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Karlstadt
Die Karlsburg: Mächtige Anlage wurde im Bauernkrieg zerstört
Aus der Geschichte Main-Spessarts (26): Unser Autor und Kunstpädagoge Wolfgang Merklein hat die Karlsburg so gezeichnet, wie sie in den verschiedenen Bauphasen einmal ausgesehen haben könnte. Sie bot Schutz der Bevölkerung im Tal. Im Bauernkrieg wurde sie zerstört.
Die Karlsburg thront über Karlstadt. Einst bot sie den Menschen im Tal Schutz, nach der Zerstörung im Bauernkrieg diente sie als Steinbruch.
Foto: Martina Amkreutz-Götz | Die Karlsburg thront über Karlstadt. Einst bot sie den Menschen im Tal Schutz, nach der Zerstörung im Bauernkrieg diente sie als Steinbruch.
Wolfgang Merklein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Das Gebiet um den Ort Karlburg ist schon seit der Alt- und Mittelsteinzeit besiedelt worden. Das beweisen einzelne Funde wie Steinbeile und Tonscherben auf der Karlsburg. Später siedelten im Tal Dorfgemeinschaften germanischer Abstammung, von der keine Aufzeichnungen existieren, deren Anwesenheit jedoch durch gefundene bronzene Bolzen und datierbare Keramik (für 550 n. Chr.) nachgewiesen wurde.

Seit etwa 450 n. Chr. dehnten die Frankenstämme, die im heutigen Nordfrankreich, Belgien und im Gebiet von Westfriesland siedelten, ihren Machtbereich immer mehr nach Südwesten aus. Die merowingischen Führer, vor allem Chlodwig (482-511), schlossen die verschiedenen Stammesgruppen zu einer politischen Einheit zusammen. Neben der einen Ausbreitungsrichtung gen Westfrankreich wurde auch das Gebiet rheinaufwärts, mit den Nebenflüssen Main und Neckar unterworfen. So unternahm Chlodwig einen Feldzug in das Gebiet der Alemannen, deren Siedlungsraum das heutige Schwaben, Mittelfranken und Unterfranken war.

Durch die allmähliche Siedlungstätigkeit der fränkischen Merowinger um 600 n. Chr von Westen über den Main in unsere Gegend wurde der Ort im Tal ein wichtiger Stützpunkt, eine „villa karloburgo“ wie er nun in der einsetzenden Verschriftlichung genannt wurde. Die „villa“ war nachweislich mit einem Wall und Graben umgeben. Die Dorfbewohner der „villa karloburgo“ fanden auf der südlichen Höhe des leicht abfallenden Felsplateaus ein natürlich gesichertes Versteck, einen Rückzugsort für die Tiere und Menschen, der in Notzeiten genutzt werden konnte.

Felsvorsprung geschützt durch dichte Wälder

Der etwa 90 Meter hohe Felsvorsprung war im Norden und Westen geschützt durch dichte Wälder, im Osten und Süden durch einen steilen Felsabbruch ins Maintal. So ist es nicht verwunderlich, dass dieser Ort schon Jahrhunderte vorher angenommen und ausgebaut wurde, denn in unmittelbarer Nähe unten am Main querten wichtige Höhenwege hier den Main in zwei Furten. Es entstand versteckt auf der Höhe eine Ring-Wallanlage, die allmählich als Abschnittsbefestigung ausgebaut wurde.

Nach dem Tod von Karl Martell übernahm sein Sohn Karlmann die Verwaltung der östlichen Siedlungsgebiete. Er rechristianisierte und missionierte die Gegend weiter und baute eine kirchliche Verwaltungsstruktur in Ostfranken auf. Er schenkte dem ersten Bischof Burkhard, der seinen Sitz auf der ehemaligen Burg des Hedan in Würzburg hatte, 741/42 das Marienkloster in seiner „villa karloburgo“, um die finanzielle Basis des Bistums zu sichern. In Besitz genommenes Land und darauf stehende Bauwerke waren nach germanischem Recht königliches Eigentum.

