Kirchen sind im fränkischen Land fast immer ein besonderes ortsbildprägendes Element mit einem oft einzigartigen Charakter. Die Pfarrkirche im Arnsteiner Stadtteil Büchold aber hat gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale. Eines davon ist ihr Entstehungsdatum, denn ihre Grundsteinlegung im Jahr 1619 jährt sich jetzt zum 400. Mal.
Schon äußerlich hebt sich das Gotteshaus von den Kirchen der Umgebung ab. Es liegt auf einer Anhöhe außerhalb des Ortskerns. Gleich zwei stattliche Türme mit der "Echterhaube" flankieren im Osten am Chorraum das ungewöhnlich lange Schiff, und im Innern überrascht ein ungewöhnlicher, aber harmonischer Mix aus verschiedenen Stilepochen, von der Renaissance über den Barock und die Neugotik bis zur Jetztzeit.
Hausherrin Margot Heilmann ist als Messnerin, Pfarrgemeinderätin und Kirchenführerin mit allen Geheimnissen der Kirche bestens vertraut. Da sind beispielsweise die zwei Patrozinien St. Nikolaus und "Mariä Heimsuchung": Anfang des 17. Jahrhunderts war die alte Kirche baufällig, ein Neubau im Dorfkern problematisch. Deshalb verlegten sich die Dorfherren aus der Mespelbrunner Familie Echter auf die schon bestehende Nikolauskapelle. Unter Philipp Christoph Echter wurde an dieser Stelle zwischen 1619 und 1622 der jetzige Neubau errichtet. Der Bau wurde nach dem "evangelischen Intermezzo" von Büchold unter der Ägide der Familie von Thüngen ein Zeichen der Gegenreformation.
Zu diesem Echter-Sprössling weiß die Messnerin gleich eine Legende. Nachdem der Schlossherr Philipp mit sieben Töchtern gesegnet gewesen sei, gelobte er, nach der Geburt eines Sohnes einen Turm für die Pfarrkirche zu bauen. Als ihm kurz darauf Zwillingssöhne geschenkt wurden, gab es auch den Turm im Doppelpack.
Die Echters prägten den Bücholder Kirchenbau nachhaltig. Noch heute ist hoch oben im nördlichen Teil des Chorraums das Fenster zum Herrenzimmer zu sehen, aus dem die Herrschaft dem Gottesdienst beiwohnen konnte, ohne sich mit dem Volk gemein machen zu müssen.
Wie das bekannteste Familienmitglied, der Fürstbischof Julius Echter, waren sie der Marienverehrung, vor allem den Rosenkranzgebeten besonders zugetan. Deshalb sind auch die Rosen- oder Rosenkranzmotive im Kirchenraum allgegenwärtig. Zahllose Rosen prangen an der wunderschön bemalten Holzdecken, an den Fensterbögen sind Szenen aus den Rosenkranzgebeten zu sehen, und sogar an der Türeinfassung zur Sakristei von 1620 sind die Abschnitte dieser Gebetsform als Kugeln herausgearbeitet. Diese intensive Marienverehrung ist auch der Grund für das zweite Patrozinium in Büchold: "Mariä Heimsuchung".
Auch dazu hat die Messnerin Heilmann noch eine Anekdote aus der Kirchengeschichte. Zum Kirchweihfest 1921 raubten Kirchenschänder den Tabernakel aus und entwendeten unter anderem einen wertvollen Kelch sowie ein Ziborium. Die Hostien aus dem Kelch wurden am nächsten Tag auf dem angrenzenden Acker gefunden. Auf "wundersame Weise", so die Legende, wuchsen an dieser Stelle im kommenden Jahr sogenannte "Monstranzbohnen", eine Sorte, um deren Nabel sich dunkelrote Flecken ranken und durchaus an eine Monstranz erinnern können.
Ein außergewöhnlich schöner Schatz ist auch ein Möbelstück in der Sakristei. Eine große neugotische "Schrankwand" mit aufwändiger - an Bauernmalerei erinnernde - Verzierung und versehen mit lateinischen Texten gibt dem Raum eine besondere Würde. Sicher im Tresor verwahrt sind wertvolle Kelche und Ziborien. In einem soll sogar als Reliquie ein Splitter des Kreuzes Jesu eingelassen sein. Gezeigt oder gar ausgestellt werden diese Kostbarkeiten allerdings nur in besonderen Situationen.
Alles in allem aber wirkt die Kirche von Büchold wie ein weitgehend unbekanntes Gesamtkunstwerk. Die verschiedenen Kunststile ergänzen sich, machen den speziellen Charme aus. Neben der Holzdecke und den - augenblicklich wegen der Fastenzeit verhüllten Altäre - besticht die Rückansicht mit der Empore, deren Brüstung selbstverständlich mit Marien- und Rosenkranzmotiven bemalt ist, und die prächtige über 300 Jahre alte Barockorgel. Diese wurde um 1700 vom namhaften Würzburger Hoforgelmacher Johann Hoffmann gebaut. Das Instrument stand zunächst in Kitzingen und später in Würzburg, bevor es 1817 von der Gemeinde Büchold für 390 Gulden gekauft wurde. 1998 wurde die Orgel vom Zellinger Orgelbauer Weiß umfassend restauriert. Zurzeit steht eine Erneuerung der Registerbeschriftung an.
Anlässlich des Jubiläums der Grundsteinlegung hat die Pfarrgemeinde in diesem Jahr eine Reihe von Veranstaltungen wie moderne und klassische Konzerte, eine Nacht der offenen Kirche und Vorträge geplant. Höhepunkt wird am 3. Oktober die Messe mit dem Weihbischof Ulrich Boom sein.