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PARTENSTEIN
Die innere Burg bleibt vorerst tabu
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Foto: Karl Anderlohr
Karl Anderlohr
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:57 Uhr

Von warmem Spätsommerwetter begünstigt, lockte das Grabungsfest auf der Burg Bartenstein am Sonntag zahlreiche Besucher aus nah und fern an.

Während die einen den herrlichen Blick vom Berg auf das Dorf Partenstein genossen oder sich an Speisen und Getränken gütlich taten – vor allem diejenigen, die auch in dieser Grabungssaison in vielfältigen Aufgaben mit daran beteiligt waren, ans Tageslicht zu bringen, was seit Jahrhunderten unter Schutt und Erdreich verborgen war – zeigten sich die anderen lebhaft interessiert daran, was der Leiter der Ausgrabungen, Harald Rosmanitz, bei Führungen im Burggelände über die Geschichte der Burg und das Ergebnis der Grabungen zu berichten wusste:

Nach 50 Jahren schon erweitert

Mit dem Bau von Burg Bartenstein – zunächst handelte es sich nur um einen Wohnturm, der von einer Palisade, von Wall und Graben umgeben war – wurde um 1220 begonnen. In die Zeit um 1270 ist die Steinmauer zu datieren, die im Zug der Erweiterung der Anlage errichtet wurde.

Nicht nur Glasscherben, sondern auch Teile von Glasschmelzhäfen wurden gefunden. Das deutet darauf hin, dass die Burg vor allem Verwaltungszentrum und „Finanzamt“ für Steuern und Abgaben war, die mit der Glasmacherei im Spessart zusammenhingen. Schirmherren der Glasmacher im Spessart waren die Grafen von Rieneck, die aus diesem Amt auch einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Einkünfte bezogen.

Nicht nur für die Geschichte der Rienecker, sondern für die ganze Geschichte des Spessarts ist das Jahr 1333 ein Eckdatum. Erbstreitigkeiten erreichten in diesem Jahr ihren Höhepunkt und ihr Ende. Folge des Friedensschlusses war, dass die Rienecker die Burg Bartenstein fortan mit den Grafen von Hanau und den Erzbischöfen von Mainz teilen mussten. Obwohl sie nicht mehr die alte Bedeutung hatte, wurde für die Vertreter der verschiedenen Herrschaften dort mehr Platz benötigt.

Kupferstich aus dem Jahr 1623

Wie die Anlage 300 Jahre später aussah, zeigt ein Kupferstich von Daniel Meisner aus dem Jahr 1623; etwa um dieselbe Zeit entstand eine schematische Skizze der Raumaufteilung.

Nach dem 30-jährigen Krieg hatte Burg Bartenstein jede Bedeutung verloren; sie wurde aufgegeben und diente den Einwohnern des Dorfes als Steinbruch. Zuletzt war von der ganzen Anlage nur noch ein Mauerrest des Burgturms zu sehen.

Die Ausgrabungen der letzten Jahre hatten unter anderem auch zum Ergebnis, dass die malerische Ansicht von 1623 nicht etwa der künstlerischen Fantasie des Kupferstechers entsprungen ist. Nach und nach konnten Fundamente und Mauerreste ergraben werden, die erstaunlich genau mit dem Stich übereinstimmen. Das gilt unter anderem für die imposante Toranlage. Selbst das Pflaster der Zufahrt ist sehr gut erhalten. Es soll erhalten und entsprechend gesichert werden.

Wand aus Schutt und Erde

Allerdings endet diese einstige Zufahrt heute unmittelbar hinter dem Tor vor einer Wand aus Schutt und Erde, denn der innere Bereich der Burg ist noch nicht freigelegt und das wird wohl auf absehbare Zeit so bleiben.

Nicht nur, weil die rüstigen Rentner, die vor über zehn Jahren als freiwillige Helfer die Grabung in Angriff nahmen, inzwischen in die Jahre gekommen sind und ihnen die Arbeit zunehmend schwerer fällt, sondern auch weil das Landesamt für Denkmalpflege für weitere Grabungsarbeiten im inneren Burgbereich keine Genehmigung erteilt hat.

Verborgene Überraschungen

Zu tun gibt es dennoch genug. Die zahlreichen Kleinfunde, die man bisher schon gemacht hat, müssen dokumentiert und wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Wobei damit zu rechnen ist, dass der innere Burgbereich für die Archäologen noch viele Überraschungen bereit hält.

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Foto: Karl Anderlohr
Auf dem gepflasterten Weg durchs ehemalige Tor, und dann ist Schluss: Im Geröll des Burginneren wird (vorerst) nicht weitergegraben, teilte Ausgrabungsleiter Harald Rosmanitz beim Burgfest in Partenstein mit.
Foto: Karl Anderlohr | Auf dem gepflasterten Weg durchs ehemalige Tor, und dann ist Schluss: Im Geröll des Burginneren wird (vorerst) nicht weitergegraben, teilte Ausgrabungsleiter Harald Rosmanitz beim Burgfest in Partenstein mit.
 
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