747 übernahm König Pippin den ostfränkischen Teil des Reiches von Karlmann. Er schenkte, um die Macht auszubauen, 751/53 sein „castellum cum fisco regalis“, also Burg und Königshof, sowie das Kloster in Karlburg an den Bischof in Würzburg. In der Nachfolge stattete Karl der Große das Bistum Würzburg mit Gütern und Burgen aus, darunter befand sich auch die Karlsburg. An Weihnachten 793 weilte er von der „fossa carolina“ bei Treuchtlingen kommend mit seinem Tross in Würzburg. 

Ausgrabungen auf der Karlsburg

In den Jahren 1971/72/74/75 unternahm Dr. Schwarz vom Landesamt für Denkmalpflege erste Grabungen auf der Karlsburg, um die Mutmaßungen über die Burg mit archäologischen Funden zu stützen. 1994 wurden erneut Sondierungsschnitte durch Dr. Wamser und Dr. Ettel vom Landesamt für Denkmalpflege vorgenommen. Die Grabungsleitung hatte Dr. Ralf Obst, der der Archäologischen Arbeitsgruppe des Historischen Vereins Karlstadt angehört. 

Nach den archäologischen Grabungen zeichnet sich ab, dass die Höhensiedlung über verschiedene Phasen vom 6. Jahrhundert bis ins 12. Jahrhundert durchgängig besiedelt war. Die Siedlung gewährleistete die Versorgung der politisch bereits bedeutenden Burg auf der Höhe, die im Gegenzug dem Marienkloster und der Bevölkerung der Siedlung unten im Tal Schutz bot.

Phase 1: Die frühe Ringanlage.
Foto: Wolfgang Merklein | Phase 1: Die frühe Ringanlage.

1. Phase - die frühe Ringanlage: Als gesichert gelten frühe geschichtliche Besiedlungen, die jedoch bis jetzt nicht durch gezielte Ausgrabungen bestätigt werden konnten. Man fand aber in der ersten Grabung unter dem Wall der merowingischen Bauphase zwei Steinbeile, bronzene Pfeilspitzen und vorgeschichtliche Scherben. Somit ist mit großer Sicherheit dieses Plateau an der Spitze schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt worden. Das genaue Aussehen der Anlage bleibt spekulativ, da Ausgrabungen unter der jetzigen Ruine Karlsburg noch nicht durchgeführt wurden. Auch einst vorhandene Wälle und Befestigungen sind im weiteren Verlauf der Jahrhunderte wieder zerstört und in Umbauten integriert worden. 

Phase 2: Die merowingisch-karolingische Anlage um die Mitte des 8. Jahrhunderts.
Foto: Wolfgang Merklein | Phase 2: Die merowingisch-karolingische Anlage um die Mitte des 8. Jahrhunderts.

Phase 2 - die merowingisch-karolingische Anlage der frühen Würzburger Bistumszeit um die Mitte des 8. Jahrhunderts: Bereits die Grabungen von 1970 durch Schwarz bestätigten die Anlage einer Burg bestehend aus einer Ausdehnung von etwa 130 × 120 Metern mit zirka 1,3 Hektar Innenfläche und einem 5,30 Meter breiten, ehemals 1,90 Meter tiefen Spitzgraben und einem einfachen Wall, der das Plateau bogenförmig abschloss. Hinter der inneren Grabenkante verlief mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Pfostenmauer. Eine möglicherweise vorhandene Steinmauer ist nicht gesichert, Steine konnten jedoch im Füllmaterial vorgefunden werden.

In der Burganlage wurden verschiedene Pfostenstellungen und Siedlungsgruben angetroffen, die Zeugnis einer intensiven Bebauung und Nutzung geben. Leider kann keine sichere Aussage über die Bebauung der Plateauspitze im Südosten gemacht werden, da hier die hochmittelalterliche Burganlage steht. Unter den Funden sind Keramiken wie Kugeltöpfe oberrheinischer Herkunft, Glasfragmente, Tüllenspitzen, eine Messerklinge, Sichel, Sporn und Bronzeschnalle sowie ein frühmittelalterliches verziertes Beinplättchen zu nennen, das zur Verkleidung eines Holzkästchens diente. Im Norden der Anlage ist heute noch im Wald ein sichtbares Annäherungshindernis in Form einer Graben-Wallschüttung zu sehen.

