im Sinn des Mottos "Mit der heiligen Gertraud unterwegs." "Das ist ein kostbares Angebot, das wir im Jubiläumsjahr hervorheben."
Kaiserin bat um Schutz
Welche Ausstrahlung und Bekanntheit dieser Mantel und die heilige Gertraud hatten, ist durch das Konzept zu einem Brief des Abts von Kloster Neustadt an Kaiserin Eleonore von Österreich dokumentiert. In dem Entwurf aus dem Jahr 1677 geht es um den Wunsch der Kaiserin, für die Geburt ihres ersten Kindes unter dem Schutz Gertrauds und ihres Mantels zu stehen. Ihr Wunsch wurde erfüllt: Man schnitt ihr ein Stückchen Stoff aus dem Mantel und ließ es nach Österreich bringen.
Gertraud verbindet
Mit der Wallfahrt am 4. Mai knüpft Christian Nowak an die Verehrung der Heiligen und frühere Wallfahrten an. Besonders Gläubige der Pfarrei St. Getraud in der Pleich in Würzburg zog es immer wieder nach Neustadt. Und so wird das Stadtdekanat Würzburg laut Nowak eine große Pilgerfahrt zum Jubiläum nach Neustadt unternehmen.
Für die Verbindung nach Würzburg in die Pleich gibt es ein sichtbares Zeichen: Im Lapidarium steht eine bemalte Holzfigur, die Gertraud darstellt. In der einen Hand hält sie ein Modell der Klosterkirche Neustadt. Die Pleicher haben sie den Neustadtern vor rund 300 Jahren geschenkt, erklärt Nowak. Voriges Jahr hat eine Gruppe Neustadter die Figur beim Besuch in Würzburg mit in die dortige Kirche St. Gertraud gebracht, um die Beziehung sichtbar zu machen.
Mit einer größeren Abordnung rechnet der Pfarrvikar von der Fränkischen Platte, wo besonders die Waldzeller Gertraud verehren und mit der Gertraudenquelle und -kapelle eine enge Verbindung zu der Heiligen haben. Aus Marktheidenfeld habe sich auch schon eine Gruppe angemeldet. Ein weiterer Ort in der Region mit starkem Gertrauden-Bezug ist Karlburg. Auch dort wird ihr die Klostergründung nachgesagt.
Die Waldzeller Musikanten werden bei der Wallfahrt und am Festwochenende vom 5. bis 7. Juli spielen und dann in Kostümen in der Weinlaube mit zupacken. Das Wallfahrtsfest werden laut Nowak auch die Missionsdominikanerinnen unterstützen, die heute zu Neustadt gehören wie einst die Benediktiner.
"Die Kirche steht im Mittelpunkt", sagt Bürgermeister Stephan Morgenroth mit Blick auf die Neustadter Geschichte.