Endlich! Nach lauter Mädchen in der Rothenfelser Familie Harth wurde am 27. Mai 1935 ein Junge geboren. „Und zwar hier im Wohnzimmer, da hinter der Stütze“, schmunzelt der 80-jährige Jubilar Hellmuth Harth und deutet die Ecke an. Da wäre früher das Schlafzimmer der Eltern gewesen.
Als Zeichen seiner Freude hängte sogleich ein Verwandter eine Fahne mit Hakenkreuz aus dem Fenster – ganz Rothenfels sollte sehen, dass der lang ersehnte Stammhalter da war. Die Fahne hing nicht lange, erbost wurde sie vom Vater, der politisch nicht aktiv war, wieder entfernt.
Vom Vater hat Hellmuth Harth das Küferhandwerk erlernt und später die familieneigene Werkstatt übernommen. Neben Weinfässern war die Herstellung von Essigfässern der Schwerpunkt im Betrieb. Mit der Umstellung auf Plastikfässer und Plastikkanister gingen die Aufträge zurück und 1956 musste der Betrieb schließen. Zum Glück fand Harth eine Anstellung als Facharbeiter bei der Firma Paidi und hat sich bis zum Abteilungsleiter hochgearbeitet.
Als 1998 die Produktion von Rothenfels nach Polen verlagert wurde war Harth 63 Jahre alt – der richtige Zeitpunkt, um das aktive Berufsleben zu beenden und sich mit Engagement den vielen Hobbies zu widmen: Mitglied der Feuerwehr, im Faschingsverein, im Unoclub und Wanderwart im Spessartbund. Den Obst- und Gartenbauverein hat er 53 Jahre lang als Vorstand geprägt. Dafür erhielt er den Ehrenpreis des bayrischen Ministerpräsidenten. Zusätzlich ernannte ihn der Verein nun zum Ehrenvorsitzenden.
An seinem 25.Geburtstag heiratete Hellmuth Harth seine Frau Margit. „Eigentlich haben wir heute auch 55-jähriges Ehejubiläum“ erzählt die Ehefrau des doppelten Jubilars. Aber das sei nicht so wichtig und ginge eigentlich nur sie selbst und ihren Mann etwas an. Sie lächelt, nippt an ihrem Sekt und beobachtet weiter die Enkel und Urenkel.
Als kleiner Junge bekam Hellmuth Harth von seinem Onkel eine Agfa Box geschenkt. Diese Kamera war der Beginn einer Leidenschaft: der Fotografie. Ob Reisen nach Ägypten, Marokko, Jugoslawien, der Sonnenaufgang am Berg Moses oder das Ortsgeschehen in Rothenfels – alles wird dokumentiert und archiviert. „Heute natürlich digital“, erklärt Harth und stellt stolz seine drei Computer und sein Foto- und Filmarchiv vor.
Von diesem Archiv profitiere auch das Rathaus, sagt Bürgermeister Michael Gram, einer der vielen Gratulanten. Er erwarte schon den Fotograf zur Eröffnung der Fischaufstiegsanlage an der Schleuse.