Phase 3: Die ottonische salische Anlage um 900 – 950.
Foto: Wolfgang Merklein | Phase 3: Die ottonische salische Anlage um 900 – 950.

Phase 3 - die ottonische salische Anlage um 900 – 950: Um 900 wurde die kleinere Befestigung der karolingischen Burg aufgegeben, eingeebnet, der Graben verfüllt und die umwehrte Fläche auf 1,7 Hektar erweitert. Die neue Anlage umfasste auch das bisher ungenutzte Gelände davor. Die Ausdehnung betrug nun etwa 170 × 120 Meter. Die neue Befestigung bildete ein wiederum bogenförmiger, mit Steinen und Erdreich aufgeschütteter neu bis zehn Meter breiter Wall und ein vorgelagerter Graben, der ca. 5,50 Meter breit und 1,60 Meter tief war.

Zu dieser Bauzeit gehörten auch noch zwei weitere, zirka 100 bzw. 200 Meter  entfernte Wall-Graben-Anlagen im Vorfeld, die in ihrer Konstruktion ganz der Hauptbefestigung entsprachen und offenbar als Annäherungshindernisse für Reiter dienten. Die Art der Befestigung war für Anlagen aus der Zeit um 900 und in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts typisch. Von der Innenbebauung fand man zahlreiche Pfostengruben und gemauerten Feuerstellen. Am Fuß des Walls im Südwesten stand ein Pfostenhaus  mit einem Bretterboden, einer Steinbegrenzung im Westen und einer gemauerten Herdstelle in der Nordwestecke. Bei dieser Grabung fand man Bolzenspitzen, eine Eisenschnalle, ein Schlüsselfragment, Hufeisen, Steigbügel, Eisenringe und Schwertortbänder

Phase 4: Die salisch-staufische Anlage im 11. Jahrhundert.
Foto: Wolfgang Merklein | Phase 4: Die salisch-staufische Anlage im 11. Jahrhundert.

Phase 4 - die salisch-staufische Anlage im 11. Jahrhundert: Eine wesentliche Umgestaltung erfolgte in der Zeit nach 1000 n.Chr.. Die Größe der ottonenzeitlichen Burg wurde beibehalten. Auf dem Wall wurde eine gemörtelte Mauer errichtet, die durch vorgelagerte und teilweise in den Graben gesetzte Türme verstärkt war. Sie standen in regelmäßigen Abständen von 32 bis 35 Metern. Drei dieser Türme konnten in den archäologischen Grabungen nachgewiesen werden.

Die Mauertechnik war ein glattes Schalenmauerwerk 1.50 bis 1.60 Meter stark, errichtet aus Platten und rechteckigen Steinen. Wall und Graben waren zirka insgesamt 25 Meter breit, der Graben alleine maß 10 bis 12 Meter in der Breite, war 3.50 bis 4,40 Meter tief, teilweise in den unten anstehenden Fels gegraben. Um den Hang im Vorgelände auszugleichen, müssten die Türme zirka sieben Meter hoch gewesen sein. Angenommen werden können zwei weitere Türme im Südwesten mit einem Tor an der Südwestecke.

Bei den auch hier wieder zahlreichen Pfostenlöchern war eine besonders massive Bauweise mit sehr breiten und tiefen, bis in den anstehenden Fels getriebene Pfostengruben auffällig. Zu dieser Zeit dürften neben einfachen Pfostenbauten bereits weitere steinerne Bauten innerhalb der Befestigung errichtet worden sein. Darauf deuten einige romanische Bauteile hin, die in der hochmittelalterlichen Burg nachweisbar sind und die noch aus dieser salisch-staufischen Zeit stammen dürften. Auch hier bedarf es noch weiterer Grabungen im Bereich der heutigen Karlsburg, um eventuell die Vermutung zur Gewissheit werden zu lassen. 

Eine große Zahl von Keramik- und Metallfunden belegt jedoch die intensive und häufige Nutzung der Burg. Zu nennen sind Schnallen, Hufeisen, Hufnägel und Steigbügel, die auf die zeitweilige Anwesenheit von Reitpferden und einer kämpfende Besatzung deuten. Diese Befestigungsanlage wurde später für den Bau der mittelalterlichen Burg geschleift. Der damals vorhandene Vorwall ist noch heute zirka 200 Meter lang im Gelände erkennbar.

Phase 5: Hochmittelalterliche Burganlage um 1200
Foto: Wolfgang Merklein | Phase 5: Hochmittelalterliche Burganlage um 1200

Phase 5 - Hochmittelalterliche Burganlage um 1200: Etwa zur gleichen Zeit als unterhalb der Burg mit der Gründung und dem Bau der bischöflichen Stadt Karlstadt begonnen wurde, ist auch die Höhenburg neu geplant worden. Die Fläche der zu bauenden Burg wurde verkleinert. Leider gibt es dazu keine schriftlichen Quellen. Es ist anzunehmen, dass dieser Neubau durch Bischof Konrad von Querfurt (1198 –1202) im Rahmen seiner Territorialstrategie veranlasst wurde.

Baumaßnahmen blieben auf den südöstlichen Plateaubereich beschränkt. Die wahrscheinlich schon vorhandenen romanischen Bauteile aus salisch-staufischer Zeit wurden verwendet und mit neuen steinernen Gebäuden überbaut. Die Burg wurde mit hohen Mauer auf der Nord- und Westseite versehen und ein mehrere Meter tiefer und 30 Meter breiter Graben in den anstehenden Felsgrund gehauen. Dabei wurden die vorgelagerten Befestigungen aus Mauern und Türmen geschleift und die Steine zum Burgbau verwendet. Das vorgelagerte Gelände mit den Wällen wurde eingeebnet.

Innerhalb der Burg entstanden in dieser Zeit das Kemenatengebäude, ein Palas mit großen Fensteröffnungen zur Ostseite. Im Norden schloss sich ein weiterer großer Bau an, der an der Ostseite durch einen eckigen Turm flankiert wurde. Aus den späteren Besitzverhältnissen wird klar, dass ein eckiger Bergfried, von dem nur noch das Erdgeschoss steht, vorhanden war ebenso wie ein runder zweiter Bergfried. Auch die Kellergewölbe, die einst durch Häuser überbaut waren, existieren noch.

Die Burg umschloss eine mächtige Ringmauer, deren Verlauf noch heute durch Mauerreste sichtbar ist. Der Zugang zur Burg erfolgte im Westen durch einen mächtigen Torbau, dem ein Graben vorgelagert war. Durch den Torbau erreicht man den ersten Vorhof mit einem runden Bergfried nach Norden. Kellerreste zeigen, dass hier entlang der Mauer bereits Wirtschaftsgebäude standen, von denen nichts mehr zu sehen ist.

Zugang durch mächtigen Torbau

Nach Norden schützte eine mächtige, aus romanischer Zeit stammende Ringmauer die Burg. Eine weitere kleinere gotische Zwingermauer wurde später davorgesetzt. Der zweite Burghof wurde im Norden geschützt durch einen eckigen zweiten Bergfried, von dem noch mächtige 1,20 Meter starke Reste vorhanden sind. Die Abtrennung zur Hauptburg erfolgte im Osten durch eine Reihe von weiteren Gebäuden, den genannten Burggütern. Von den Fundamenten ist heute nur noch ein Bodenversatz sichtbar.

Die Ostseite der Karlsburg mit den Turmruinen. Wolfgang Merklein hat dies nach einer Zeichnung von F. Hein 1879 gemalt. 
Foto: Wolfgang Merklein | Die Ostseite der Karlsburg mit den Turmruinen. Wolfgang Merklein hat dies nach einer Zeichnung von F. Hein 1879 gemalt. 

In der nordöstlichen Ecke der Hauptburg stand ein romanischer Wohnbau, von dem noch in der Südostecke Spuren eines Kamins und ein romanisches Doppelfenster zu sehen sind. Auf der Seite zum Main nach Osten steht wie schon erwähnt der 30 Meter lange und 12 Meter breite doppelstöckige und unterkellerte Palas. Ihm vorgelagert ist noch der Rest einer Zwingermauer zu sehen. Vor dem Palas im Burghof sind die Reste des einst 60 Meter tiefen Brunnens zu sehen, das Schöpfwerk funktionierte noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. An der steil abfallenden Seite im Süden stand vermutlich die urkundlich genannte Kapelle der Hl. Gertrud.

Der Grund für diesen massiven Ausbau ist die neue bischöfliche Territorialpolitik, die darin bestand, dass die Würzburger Bischöfe ihren Landbesitz sichern und gegen das Bistum Mainz und die Fürstäbte des Klosters Fulda verteidigen wollten. 1236 führte das zum Streit mit dem Geschlecht von Rieneck, die in einem Raubzug das Dorf Karlburg plünderten und niederbrannten. Die Burg ist davon nicht betroffen.

Das Leben auf der Burg

Bei den Ausgrabungen auf der Burg kamen immer wieder tierische Knochenreste zutage. Ihre Analyse erlaubten Rückschlüsse auf die Essgewohnheiten der Burgbewohner. So wurde in der Burg ein höherer Anteil an Jagdtieren verzehrt als im Dorf unten im Tal. Die Burginsassen hatten nämlich das Recht und auch die Ausrüstung, um in den umliegenden Wäldern auf die Jagd zu gehen. Das lässt auf einen gewissen sozialen Rang und eine gehobene Stellung schließen. Hinzu kamen Geflügel aller Art, wie Hühner und junge Schweine aus der Zucht. Pferdefleisch stand nicht auf der Speisekarte.

Bereits sei dem 14. Jahrhundert wechselte die bischöfliche Burg des Öfteren den Besitzer. Der Besitz der Burg, die zweitwichtigste in Franken nach der Feste Marienberg, erlaubte den adeligen Domherren aus einer Position der Stärke und Sicherheit familiäre Kirchen- und Territorialpolitik zu betreiben. Großes Interesse an einer Sicherung der Burg hatten die an das Amt Karlburg angrenzenden und im Kapitel sitzenden Grafengeschlechter von Thüngen, von Rieneck und von Wertheim. So ist es auch nicht verwunderlich, dass 1479 Jörg von Thüngen Amtmann auf der Karlsburg wurde.

Das Ende der Burg im Bauernkrieg

1519 wurde Konrad von Thüngen Bischof von Würzburg. Es gelang ihm kurz vor Ausbruch des Bauernkrieges auf alle bischöflichen Burgen ausreichend Proviant zu schaffen, um gerüstet zu sein für eine Auseinandersetzung. Die selbstbewussten Bürger der Stadt Karlstadt allerdings weigerten sich, Nahrungsmittel für die Burg zu liefern und Männer für die Verteidigung zu stellen. Sie standen in dieser Zeit auf der Seite der Bauern und versuchten sich gegen Adel und Bischof zu behaupten. Zur aktiven Verteidigung der Burg waren die acht Burgmannen jedoch zu wenig, sie zogen daraufhin ab nach Würzburg und ließen die Burg unbewacht zurück. So geschah es, dass zwischen dem 15. Mai und dem 3. Juni 1525 die Burg von Mühlbacher und Karlstadter Bürger geplündert und angezündet wurde. Das bedeutete das Ende der Karlsburg. 

Das Brunnenhaus nach einer Zeichnung von F. Hein 1879 von Wolfgang Merklein gemalt.
Foto: Wolfgang Merklein | Das Brunnenhaus nach einer Zeichnung von F. Hein 1879 von Wolfgang Merklein gemalt.

Doch bald wendete sich das Blatt, der Aufstand der Bauern wurde vom Adel niedergeschlagen und die verantwortlichen Rädelsführer gefangen genommen. Am 16. August kam Bischof Konrad von Thüngen nach Karlstadt und nahm die Stadt in die Pflicht. Das, was von der Karlsburg übrig war, wurde weiter abgetragen und diente der Bevölkerung als Steinbruch.

Die Ruinen der Karlsburg wurde 1801 von Ernst Willem Jan Bagelaar gemalt. 
Foto:  Rijksmuseum Amsterdam | Die Ruinen der Karlsburg wurde 1801 von Ernst Willem Jan Bagelaar gemalt. 

Der Niederländer Ernst Willem Jan Bagelaar reiste 1801 durch Franken und zeichnete auf der Karlsburg noch imposante Mauerreste. In der Zeichnung, die später von ihm als Radierung ausgeführt wurde, erkennt man im Vordergrund die Reste einer Mauer, das Wandfragment eines vierstöckigen Gebäudes und die Innenansicht der Ostfassade des Palas mit den Fensteröffnungen. Im Hintergrund ist der kahle Saupuzel und der Kalvarienberg mit seinen drei Kreuzen zu sehen.

Die Besitzer wechselten

Am 24. August 1802 wurde das Hochstift säkularisiert. Die Karlsburg ging wie viele bischöfliche Besitzungen an das Kurfürstentum Bayern. Bereits am 22. März 1806 kaufte der Mühlbacher Ernst Albert die Ruine inklusive der umliegenden 8 ¼ Morgen Ödland. Er brach weitere Türme und Mauern ab, ebnete den Burggraben ein, setzte den Brunnen instand und legte Obst- und Weingärten an. 1851 wurde der westliche mächtige Bergfried eingelegt.

Das Schicksal der Burg, als billiger Steinbruch zu dienen, endete erst 1855. Bereits 1835 gründete König Ludwig I. die „Generalinspection der plastischen Denkmale des Reiches“. Ein Umdenken in der königlichen Regierung in München im Umgang mit historischen Gemäuern führte dazu, dass nunmehr Geldmittel zur Konservierung der Burg bereitgestellt wurden. Die Erben des Besitzers Ungemachs verkauften das Burgareal an Ferdinand Broili, der die Ruine konservierte. 1960 ist der Landkreis Karlstadt Besitzer der Karlsburg und bemüht sich, sie weiterhin zu konservieren.

Zum Autor: Wolfgang Merklein ist Kunsthistoriker, Germanist und langjähriger Kunsterzieher am Johann-Schöner-Gymnasium Karlstadt. Zudem ist er Vorsitzender des Historischen Vereins Karlstadt.

Literatur:   K. Schwarz, Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordost-Bayern archäologisch gesehen. In: Ausgrabungen in Deutschland 1,2. Monogr. RGZM (Mainz 1975) ? Peter Ettel, Karlburg - Rosstal - Oberammerthal: Studien zum Burgenbau im frühmittelalterlichen Landbau in Nordbayern, Habilitationsschrift, Würzburg Juli 1995; Peter Ettel, Ludwig Wamser, Neue Erkenntnisse zu Castellum, Monasterium und Villa Karloburg. Karlburg und Mühlbach, Stadt Karlstadt, Landkreis Main-Spessart, Unterfranken. In: Das archäologische Jahr in Bayern 1994. ; Peter Ettel, Aspekte,Ergebnisse und Perspektiven aktueller Forschung im frühmittelalterlichen Zentralort Karlburg am Main. Beiträge zur Archäologie in Unterfranken 7, 2011.;  J. Fassbinder et al., Geophysikalische Prospektion im castellum Karloburg. In: Das archäologisches Jahr Bayern 2008.; Günther Mündl, Die Steinkemenate zu Karlburg im Dorf gelegen, Der Lauthersche Hof in Karlburg – Ein befestigter Adelssitz des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Hochstift Würzburg, Gde. Karlburg, Lkr. Main-Spessart.; Werner Zapotetzky, Karlstadt - Geschichte einer Stadt in Franken, Juni 1980 (3. überarbeitete Auflage 1994).;  R. Obst/J. Walther, Archäologischer Jahresbericht des Historischen Vereins Karlstadt 1987/88.;  R. Obst/J. Walther, Archäologischer Jahresbericht des Historischen Vereins Karlstadt. 1988/89.; R. Obst, Archäologischer Jahresbericht des Historischen Vereins Karlstadt 1989/90.

Lesetipp: Den Einstieg in die Serie verpasst? Die bisher erschienenen Serienteile finden Sie unter www.mainpost.de/geschichte_mspL.

 
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